Tanz ins Glück
in Ordnung?" fragte der Mann, der neben ihr ging.
"Ja."
Sie rang sich ein Lächeln ab. Sich daran zu erinnern, wie Ramon
sie getäuscht hatte, war schmerzlich, aber nützlich.
Während ihrer Zeit im Mama Rita's hatte sie von einem Tag bis
zum nächsten gedacht. Jetzt musste sie ihr Leben planen, und ihr
Retter konnte darin keine Rolle spielen. Sie würde ihm ewig
dankbar sein, aber sie hatte nicht vor, sich ein zweites Mal völlig
lächerlich zu machen, ganz gleich, wie attraktiv er war.
Überrascht
sah sie, dass sie den Yachthafen erreicht hatten. Ramon hatte sie
hierher gebracht. Sie hatten im Kasino zu Abend gegessen, danach
hatte Ramon Blackjack gespielt und verloren. Chellie hatte es seinem
Pech zugeschrieben, dass er so übellaunig gewesen war,
inzwischen war ihr jedoch klar, dass er darüber gegrübelt
hatte, wie er sie sitzen lassen und verschwinden konnte. Ihr
Schicksal war besiegelt gewesen, sobald sie ihm erzählt hatte,
dass ihr Treuhandvermögen erst an ihrem fünfunddreißigsten
Geburtstag verfügbar würde, wenn sie gegen die Wünsche
ihres Vaters heiratete. Ramon hatte schockiert ausgesehen, aber gut
verborgen, wie wütend er gewesen war.
Er
hatte jedes Recht, wütend zu sein, dachte Chellie ironisch. Er
hatte viel Zeit und Mühe investiert, um sich eine reiche Erbin
zu schnappen, und dann hatte er feststellen müssen, dass sie
keinen lumpigen Heller besaß. Dass ihr Vater sein Geld benutzt
hatte, um ihr Leben zu kontrollieren. Er hatte ihr nicht erlaubt,
eine Ausbildung zu machen, die es ihr ermöglicht hätte,
sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Taschengeld hatte sie
bekommen. "Ehefrau eines reichen Mannes" war der einzige
Beruf, auf den sie vorbereitet worden war.
Chellie
verzog sarkastisch den Mund. Hier im Yachthafen waren viele
potenzielle Bräutigame. Auf den Luxusyachten wurde gefeiert. Sie
hörte Gelächter und das Klirren von Gläsern, sah
Designermode und Juwelen. Wenn sie vor zwei Monaten, vor ihrer
Beziehung mit Ramon, nach Santo Martino gekommen wäre, dann wäre
sie wahrscheinlich Gast auf einem der Boote gewesen, hätte
tagsüber an ihrer Sonnenbräune gearbeitet und abends ihre
eigenen Designerkleider vorgeführt.
Plötzlich
fragte sie sich, was wohl passieren würde, wenn sie eine der
Gangways hochgehen und sagen würde, sie sei Clive Greers Tochter
und brauche Hilfe. Fast hätte sie sich von ihrem Begleiter
losgerissen und es versucht. Aber nur fast. Ohne ihren Reisepass
würde sie nicht weit kommen, selbst wenn die Leute bereit wären,
ihr zu helfen. Und so, wie sie aussah, mit einer Frisur wie ein
schlecht gemähter Rasen, würde ihr sowieso keiner glauben.
Sie hatte die geringschätzigen Blicke schon bemerkt, die ihnen
zugeworfen wurden.
"Los,
Sängerin, heute Abend ist nicht der richtige Zeitpunkt für
Cocktails", sagte er belustigt.
Jetzt
kann er also auch noch Gedanken lesen, dachte Chellie mürrisch.
"Die Leute starren uns an."
"Nicht
mehr lange. Dort liegt unsere Yacht, 'La Belle Rêve'."
Chellies
Augen wurden groß. Die Motoryacht war doppelt so groß,
wie sie gedacht hatte, und brauchte den Vergleich mit den anderen
Booten im Hafen nicht zu scheuen. "Die überführst du
nach St. Hilaire?" fragte sie schwach.
"Traust
du mir das nicht zu?" Er klang amüsiert.
"Doch,
ich glaube, du bist zu allem fähig."
Ein
Mann wartete oben an der Gangway. Er hatte eine dunkle Haut, lockiges
schwarzes Haar und trug abgeschnittene Jeans und eine Jeansweste.
" Mon ami , ich habe angefangen, mir Sorgen um dich zu
machen", sagte er lächelnd zu Chellies Begleiter, "aber
jetzt verstehe ich den Grund für deine Verspätung." Er
nahm Chellies Hand. "Mademoiselle, ich bin Laurent Massim. Enchanté . Darf ich Ihren Namen erfahren?"
Als
sie zögerte, sagte der Mann neben ihr: "Laut ihres
Reisepasses ist sie Michelle Greer, und sie ist der neue
Schiffskoch."
Chellie
biss sich auf die Lippe. Natürlich hatte niemals die Möglichkeit
bestanden, ihre Identität zu verheimlichen. Zum Glück hatte
er anscheinend den Zusammenhang nicht hergestellt. Wer erwartete auch
schon, dass die Tochter eines Großindustriellen in einem
Stripteaselokal in Südamerika arbeitete? Tja, dachte sie, lange
möge er unwissend bleiben. Sie blickte ihn herausfordernd an.
"Und wie heißt du? Oder ist dein Name ein Geheimnis?"
"Keineswegs.
Ash Brennan. Es ist vielleicht besser, wenn du unter Deck gehst,
bevor jemand bemerkt, dass wir einen Passagier haben."
"Danke."
Plötzlich war sie nur noch
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