Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz ins große Glueck

Tanz ins große Glueck

Titel: Tanz ins große Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
dann waren sie plötzlich wieder getrennt.
    Ruth stand nackt vor ihm. Sie versuchte nicht einmal, sich zu bedecken. Sie wusste, dass Nick bereits ihre Seele gesehen hatte, es war also nicht nötig, ihren Körper zu verbergen.
    Langsam ließ er seinen Blick über ihren Körper gleiten, als ob er sich jeden Zentimeter von ihr einprägen wollte. Dann sah er wieder in ihr Gesicht. Zorn blitzte aus seinen Augen. Ohne ein Wort drehte er sich um und verließ das Zimmer.
    Ruth hörte die Eingangstür zufallen und wusste, dass Nick gegangen war.

3. KAPITEL
    "Und eins - und zwei - und drei - und vier."
    Ruth führte die Positionen aus, wie Nick sie angab. Nach stundenlangem Proben empfand ihr Körper den Schmerz nicht mehr. Ihre Glieder waren wie taub. Die knappen vier Stunden Schlaf waren nicht genug gewesen, um sie erfrischt aufstehen zu lassen. Bis in die frühen Morgenstunden hatte sie es auf der lauten, verqualmten Party ausgehalten. Ihr eigener Ärger und das Bedürfnis, trotzig zu sein, waren der Grund für ein derart unvernünftiges Verhalten. Und so blieb sie an diesem Morgen beim Tanzen weit unter ihrem üblichen Niveau.
    Von Nick kam keine vernichtende Kritik, kein
    Zornesausbruch. Er rief einfach nur immer wieder und immer wieder die einzelnen Positionen. Er schrie nicht, wenn sie das Timing verpatzte, fluchte auch nicht, wenn ihre Pirouetten und Attitüden ein wenig wackelig gerieten. Als er sich mit ihr als Partner zusammentat, gab es weder böse Bemerkungen noch Spott.
    Es wäre einfacher, dachte Ruth, als sie sich auf der ganzen Spitze zu einer langsamen Arabeske streckte, wenn er mich anschreien oder mich ausschimpfen würde, weil ich seine Warnung in den Wind geschlagen habe.
    Wenn er geschrien hätte, hätte sie zurückschreien können und wäre dadurch ein wenig von dem Zorn gegen sich selbst losgeworden. Aber er gab ihr keinen Anlass während der Unterweisungen und während der Stunden der Proben, um in Wut zu geraten. Jedes Mal, wenn sich ihre Blicke begegneten, schien Nick durch sie hindurchzusehen. Sie war für ihn nur ein Körper, ein Ding, das sich zur Musik bewegte.
    Als Nick schließlich eine Pause einlegte, ging Ruth zum Ende des Saals, setzte sich auf den Boden, zog die Knie bis zur Brust hoch und legte die Stirn auf die Knie. Ihre Füße schmerzten, aber sie hatte keine Kraft, um sie zu massieren. Als jemand ihr ein Handtuch um den Nacken legte, blickte sie auf.
    "Francie." Ruth brachte ein dankbares Lächeln zu Stande.
    "Du siehst erschöpft aus."
    "Das bin ich auch", erwiderte Ruth. Sie nahm das Handtuch, um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen.
    Francie Myers war eine talentierte Tänzerin, mit der Ruth als Erste in der Truppe Freundschaft geschlossen hatte. Sie war klein und schmal mit weichem rehbraunem Haar und
    aufmerksam dreinblickenden schwarzen Augen. Sie arbeitete hart an sich und verlor einen Liebhaber nach dem anderen, was sie aber mit Heiterkeit trug. Ruth bewunderte ihre
    unerschrockene Ehrlichkeit und ihren Optimismus.
    "Bist du krank?" erkundigte Francie sich mitfühlend und steckte sich einen Kaugummi in den Mund.
    Ruth lehnte den Kopf gegen die Wand. Jemand klimperte auf dem Flügel. Im Saal summte es vor Unterhaltung und Musik.
    "Ich bin bis drei Uhr morgens auf einer schrecklichen Party gewesen, wo es von Menschen wimmelte."
    "Hört sich nach Spaß an." Francie streckte ihr Bein, um mit den Zehen die Wand vor ihr zu berühren, dann stellte sie den Fuß wieder auf. Sie warf einen Blick auf Ruths dunkel umränderte Augen. "Aber es war wohl nicht der richtige Zeitpunkt dafür, was?"
    Ruth schüttelte den Kopf und seufzte. "Ich wollte ursprünglich nicht einmal hingehen."
    "Und warum hast du es dann getan?"
    "Aus Halsstarrigkeit", murmelte Ruth und blickte verstohlen zu Nick hinüber.
    "Das nimmt dem Spaß die Freude." Francie sah sich im Saal um und entdeckte eine elegante Blondine in einem blassblauen Trikot. "Leah hatte einige Bemerkungen über deinen Stil heute gemacht."
    Ruth folgte Francies Blick. Leah hatte sich ihr goldblondes Haar aus dem Gesicht gekämmt und zu einem strengen Knoten gewunden. Sie sprach gerade auf Nick ein, wobei sie anmutig mit ihren schlanken Händen gestikulierte.
    "Das überrascht mich nicht."
    "Du weißt, wie sehr es ihr darum ging, den Solopart in diesem Ballett zu bekommen", fuhr Francie fort. "Nicht einmal die Rolle der Aurora hat sie besänftigen können. Nick tanzt nicht im Schwanensee."
    "Konkurrenz hält die Truppe lebendig", meinte

Weitere Kostenlose Bücher