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Tanz ins große Glueck

Tanz ins große Glueck

Titel: Tanz ins große Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dass er Recht hatte."
    "Das hat er fast immer", erwiderte Lindsay trocken. "Und es ist einer seiner weniger liebenswerten Charakterzüge."
    "Lindsay ..." Ruth zögerte. "Als du bei der Truppe gewesen bist, hast du dich zu Nick - hingezogen gefühlt?" fragte sie dann schnell, ehe sie es sich anders überlegen konnte.
    Lindsay antwortete nicht gleich. "Ja, natürlich", sagte sie dann. "Es ist beinahe unmöglich, sich nicht zu ihm hingezogen zu fühlen. Er ist die Sorte Mann, der Menschen nun mal anzieht."
    "Ja, aber ..." Wieder zögerte Ruth. Sie suchte nach den richtigen Worten. "Was ich meinte, ist ..."
    "Ich weiß, was du meintest", kam Lindsay ihr entgegen. "Und ja, ich habe mich einmal sehr zu ihm hingezogen gefühlt."
    "Ich glaube, du bist ihm vertrauter als sonst irgend jemand", sagte Ruth leise.
    "Vielleicht." Lindsay dachte einen Moment nach. "Nick ist ein sehr verschlossener Mensch", sagte sie schließlich.
    Ruth nickte. Diese Feststellung war absolut richtig. Nick konnte sein Äußerstes an die Truppe geben, war gesprächig auf Partys, mitteilsam bei Pressekonferenzen und ohne Hemmungen seinem Publikum gegenüber. Er konnte dem Einzelnen mit seiner Aufmerksamkeit schmeicheln, aber er war erstaunlich zurückhaltend, wenn es um sein persönliches Leben ging. Ja, er ließ so gut wie niemanden an sich heran. Auf einmal fühlte Ruth sich sehr allein.
    "Lindsay, würdest du bitte mit Onkel Seth zur Premiere kommen? Ich weiß, dass es nicht leicht ist, mit den Kindern, der Schule und der Arbeit, aber - ich brauche dich."
    "Natürlich." Lindsay stimmte zu, ohne Fragen zu stellen.
    "Wir werden da sein", versprach sie;
    Nachdem Ruth den Hörer aufgelegt hatte, saß sie noch eine ganze Weile still da. Sie fühlte sich nach dem Gespräch wesentlich besser. Schon allein mit Lindsay zu sprechen beruhigte sie. Lindsay war ihr mehr als Familie, sie war ebenfalls Balletttänzerin. Und sie kannte Nick.
    Auf einmal wusste Ruth, was sie zu tun hatte. Sie rutschte vom Bett, nahm ein Trikot aus der Schublade der Kommode und zog es an.
    Als Ruth das sechsstöckige Gebäude betrat, in dem das Ballettzentrum untergebracht war, war es kurz vor sieben Uhr abends. Es gab allerdings immer noch einige von der Truppe, die umherliefen. Sie nahm den Lift nach oben, während sie in ihrem Kopf bereits die Tanzschritte ihrer neuen Rolle durchging.
    Sie wollte hart arbeiten.
    Sie hörte die Musik, noch ehe sie die Tür zum Probenraum auf stieß. Der Saal schien ohne die Tänzer immer größer zu sein.
    Schweigend stand sie in der Tür und beobachtete.
    Nikolai Dawidows Sprünge waren einzigartig. Er sprang wie von einer unsichtbaren Kraft angetrieben, und es wirkte, als ob er in der Luft im Spagat stehen bliebe, so als ob es keine Schwerkraft gäbe. Sein Körper war so fließend wie ein Wasserfall und so angespannt wie die Schnur eines Bogens. Er musste diesem Körper nur die Befehle erteilen.
    Aber da war noch mehr, wie Ruth wusste. Sein präzises Timing, seine Stärke und Ausdauer. Und er konnte
    schauspielern, was ein wesentlicher Teil des Balletts war. Sein Gesicht war so ausdrucksstark wie sein Körper.
    Dawidow arbeitete mit äußerster Konzentration. Sein Blick war auf den Spiegel gerichtet, der die ganze Wand einnahm, um nach Fehlern zu forschen. Er war dabei, sich zu perfektionieren, zu verfeinern. Schweiß rann trotz des Schweißbands seine Wangen hinunter. Er wirkte ungemein männlich und anmutig zugleich. Ruth konnte sehen, wie die Muskeln seiner Beine und Arme spielten, sich anspannten und hervortraten, wenn er sich in die Luft warf, seinen Körper drehte, um dann mit perfekter Kontrolle und Präzision zu landen.
    Er ist mehr als großartig, dachte Ruth voller Bewunderung.
    Nick fluchte, als er sich mit finsterer Miene im Spiegel betrachtete. Während er dann zurück zum Kassettenrekorder ging, um die Musik noch einmal abspielen zu lassen, entdeckte er Ruth. Er musterte sie aufmerksam, sah die Kombitasche, die sie über der Schulter trug. "Du hast dich also ausgeruht." Es war eine einfache Feststellung, ohne Groll.
    "Ja." Sie holte tief Luft. "Ich entschuldige mich, dass ich heute Morgen nicht so gut war." Als er schwieg, ging sie zur Bank, um sich ihre Spitzenschuhe anzuziehen.
    "Du bist also zurück, um es wieder gutzumachen." Nick sagte das mit einer Spur von Spott.
    "Mach dich nicht lustig über mich."
    "Tue ich das?" Um seine Mundwinkel zuckte ein Lächeln.
    Wie verletzlich Ruth war, verriet ihm ihr Blick, Erst sah sie ihn mit

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