Tanz ins Glück
Geschäften nachgegangen waren.
Wenn
sie ihm in London begegnet wäre oder auf "Aynsbridge",
hätte sie ihn nicht genauer angesehen. Es sei denn, er hätte
dich zuerst angesehen und du hättest plötzlich
festgestellt, dass du den Blick nicht von ihm losreißen kannst,
sagte eine listige innere Stimme.
Mein
Problem ist, dass ich an sofortige sexuelle Anziehungskraft nicht
gewöhnt bin, dachte Chellie. Sie hatte so etwas immer als billig
abgeschrieben. Sich gern haben sollte zuerst kommen. Eine geistige
Übereinstimmung, aus der wahre Liebe werden konnte. Und wie
erklärte sie dann die Sache mit Ramon?
Eine
Pechsträhne, vermutlich. Sie hatte verzweifelt nach einer
Möglichkeit gesucht, das Joch ihres Vaters abzuschütteln
und sich von der verdummenden Langeweile ihres Lebens zu befreien.
Nonstop auf Partys zu gehen hatte sie nicht weitergebracht.
Chellie
rebellierte auch dagegen, dass ihr Vater ihr unbedingt Jeffrey
Chilham als Ehemann aufdrängen wollte. Es wäre eine rein
dynastische Ehe. Der Witwer, zwanzig Jahre älter als sie, würde
die Leitung des Unternehmens übernehmen, wenn sich Sir Clive zur
Ruhe setzte. Nur eine vollständige
Persönlichkeitstransplantation konnte Jeffrey helfen. Er war
korrekt, würdig und so nachsichtig ihr gegenüber, dass sich
Chellie oft danach sehnte, sich schreiend auf ihn zu stürzen.
Sie wollte ihren Vater davon überzeugen, dass sie ein Mensch mit
eigenem Recht und unverkäuflich war und sich selbst einen
Ehemann suchen konnte. Also ließ sie mehrere völlig
ungeeignete junge Männer vor ihm aufmarschieren. Heiraten wollte
sie keinen von ihnen, dennoch tat es weh, einen nach dem anderen
verschwinden zu sehen, nachdem ihr Vater sie gesellschaftlich kalt
gestellt hatte.
Die
Klatschkolumnisten hatten ihren Spaß mit Chellie. Ihre
Kommentare wurden immer abfälliger, als eine Beziehung nach der
anderen zu Ende ging. Chellie wurde als herzloses reiches Luder
dargestellt, das auf Männern herumkaute und sie wieder
ausspuckte. Liebe und Heirat würde sie nur als ein Spiel für
ihr Ego betrachten.
Ramon
war anders. Er ließ sich von Sir Clives eisiger Missbilligung
nicht einschüchtern, was ihm bei Chellie sofort Megapunkte
einbrachte. Sie ahnte nicht, dass er sie einfach sorgfältig und
skrupellos anvisiert hatte.
Er
sprach Englisch mit einem weichen spanischen Akzent und hatte eine
tiefe Stimme, die sie wie dunkler Samt zu liebkosen schien. Und er
zeigte ihr, dass ein anderes Leben außerhalb der Obhut ihres
Vaters möglich war. Ramon erzählte ihr von Regenwäldern
und Flüssen, die so breit wie Meere waren. Von estancias mit
Tausenden von Acres Weideland, von dem Haus, das er als einziger Sohn
seines Vaters geerbt hatte, und den Obstund Kaffeeplantagen, die es
umgaben. Und natürlich sprach er von der Frau, die er dort an
seiner Seite brauchte.
Wie
durch ein Wunder war anscheinend sie diese Frau. Ramon umwarb sie
feinfühlig und respektvoll und weckte ihre Sinnlichkeit. Chellie
war sein Engel auf einem Podest und sollte immer vergöttert
werden. Er machte ihr einen Traum schmackhaft, und sie dachte nicht
einmal daran, zu fragen, wer diese großen Plantagen leitete,
während er in Europa war. Sie sah sich schon mit Ramon durch die
weite, sonnenüberflutete Landschaft reiten.
Über
Geld sprachen sie nicht. Er war gut angezogen, hatte eine Wohnung im
richtigen Teil der Stadt, wurde in den besten Restaurants gesichtet
und fuhr ein schnelles Auto. Naiv setzte Chellie sein Gerede vom
Familienbesitz mit Solvenz gleich und nahm an, dass ihm ihr Status
als reiche Erbin unwichtig war.
Der
Widerstand ihres Vaters bestärkte sie nur in ihrer Überzeugung,
dass sie sich nichts weiter wünschte als das Leben mit Ramon,
das er so lyrisch beschrieb. Schließlich verbot ihr Sir Clive,
Ramon auch nur wiederzusehen, was ihr die Entscheidung, mit ihm
durchzubrennen, nahezu abnahm. Wenn ihr Vater nicht jeden Mann außer
Jeffrey pauschal verurteilt hätte, wäre sie vielleicht
vernünftiger mit seinem Widerstand umgegangen und hätte
sogar das Dossier gelesen, das er zweifellos über Ramon angelegt
hatte. Stattdessen ignorierte sie Sir Clives Warnungen und die
Drohung, er würde sie aus seinem Leben verbannen und sie
mittellos machen, wenn sie ihm nicht gehorchte.
Chellie
hatte geglaubt, er würde einlenken und zugeben, dass er sich
geirrt hatte, sobald er sie glücklich verheiratet erlebte und
Enkelkinder hatte. Tatsächlich hatte sie alles in rosarotem
Licht gesehen. Sie seufzte.
"Bist
du
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