Tanz ins große Glueck
warmherzigste Mensch, den Ruth kannte. Eine Frau, die zu tiefen Gefühlen und zu unbegrenzter Liebe fähig war. Sie trug ein schmales, rauchgraues Kleid, das ihre elfenhafte Figur betonte.
Lindsay lachte und nahm Ruths Hände in ihre. "Was für ein wunderbares Kompliment. Seth sagt mir das bei weitem nicht oft genug."
"Nur täglich", warf er lächelnd ein. "War das nicht früher deine Garderobe?" fragte er seine Frau.
"Das solltest du tatsächlich wissen", antwortete Lindsay.
"Hier habe ich dir den Heiratsantrag gemacht."
Er grinste. "Das stimmt."
"Davon habt ihr mir gar nichts erzählt."
Beide drehten sich zu Ruth um, und Lindsay lachte. "Ich habe mich noch nie viel um Tradition gekümmert", erklärte sie. "Und Seth hat mich nicht schnell genug gefragt."
Die Ballettschuhe, die auf dem Garderobentisch in einer Reihe aufgestellt waren, weckten in Lindsay Erinnerungen. Was für ein Leben, dachte sie. Was für eine Welt. Sie war einmal ebenso ein Teil dieser Welt gewesen, wie Ruth es jetzt war. Ihre Blicke begegneten sich im Garderobenspiegel.
"Nervös?"
Ruth stieß einen tiefen Seufzer aus. "Oh, ja."
"Es ist bestimmt ein gutes Ballett", sagte Lindsay, und sie meinte es auch so. Sie glaubte an Nicks Präzisionsarbeit. Sie hatte ihn zu lange gekannt, um daran zu zweifeln.
"Es ist wunderbar. Doch ..." Ruth schüttelte besorgt den Kopf. "Nun ja, im zweiten Akt gibt es eine schnelle Szenenfolge, wo ich ständig dran bin. Mir bleiben nur wenige Sekunden zum Luft holen, dann muss ich gleich wieder weitermachen."
"Nick macht keine leichten Choreographien."
"Nein, da hast du Recht." Ruth nahm Nadel und Faden wieder auf. "Wie geht es den Kindern?"
"Justin ist der reinste Terror", antwortete Seth trocken, aber mit väterlichem Stolz. "Er macht Worth verrückt."
Ruth lachte. "Worth, der Butler! Kann er seine Würde dabei aufrechterhalten?"
"Und wie!" rief Lindsay. "Master Justin", machte sie den kultivierten Tonfall ihres britischen Butlers nach, "man bringt keinen zahmen Frosch in die Küche, auch wenn er gefüttert werden muss." Lindsay lachte. "Natürlich liebt Worth Amanda abgöttisch, auch wenn er so tut, als ob er's nicht täte."
"Und sie ist genau so ein Tyrann wie ihr Bruder Justin!" fiel Seth ein.
"Wie kannst du deine eigenen Kinder nur so beschreiben?"
tadelte Lindsay ihn mit einem breiten Lächeln.
Die beiden zu beobachten machte Freude, und Ruth fühlte eine Welle von Wärme in sich aufsteigen, aber auch einen Anflug von Neid. Wie würde es sein, so geliebt zu werden?
fragte sie sich. Eine Liebe ohne Ende.
"Wir sollten jetzt verschwinden", meinte Lindsay. "Damit du dich in Ruhe fertig machen kannst."
"Nein, bitte, bleibt noch ein bisschen. Es ist noch Zeit genug." Ruth fingerte nervös an dem Satinband herum.
Die Nerven, dachte Lindsay mitfühlend.
"Ihr kommt zum Empfang, ja?" Ruth sah beide flehend an.
"Das lassen wir uns doch nicht entgehen." Lindsay stellte sich hinter Ruth und massierte ihre Schultern. "Wird Donald da sein?"
"Donald?" Ruth sammelte ihre Gedanken. "Oh, ja, Donald wird da sein. Ihr werdet ihn mögen", setzte sie ein wenig zurückhaltend hinzu. "Er ist sehr - nett."
"Lindsay!"
Nick stand in der offenen Tür. Die Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben. Lindsay eilte zu ihm, um sich von ihm in die Arme nehmen zu lassen.
"Oh, Nick, es ist so schön, dich wieder zu sehen!"
Er küsste sie auf beide Wangen, dann auf den Mund. "Du wirst immer schöner", murmelte er und betrachtete ihr Gesicht.
"Ptitschka, kleiner Vogel." Er gebrauchte den Kosenamen für sie und küsste sie wieder. "Der Architekt, den du geheiratet hast", er warf Seth einen Blick zu, "macht er dich immer noch glücklich?"
"Das tut er." Lindsay umarmte ihn wieder stürmisch. "Oh, aber ich vermisse dich. Warum besuchst du uns nicht öfter?"
"Wann soll ich die Zeit dafür finden?" Er ließ den Arm um Lindsays Taille und streckte die andere Hand Seth hin. "Die Ehe bekommt Ihnen."
Sie schüttelten einander die Hand.
"Bescheren Sie uns wieder einen Triumph heute Abend?"
fragte Seth.
"Aber natürlich." Nick grinste. "Das ist das Ziel meiner Arbeit."
Lindsay drückte Nicks Arm. "Er wird sich nie ändern." Einen kurzen Moment lang legte sie den Kopf an seine Schulter.
Die ganze Unterhaltung über schwieg Ruth und beobachtete nur. Was sich zwischen Nick und Lindsay abspielte, war außergewöhnlich. Sie brauchte die beiden nur Seite an Seite zu sehen, um sich daran zu erinnern, wie perfekt sie sich zusammen auf
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