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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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die Narragansett Bay, und die Streifenbarsche verenden.«
    »Alles meinetwegen«, meinte er sarkastisch.
    »Wenigstens siehst du, was du angerichtet hast. Das ist doch schon was. Und komm ja nicht auf die Idee, uns wegen deiner Verletzung auf Schadenersatz zu verklagen. Du hast dich unbefugt auf unserem Besitz aufgehalten. Lass mich dein Handgelenk anschauen.«
    Er schnaubte. »Schon gut.«
    Sie sah ihn an. Er überragte sie um Längen. Er musste mindestens einen Meter achtzig groß sein. Seine Haare waren hellblond; eine Strähne fiel ihm in die Augen. Die grün waren. Leuchtend grün, geradezu unheimlich, so richtig zum Gruseln – wie die Augen einer Katze. Chloe spürte, wie ihr ganzer Körper zu prickeln begann, hatte das Gefühl, ihn zu kennen: als wären sie beide in einem früheren ihrer neun Leben Katzen gewesen.
    »Was starrst du mich so an?«
    »Ähm, du kommst mir irgendwie bekannt vor«, antwortete sie.
    »Ich bin auf der Twin Rivers High. Willst du meinen Führerschein sehen?«
    »Nicht nötig.«
    »Tatsächlich? Du führst dich auf wie ein Bulle.«
    »Entschuldige, aber das ist Privatbesitz. Hast du nicht die Schilder mit der Aufschrift: ›Betreten verboten‹ gesehen?«
    »Hier fahren doch alle Motorrad.«
    »Na und? Würdest du auch von der Newport Bridge springen, wenn es alle täten?«
    Er lachte, blickte sie an, als wäre er wider Willen belustigt. »In welche Klasse gehst du? In die neunte?«
    »Ja.«
    »Wieso hörst du dich so an, als wärst du zweiundsechzig, du Schlauberger?«
    »Wenn du meinst, du könntest mich damit beleidigen, tust du mir leid. Für die meisten Leute ist schlau sein eine erstrebenswerte Eigenschaft. Und jetzt lass mich endlich deine Hand anschauen.«
    »Vergiss es«, sagte er, sie mit der anderen Hand stützend.
    »Jetzt mach schon. Ich habe mich mein ganzes Leben lang um gebrochene Pfoten gekümmert. Katzen, Kaninchen … was soll bei deiner schon anders sein? Wahrscheinlich kann ich sie nicht schienen, es sei denn, du meinst, der Stiel von einem Eis und Klebestreifen genügen. Aber ich kann feststellen, was mit deiner Hand ist.«
    »Nur über meine Leiche; so weit kommt es noch, dass so eine dahergelaufene, superschlaue Baum- und Tierschützerin …«, begann er.
    In ebendiesem Augenblick hörten sie Zweige knacken und Schritte aus der Richtung, in der sich das Haus ihres Onkels befand. »Wer ist da?«, rief Onkel Dylan.
    Der Fremde versteifte sich. Er bückte sich, um sein Motorrad aufzuheben. Chloe wusste, dass er sich aus dem Staub machen wollte, aber er schien benommen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Einen Moment lang fühlte sie sich hin- und hergerissen. Onkel Dylan gehörte zu ihrer Familie, doch hatte sie aus irgendeinem Grund das Bedürfnis, den jungen Mann zu beschützen. Sie legte den Finger an die Lippen und bedeutete ihm, sich zu ducken. Sie kauerten sich zusammen.
    »Wer ist das?«
    »Der Verwalter«, flüsterte Chloe. »Keinen Muckser. Er ist bewaffnet.«
    »Scheiße.«
    »Genau. Pssst.«
    Onkel Dylan war ungefähr fünfzig Meter entfernt. Chloe hörte, wie er durch das Gras stapfte. Sie fragte sich, ob er das Öl roch. Aber der Wind blies in die falsche Richtung. Ihr war klar, dass sie ihn eigentlich herbeirufen sollte – er hatte sich schon das ganze Frühjahr über die Motorradfahrer mit ihren Geländemaschinen geärgert. Doch der Junge mit den grünen Augen kauerte direkt neben ihr, und Chloe hatte nie zuvor etwas Ähnliches erlebt. Sie zitterte unaufhörlich, obwohl es nicht kalt war.
    »Versteck dich nur«, rief ihr Onkel. »Denn wenn ich dich erwische, wirst du dir wünschen, du wärst nie auf meinem Gelände herumgefahren.«
    »Er meint es ernst«, sagte Chloe.
    »Was wird er tun? Mich erschießen?«
    »Möglich. Er war U. S.-Marshal.«
    »Wie Tommy Lee Jones?«
    Chloe schüttelte den Kopf. »Doppelt so abgebrüht. Verglichen mit ihm wirkt Tommy Lee Jones wie eine Memme. Er ist Experte im Aufspüren von Verbrechern …«
    Sie hörten, wie er näher kam. Chloe zog den Kopf ein; der Junge folgte ihrem Beispiel. Ihre Gesichter waren dicht beieinander. Sie nahm seinen Geruch wahr. Er roch nach Leder und Schweiß. Eine Kombination, die ein Kribbeln auf ihrem Scheitel auslöste. Sie hatten keine andere Wahl, als sich in die Augen zu schauen. Chloe war, als tauche sie in ein Becken mit grünem Wasser ein.
    Er lächelte. So berückend, dass sie fürchtete, den Verstand zu verlieren. Seine Zähne waren makellos. Sie erwiderte das

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