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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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war.
    »Oh«, flüsterte sie. Das war alles, und es war genug: Es sagte mehr als tausend Worte. Zeke nahm ihre Hand. Der Verband an seinem Handgelenk war verschwunden. Seine Handflächen und Fingerspitzen fühlten sich rauh an, vermutlich vom vielen Surfen im Meer. Er führte sie durch den Bach. Er trug Motorradstiefel, während sie weiße Laufschuhe anhatte – schmutzige, tropfnasse weiße Laufschuhe.
    Es war ihr egal. Sie fand es lustig und romantisch. Als sie die kleine Anhöhe erklommen, juckten ihre Knöchel, als würde das nächtliche Ungeziefer von nasser Haut angezogen. Das hohe Gras kitzelte ihre Waden. Zwei Hirsche grasten zu ihrer Linken, offensichtlich ein Paar. Sie zupfte Zeke am T-Shirt.
    »Sind sie nicht wunderschön?«, fragte sie und deutete auf die beiden.
    Er antwortete nicht, sondern küsste sie abermals, noch eindringlicher und zärtlicher als zuvor.
    Die Tiere schienen sich keiner Gefahr bewusst, obwohl sie die Gegenwart von Menschen wittern mussten. Chloe merkte, wie sie innerlich erschauerte: das war ein gutes Zeichen, wie ein Segen der Natur. Sie schienen Zeke zu mögen, sonst wären sie davongelaufen. Manchmal dachte Chloe an ihre leibliche Mutter, wenn sie Rotwild sah: Sie war vermutlich genauso anmutig und schön, mit großen Augen und viel Geduld. Sie würde sich nahtlos in die Natur einfügen.
    Wenn sie Zeke umarmte, fühlte sie sich wie ein Teil der Natur. Seine Umarmung war ungeheuer romantisch. Zart – als fürchte er, sie mit seiner Stärke zu erdrücken, und leidenschaftlich zugleich – als hätte er keinen größeren Wunsch, als sie die ganze Nacht zu küssen. Seine Lippen waren heiß und köstlich. Die Stelle, an der sie sich befanden, war von der Kuppel der Scheune nicht sichtbar, und Chloe war froh darüber. Sie wollte nicht, dass irgendjemand sah, was hier geschah.
    »Chloe«, sagte er, die mit ›Z‹ beginnenden Namen vergessend.
    Sie konnte nicht sprechen, weil sein Mund den ihren verschloss. Etwas Großes und Hartes in seiner Hose drückte gegen ihr Bein. Sie wusste, was es war. Es erregte sie ein wenig, machte ihr aber auch ein bisschen Angst. Sie stellte sich vor, was Mona sagen würde. Sie verbannte Mona aus ihren Gedanken, aber sie kehrte immer wieder zurück und gab ihr das Gefühl, lachen zu müssen: Dieses Ding war
hart.
Wie mochte es sein, wenn man ein Junge war und urplötzlich, ohne große Vorwarnung, wurde ein Teil deines Körpers zu Stein?
    Das musste sich seltsam anfühlen. Und sehr unangenehm sein. Chloe kicherte, dann war sie schrecklich verlegen. Sie hoffte, Zeke würde glauben, dass sie sich nur geräuspert hatte. Sie war ein wenig nervös: Sie hoffte, dass sie ihn nicht anschauen musste. Sie fühlte sich noch nicht so weit, ihn anzuschauen.
    Nun ließ Zeke sie auf den Boden gleiten. Er klopfte das Gras nieder, bereitete ein Nest: Das gefiel Chloe. Er verstand die Natur; genauso machten es Rehe, wenn sie sich gemeinsam niederlegen wollten. Chloe steckte ihre Nase in seinen Nacken und sog schnüffelnd die Luft ein, als wäre sie ein Tier. Der Drang überfiel sie einfach, war übermächtig.
    Seine Hände griffen nach oben, unter ihr hauchdünnes T-Shirt. Sie drängte sich diesem Gefühl entgegen, dann nahm sie sich gewaltsam zurück: Die Empfindung war zu stark. Nun öffnete eine Hand ihren Reißverschluss, und er führte ihre Hand zur Vorderseite seiner Hose. Seine Jeans hatte Knöpfe. Fünf an der Zahl. Das harte Ding presste sich gegen sie. Sie fühlte sich ungemein befangen. Sie wollte nicht wirklich, dass es befreit wurde, aber sie wusste, er erwartete, dass sie ihm genau dabei half. Ihre Hand schien wie gelähmt. Sie versuchte mit schierer Willenskraft, ihre Finger in Bewegung zu setzen, aber sie gehorchten nicht. Er führte sie und flüsterte: »Zieh einfach!«
    Was meinte er? Sie verspürte einen Anflug von Angst. Sie hatte Angst, dumm zu erscheinen. Mädchen sollten eigentlich wissen, wie so etwas geht, oder? Wenn ein Junge »Zieh einfach!« sagte, sollten Mädchen wissen, woran sie ziehen mussten. Abgesehen davon sollten sie
Lust haben,
»einfach zu ziehen«. Was stimmte nicht mit ihr, dass sie kein solches Bedürfnis verspürte? Sie hielt ein Auge offen, während sie versuchte, ihre Finger in Bewegung zu setzen, und beobachtete, was Zeke tat: Er zog an der Vorderseite seiner Jeans, mit einem kräftigen Ruck, und alle fünf Knöpfe sprangen auf.
    Sie lachte beinahe, weil sie so begriffsstutzig gewesen war, doch dann sah sie, was sich darin

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