Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz ins große Glueck

Tanz ins große Glueck

Titel: Tanz ins große Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
die Bänder ihrer Spitzenschuhe zu lösen. "Ich bin eine Komplikation."
    "Das bist du", bestätigte Nick und kehrte zum Kassettenrekorder zurück. "Ich habe weder Zeit noch Interesse, mich dir in einer romantischen Angelegenheit zu widmen."
    "Dich mir romantisch zu widmen", wiederholte sie leise. Sie war zutiefst verletzt.
    "Es gibt Frauen, die wollen umworben werden mit allem möglichen romantischen Firlefanz", fuhr er fort. "Du bist eine von ihnen. Und im Augenblick habe ich keine Zeit dafür."
    "Aha. Du hast also nur Zeit für oberflächliche Beziehungen", bemerkte sie scharf und knotete mit zitternden Fingern die Bänder ihrer Tennisschuhe. Wie leicht konnte er ihr das Gefühl geben, ein Dummkopf zu sein!
    Nick sah sie eine Weile an. "Ja", sagte er dann einfach.
    "Und es gibt Frauen, die dir diese Art von Beziehung verschaffen."
    Er zuckte gleichmütig die Schultern. "Ja. Ich entschuldige mich für das, was geschehen ist. Es ist leicht, sich im Tanz zu verstricken."
    "Oh, ich bitte dich!" Sie warf ihre Ballettschuhe in die Kombitasche. "Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen. Ich brauche es auch nicht, dass du dich mir privat widmest, Nick.
    Du bist nicht der einzige Mann, den ich kenne."
    "Du meinst deinen Designer?"
    "Richtig, meinen Designer. Aber sorge dich nicht, ich werde keine Probe mehr vermasseln. Und die Premiere deines Balletts wird auch mein Erfolg sein." Vor unterdrückten Tränen klang ihre Stimme erstickt, doch sie konnte es nicht verhindern. "Es wird begeisterte Kritiken geben, das schwöre ich dir. Und ich werde von da an die gefeierteste Primaballerina im Lande sein."
    Die Tränen kamen, und obwohl es Ruth nicht recht war, wischte sie sie nicht weg. "Und wenn die Ballettsaison vorüber ist, werde ich nie wieder mit dir tanzen. Nie wieder!"
    Damit wirbelte Ruth herum und stürmte aus dem Saal, ohne Nick die Gelegenheit zu geben, etwas darauf zu erwidern.

4. KAPITEL
    Das Stimmengewirr hinter der Bühne drang durch Ruths Garderobentür. Es sah ihr eigentlich nicht ähnlich, die Tür geschlossen zu halten, doch sie tat es aus einem einzigen Grund: Sie wollte Nick meiden.
    Sie war ziemlich sicher, dass Nick, der sich gewöhnlich kaum darum scherte, ob eine Tür geschlossen war oder auch nicht, in diesem Fall den Hinweis verstehen würde. Diese kleine Geste erfüllte sie mit Genugtuung.
    Sie war innerlich so aufgewühlt wie noch nie zuvor, und wahrscheinlich hatte sie deshalb auch noch nie zuvor in ihrer Karriere so hart gearbeitet wie jetzt an ihrer Rolle der Carlotta.
    Sie war wild entschlossen, die Partie nicht nur zu einem durchschlagenden Erfolg zu bringen, sondern zu einem noch nie da gewesenen Triumph. Sie wollte damit ein deutliches Zeichen setzen für ihre Auflehnung und ihre Unabhängigkeit. Der Charakter der heißblütigen Zigeunerin entsprach ihrer augenblicklichen Stimmung.
    Ruth saß, nur mit einem weißen Frotteekleidchen bekleidet, vor ihrem Garderobentisch und nähte neue Satinbänder an ihre Ballettschuhe. Das gehörte zu den einfachen Tätigkeiten einer Balletttänzerin, und im Augenblick half es Ruth, sich zu entspannen.
    Jemand klopfte an ihrer Tür, und Ruth schreckte aus ihren Gedanken hoch. Sie legte den Schuh auf den Tisch, erhob sich und ging zur Tür. Wenn es Nick sein sollte, wollte sie ihm stehend begegnen. Trotzig hob sie das Kinn und drehte den Knauf.
    "Onkel Seth! Lindsay! Oh, ich bin ja so unendlich froh, dass ihr hier seid!"
    Lindsay fand die Begrüßung ein wenig überschwänglich, aber sie sagte nichts. Sie umarmte Ruth und begegnete über deren Kopf hinweg dem Blick ihres Mannes. Sie verständigten sich schweigend. Ruth löste sich von Lindsay und ließ sich noch einmal von Seth in die Arme schließen.
    "Ihr seht beide wunderbar aus!" rief sie und zog sie in die Garderobe.
    Als Heranwachsende war sie Seth Bannion eng vertraut gewesen, aber erst als sie nach New York gezogen war, hatte sie begriffen, wie sehr er seinen Lebensstil hatte ändern müssen, um sich ihrer anzunehmen. Er war ein höchst erfolgreicher Architekt und dazu ein begehrter Junggeselle und
    Weltenbummler gewesen, als er die vierzehnjährige Ruth zu sich genommen hatte. Und er hatte viel in seinem Leben für ihr Wohlergehen geändert. Ruth liebte ihn über alles.
    Sie blickte bewundernd auf das Paar. "Du bist so schön, Lindsay", schwärmte Ruth. "Ich muss es immer wieder feststellen." Lindsay hatte helles Haar, und die elfenbeinfarbene Haut ließ ihre tiefblauen Augen strahlen. Sie war der

Weitere Kostenlose Bücher