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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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können – Jane rang sich ein Lächeln ab und näherte sich ihm zielstrebig, wie ein Schiff in der Nacht einem Leuchtfeuer.
    »Wir kennen uns«, sagte er mit tiefer Stimme. »Oder?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Sie kommen mir bekannt vor.«
    »Mag sein. Rhode Island ist ein Dorf.« Sie lächelte über die Anspielung auf den Miniaturstaat und eine Redensart, die zeigte, dass sie zu den Eingeweihten gehörte.
    Er neigte den Kopf. »Emmylou.«
    »Entschuldigung?«
    »Sie mögen Emmylou Harris, die Country-Sängerin. Sie sind letzte Woche an meiner Plantage vorbeigefahren. Sie hatten ›Wrecking Ball‹ gespielt, in voller Lautstärke.«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis.« Sie errötete.
    »Das liegt an der Straße. Dort gibt es nicht viel Verkehr.«
    »Und was machen Sie hier?« Ihr Herz klopfte, und ihr Mund war trocken. Entweder war er der Mann, der Chloe adoptiert hatte, oder sein Bruder, und sie musste es in Erfahrung bringen.
    »Den pflichtbewussten Sohn spielen. Meine Mutter ist Ginny Chadwick. Normalerweise fühlt sie sich solchen Veranstaltungen nicht gewachsen, aber heute Abend wollte sie unbedingt herkommen. Sie hat sich die ganze Woche darauf gefreut.«
    »Sie sind kein Lehrer?«, fragte sie, ohne auf den Namen einzugehen, und wartete darauf, dass er sagte,
Ich bin Versicherungsagent.
    »
Nein.«
    Sie nickte, wartete ab, sah ihm in die Augen. Sie waren dunkelgrün, wie ein Fluss oder die Blätter eines Apfelbaumes, verhangen und schwermütig. Er war kein in sich ruhender, gelassener Mensch, so viel war gewiss. Sie nahm wahr, wie er kaum merklich die Stirn runzelte und die Zigarette unter seiner Stiefelspitze zermalmte.
    »Und was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?«
    »Ich bin Farmer.«
    Also Chloes Onkel. Jane stand wie angenagelt da, spürte, wie ein Schauer über ihren Rücken rann. Wenn sie in seine Augen blickte, war ihr, als betrachte sie sich im Spiegel. Sie sah Schmerz und Verlust darin, und während sie einen halben Schritt näher trat, wusste sie, dass ihre Empfindungen nichts mit Chloe zu tun hatten.
    »Und was ist mit Ihnen? Was machen Sie beruflich?«
    »Ich bin Konditorin.«
    Er lachte. »Backen Sie auch Apfelpasteten?«
    »Eine meiner Spezialitäten. Warum?«
    »Wir planen, den Obststand unserer Familie wieder zu eröffnen. Meine Nichte erklärte unlängst, dass wir auch Apfelpasteten verkaufen sollten, so wie früher.«
    »Ihre Nichte.« Jane holte tief Luft, hatte das Gefühl, als würde jede Zelle ihres Körpers dahinschmelzen.
    »Ja.« Blinzelnd, das grelle, gelborangefarbene Licht in den Augen, das Delikten auf dem Schulhof vorbeugen sollte, streckte er ihr die Hand entgegen. »Ich bin Dylan Chadwick.«
    »Jane Porter«, sagte sie, die Luft anhaltend. Sie beobachtete ihn genau, wartete auf eine Reaktion. War ihm ihr Name geläufig? Rein theoretisch hätte die Adoption streng vertraulich abgewickelt werden müssen, so dass ihr Name und ihre Herkunft nur seiner Mutter bekannt waren. Obwohl die Organisation Catholic Charities offiziell mit der Durchführung betraut war, wusste Jane, dass die Einzelheiten von ihrer und seiner Mutter in die Wege geleitet worden waren: Ein junges Mädchen, noch nicht in der Lage, ein Kind großzuziehen, und eine Frau, die unter ihrer Unfähigkeit litt, ein Kind zu empfangen; Diskretion war das A und O bei diesem Arrangement gewesen.
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Jane.«
    »Ganz meinerseits.«
    »Und was tun Sie hier?« Er deutete auf die Schule.
    »Ich habe meine Schwester begleitet«, sagte sie und dachte,
das ist meine Chance, das ist meine Chance
.
    Sie sah ihm in die Augen. Er runzelte die Stirn, als würde ihn ihr Blick an seine Nichte erinnern. Sie zitterte, spürte eine geradezu greifbare Verbindung zu ihrer Tochter.
    »Ihre Nichte mag also Apfelpasteten«, stellte sie fest.
    »Ja. Chloe.«
    »Ein hübscher Name.«
    Er nickte, verzichtete darauf zu erklären, aus welchem Grund er gewählt worden war. Sie fragte sich, ob er es überhaupt wusste …
    Jane steckte die Hände in die Taschen. Sie hoffte, dass er nicht sah, wie sie zitterten.
    »Es ist kalt, selbst für April«, sagte Dylan, der ihren Gefühlsaufruhr fälschlicherweise für Frösteln hielt.
    »Ja, in der Tat. Aber der Frühling ist bereits im Anmarsch. Es wird zunehmend wärmer.«
    Er sah nicht so aus, als sei er überzeugt. »Gehen Sie wieder hinein?«, fragte er mit einem Blick auf die Tür.
    »Gleich.«
    Jane wünschte sich, er möge Chloes Namen noch einmal erwähnen,

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