Tanz im Mondlicht
Körper aus, bis hinunter zu den Zehen. Gerade in diesem Augenblick kam ein Auto die Straße entlang. Jane zuckte zusammen – erschrocken starrte sie den Wagen an, als erwarte sie, die Person zu kennen, die ihn fuhr. Doch sie entspannte sich, als Mona – offensichtlich eine Unbekannte – dem Volvo ihrer Eltern entstieg. Chloe, durch Janes Reaktion abgelenkt, verpasste um ein Haar Monas großen Auftritt, die gekommen war, um ihrer Freundin zur Hand zu gehen.
»Sieht ganz so aus, als hättest du eine Assistentin bekommen«, sagte Jane.
»O Gott!«, keuchte Chloe. Da kam Mona: von Kopf bis Fuß in einen Plastik-Regenmantel gehüllt, die Kapuze über die Haare gezogen, mit einer Schutzbrille über ihren Augengläsern. Sie zog Gummihandschuhe an und reichte Chloe ebenfalls ein Paar.
»Zu spät.« Chloe wackelte mit ihren blauen Fingern.
»Schätzchen, Anstrichfarbe ist Gift für die Hände«, sagte Mona. Dann warf sie Jane ein Lächeln zu und hielt ihr das überzählige Paar Gummihandschuhe hin. »Was ist, machen Sie mit?«
»Ich denke, das überlasse ich lieber euch beiden«, erwiderte Jane und wich zurück.
»Nein, gehen Sie noch nicht«, hörte sich Chloe zu ihrer eigenen Überraschung sagen. »Das ist meine beste Freundin, Mona. Mona, das ist Jane.«
»Hallo«, sagte Mona.
»Oh, ich muss los«, erklärte Jane. »Meine Schwester ablösen – sie ist zu Hause bei meiner Mutter und braucht eine Verschnaufpause …«
»Oma-Hüten«, warf Mona feierlich ein und warf Chloe durch ihre Schutzbrille einen vielsagenden Blick zu. Chloe zuckte zusammen, hoffte, dass Jane die Bemerkung nicht als kränkend empfand.
»Unsere beiden Großmütter hatten letztes Jahr einen Schlaganfall«, erklärte Chloe. »Sie haben einiges mitgemacht.«
»Nun, sie können sich glücklich schätzen, Enkelinnen zu haben, die sich so um sie kümmern.«
Die Mädchen nickten. Chloe hörte, wie sich Onkel Dylans Traktor näherte. Sie deutete in die Richtung, aus der das Geräusch kam, aber Jane stieg bereits in ihren Wagen. Sie nahm hinter dem Lenkrad Platz und saß einen Moment reglos da, winkte Chloe durch die Windschutzscheibe zu. Chloe winkte zurück. Sie hatte einen eigentümlichen Kloß im Hals, als stünde sie auf dem Pier, um jemanden zu verabschieden, der sich anschickte, an Bord eines Schiffes zu gehen, um eine Seereise zu machen.
»Was ist in dem Korb?« Mona hob die blaugeblümte Serviette hoch.
Bevor Chloe antworten konnte, hauchte Mona: »Apfeltörtchen!«
»Apfelpasteten«, berichtigte Chloe.
»Und eine Visitenkarte.« Mona holte sie heraus, klemmte sie zwischen die Finger ihrer Hand, die noch immer in einem Gummihandschuh steckte. Der Handschuh war witzig. Er war mit protzigen falschen Diamantringen und einem Smaragdarmband verziert.
Chloe nahm die Karte, ohne auf ihre eigenen, mit Farbe verschmierten Finger zu achten, und las:
Calamity Bakery
512 West 22nd Street
New York, NY 10011
917-555-6402
»Ist das ihr Laden?«, fragte Mona.
Chloe blickte die Karte an und nickte. »Ich denke schon.«
»Calamity Jane – glaubst du, dass der Name zu ihr passt? Ist sie genauso wie diese sagenumwobene Wildwestheldin, die für ihre Schießkunst und Trinkfestigkeit berühmt war?«
»Ich glaube …« Chloe lächelte.
»Cool, für jemanden in ihrem Alter. Ihre Lederjacke gefiel mir auch.«
»Was ist denn hier los?«, rief Onkel Dylan, den Lärm des Traktors übertönend. Er schaltete in den Leerlauf und stieg aus. »Macht ihr Pause?«
»Deine Freundin ist auf einen Sprung vorbeigekommen.« Chloe deutete auf den Korb und zeigte ihm die Visitenkarte. Er bückte sich, um sie zu lesen, wollte sie ihr aus der Hand nehmen, aber Chloe ließ nicht los.
»Toll.« Er spähte in den Korb, zerrte immer noch an der Visitenkarte. »Ich wusste nicht, dass sie etwas mit der Calamity Bakery zu tun hat … die beste Konditorei in New York. Ich habe ihr nur erzählt, dass meine Nichte verrückt nach Apfelpasteten ist.«
»Verrückt nach Apfelpasteten«, sagte Mona und führte einen Veitstanz auf. Chloe verzieh ihr das Gehabe; sie wusste, dass Mona bis über beide Ohren in Onkel Dylan verknallt war.
»Sieht ganz so aus, als wolltest du ihre Visitenkarte behalten«, sagte er zu Chloe.
»Ja. Als Andenken. An die Erste, die am neuen Obststand haltgemacht hat. Weißt du, dass manche Restaurants die erste Dollarnote, die sie einnehmen, rahmen und aufhängen? Ich werde die erste Visitenkarte aufhängen, als Glücksbringer.«
»Wozu
Weitere Kostenlose Bücher