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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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»Die Goldamsel gehört zur Familie der
Oriolidae
. Wie die Baltimorevögel …«
     
    Sylvie hatte John zu sich nach Hause eingeladen, um Scrabble zu spielen, doch jetzt fragte sie sich, ob das eine gute Idee gewesen war. Ihre Mutter schien heute Abend in sehr schlechter Verfassung zu sein. Sie fühlte sich schwach, und Sylvie hatte ihre Blutzuckerwerte überprüft. Der Insulinspiegel war zu hoch, und Sylvie hatte zwei Esslöffel Zucker in einem Glas Orangensaft aufgelöst. Jane hatte die ganze Zeit nichts weiter getan, als am Bett ihrer Mutter zu sitzen.
    Als Sylvie nun wieder unten war, traf sie die nötigen Vorbereitungen. Sie stellte Knabbergebäck auf ein Tablett, holte den Eiswürfelbehälter heraus und sah nach, ob sowohl Sodawasser als auch Bier im Kühlschrank waren. Sie prüfte das Licht im Wohnzimmer: Es sollte nicht zu hell sein. Als sie einen rosafarbenen Schal über den Lampenschirm drapierte, hörte sie Jane lachen.
    »Keine Bange. Du hast eine wundervolle Haut. Schummrige Beleuchtung ist nicht nötig.«
    »Ich habe Fältchen unter den Augen.« Sylvie musterte ihre ältere Schwester, die immer noch wie fünfundzwanzig wirkte. »Ich hätte keine Sonnenbäder nehmen sollen.«
    »Du würdest die herrlichen Zeiten am Strand gegen eine makellose Haut eintauschen? Zerbrich dir deswegen nicht den Kopf. Ich bin sicher, er findet dich bildhübsch.«
    Sylvie errötete, warf ihrer Schwester einen raschen Blick zu. Jane lächelte mit sichtbarer Zuneigung, die Sylvie mitten ins Herz traf.
    »Wann kommt er denn?«, fragte Jane.
    »Um acht. Möchtest du mitspielen?«
    Jane schüttelte den Kopf. »Nein, ich bleibe oben, für den Fall, dass Mom etwas braucht.«
    »Ihre Blutzuckerwerte sind seit einiger Zeit ziemlich schwankend. Sie hat Gewicht verloren, und ich denke, sie bekommt zu viel Insulin. Ich werde mich gleich morgen mit dem Arzt in Verbindung setzen.«
    »Es sind nicht nur ihre Blutzuckerwerte, Sylvie.«
    »Aber in erster Linie …«
    »Sie spielt mit der Puppe«, sagte Jane.
    »Nein. Sie nimmt sie nur hin und wieder in den Arm.«
    Jane holte tief Luft. Oben, in ihrem Zimmer, führte ihre Mutter Selbstgespräche. Oder redete mit der Puppe. Sylvie fühlte sich verunsichert, und es schmerzte, ihre Schwester anzuschauen und so zu tun, als sei alles in bester Ordnung. Sie hatte Angst vor Veränderungen. Sie wollte ihre Mutter nicht weggeben und sah, wie Jane sich um eine diplomatische Formulierung der Frage bemühte.
    »Nur zu. Ich weiß, was du denkst.«
    »Und das wäre?«, fragte Jane.
    »Dass sie immer mehr abbaut. Du kannst es gar nicht mehr erwarten, sie ins Heim zu stecken …«
    Jane hob fragend die Brauen. Sie wartete schweigend, so dass Sylvie ihren eigenen Worten nachspüren konnte.
    Frustriert drehte sich Sylvie zur Frühstückstheke um und begann, Mandeln und getrocknete Aprikosen auf einem Teller anzurichten.
    »Syl, hast du gemerkt, was vorhin passiert ist? Zuerst war sie hellwach und geistig hundertprozentig präsent, und mit einem Mal führt sie sich auf wie ein kleines Kind.«
    Sylvie nickte mit zusammengepressten Lippen. »Sie hat sich aufgeregt.« Die Worte hingen in der Luft, klangen vorwurfsvoll.
    Janes Augen wurden schmal. »Meinetwegen?«
    »Was hast du erwartet? Warum musstest du sie auch mit deinen Fragen bedrängen!«
    »Weil sie nie beantwortet wurden. Mom wurde immer mehr abwesend, bevor sie Auskunft geben konnte. Was weißt du über sie?«
    »Sie?«
    »Dylan Chadwick und seine Familie.«
    Sylvie warf einen Blick auf die Uhr. John würde erst in einer Viertelstunde kommen. Das Gespräch mit ihrer Schwester kam ihr wie eine gefährliche Gratwanderung vor. »Ehrlich, Jane – was soll das?«
    »Sag es mir einfach, ja? Bitte.«
    Sylvie atmete aus. »Es ging um einen Drogenprozess, und ich glaube, er hatte die Aufgabe, einen Kronzeugen zu schützen. Seine Familie befand sich in Gefahr, und er wollte sie in Sicherheit bringen, weg von New York …«
    »War er dabei? Musste er das Ganze mit ansehen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Sylvie, erschrocken über den Tonfall ihrer Schwester. »Ich kenne nur einen Teil, nicht die ganze Geschichte. Warum fragst du?«
    »Weil ich es wissen möchte.«
    »Diese Leute haben nichts mit uns zu tun. Denk nicht mehr an sie.«
    Jane lachte.
    »Was findest du so komisch?«
    »Dich. Du erzählst mir, sie hätten nichts mit uns zu tun. Mit mir haben sie aber
sehr viel
zu tun.«
    »Das ist lange her. Du solltest die Vergangenheit ruhen lassen … und nach vorn

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