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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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das er nicht erkannte.
    Ein Passat stand neben der Reling eines der Holzsegler, als hätte jemand versucht, das Auto an Bord zu fahren, es aber nicht geschafft. Der Passat war ein Fremdkörper in dieser Wasserwelt. Oder Küstenwelt, dachte Bergenhem.
    Es rauchte aus Schornsteinrohren. Briefkästen hingen in Reihen. Er verweilte vor einem Anschlagbrett, als wollte er seinen Besuch hinausschieben. Noch konnte er umkehren. Er dachte daran.
    Eine mit Klarsichtfolie überzogene Mitteilung war mitten auf der Tafel befestigt: Ein Holzboot zum Verkauf, lackiertes Kiefernkernholz, Heckspiegel in Mahagoni, 9,15 x 2,40.25000 Mäuse.
    Zwei Parkbänke standen daneben, an der Hecke, wie ein kleiner Park für Sommerabende.
    Sie wohnte vielleicht fünfzig Meter weiter weg. Der
    Gasbehälter lag vor ihm, als er darauf zuging.
    Was für ein Boot das war, davon hatte er keine Ahnung, und er fragte sich, ob ein anderer es sagen könnte. Der Rumpf war aus Holz und vielleicht fünfzehn Meter lang. Ein Hausboot, das nie an der Regatta teilnehmen könnte. Aus dem Rohr stieg Rauch. Inzwischen war es draußen so dunkel geworden, daß er das Licht drinnen sah. Vorsichtig ging er über die rutschige Kaikante und stieg an Bord.
    »Du sprichst nicht viel von deiner Vergangenheit«, sagte Bergenhem, als sie bei einer Tasse Kaffee saßen.
    »Das hier ist unglaublich«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ich kapier' nicht, daß ich mit dir zusammen hier sitze.«
    Er sagte nichts. Er meinte, man müßte etwas von draußen hören, Wasser gegen die Kaimauer oder so, aber es war still.
    »Du nutzt mich aus«, begann sie wieder.
    »Nein.«
    »Warum sitzt du sonst hier?«
    »Weil ich hier sein will«, antwortete er.
    »Alle nutzen einen aus.«
    »Ist das dein Milieu?«
    »Darüber will ich nicht sprechen.«
    »Wie lange hast du das Boot schon?«
    »Lange.«
    »Es gehört dir?«
    »Es gehört mir.«
    »Kennst du welche von den andern, die hier wohnen?« »Was meinst du?«
    Er antwortete nicht, trank Kaffee und achtete auf das
    Wasser. Jetzt war ein Schiff draußen auf dem Fluß zu hören.
    »Hörst du deine Kollegen?« fragte sie. »Was?«
    »Das ist die Wasserpolizei, die eine Runde fährt, man weiß nie, worauf man stößt oder wie?«
    »Die können auf mich stoßen.«
    »Was würden sie dann sagen?«
    »Die kennen mich nicht.«
    »Genau wie ich«, sagte sie, »ich kenne dich auch nicht.« »Und ich kenne dich nicht.« »Sitzt du deshalb hier?« »Ja.«
    »Das ist verrückt.«
    »Du weißt nicht mehr von der Sache mit den Filmen?« fuhr er hastig fort, als wolle er in seine andere Rolle schlüpfen.
    »Nein.«
    »Nichts über die Geheimnisse der Branche, oder wie man es nennen soll?«
    »Nein«, sagte sie wieder, aber er hörte etwas anderes aus der Antwort heraus.
    »Hast du Angst?«
    »Warum sollte ich Angst haben? Eine kleine Stripperin?«
    »Ist es gefährlich?«
    »Es ist gefährlich, daß wir gesehen werden.« »Was weißt du?«
    Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie die Fragen über Bord werfen. »Glaubst du, es weiß keiner, daß du mich getroffen hast? Vielleicht ist dir jemand hierher gefolgt, um zu kontrollieren, was passiert.«
    »Ja.«
    »Hoffst du das?«
    »Das weiß ich genaugenommen nicht.«
    »Du willst etwas provozieren, und dafür benutzt du mich.«
    »Nein.«
    »Aber sicher tust du das.«
    »Ich säße nicht hier, wenn du mir direkt gesagt hättest, daß wir uns nie mehr sehen sollten.«
    »Das hab' ich gesagt.«
    »Nicht oft genug«, sagte er und lächelte.
    Sie schien über etwas nachzudenken, worüber sie gesprochen hatten. Sie kaute auf der Unterlippe; er hatte selten jemanden gesehen, der das tat.
    Sie steckte sich eine Zigarette an und öffnete eine der Lüftungsklappen. Im schwachen elektrischen Licht waren ihre Augen tief und dunkel, als sie das Kinn hob, um den Rauch hinauszublasen. Die Hand zitterte, aber das mochte an der naßkalten Luft draußen liegen.
    Als sie an der Zigarette zog, zitterte sie wieder. Es ist, als würde sie an einem Eiszapfen saugen, dachte Bergenhem. Ihre Haut ist blau. Die Hände sind kälter als Schnee.
    »Ich will, daß du jetzt gehst«, sagte sie.
    Sie hat Angst, dachte er, sie weiß mehr, als daß etwas Furchtbares geschehen ist und wieder geschehen kann. Sie kennt vielleicht einen Namen oder einen Vorfall oder etwas, das jemand gesagt hat, aber sie weiß es nicht mehr. Und das macht ihr angst.
    Wie hat sie davon erfahren? Was ist es? Wer ist es? Hat das hier mich näher an das Gesuchte herangeführt...

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