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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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wohnte, und auf dem breiten Weg hinunter ins Zentrum von Brixton wurde es immer schwärzer und schließlich ganz schwarz. Er schmunzelte. Es war, als käme er heim, dachte er. Hier war es irgendwie anders. Er saß allein hier draußen, umgeben von dem Weißen.
    Ein schwarzer Junge in einem weißen Pub.
    Ich bin außen schwarz und innen weiß, und nun werde ich auch innen ein wenig schwarz, dachte er.
    Es war ein komisches Gefühl, als Tourist herumzulaufen und sich wie die anderen Weißen zu fühlen, aber dennoch wie einer in der Menge zu sein. Es war das erstemal, daß er so empfand. Er hatte einen weißen Namen, aber er sah nicht wie ein Christian Jaegerberg aus. Ich sehe mehr aus wie ein Beenie Man oder ein Bounty Killer, dachte er und trank wieder. Er fühlte sich cool.
    Er saß in der Stille der Bäume entlang der Straße. Die Musik steckte in der Tasche.
    Er war bei Red Records gewesen und hatte nach ein paar Sachen gefragt. Der Junge hinterm Ladentisch hatte ein erstauntes Gesicht gemacht, weil er nicht wie ein
    Eingeborener sprach. Rastalocken, aber ein schwedischer Akzent. Es klang vielleicht komisch, aber er schämte sich nicht. Er schämte sich auch nicht wegen des Göteborger Tonfalls in der Aussprache. Einmal hatte Peter erzählt, daß er in einem Reisebüro auf Mallorca oder wo gestanden hatte und ein Junge hereingekommen war und gesagt hatte »do joo hävv änni äspiriiin«, und das Mädchen im Reisebüro hatte gesagt, »Aha, du kommst aus Göteborg«, und der Junge hatte erstaunt dreingeblickt, weil er doch englisch gesprochen hatte. Aber geschämt hatte er sich nicht.
    Im Red Records hatte ein weißer Bursche gestanden. Der Mann hatte ihn gehört. Er hatte etwas gesagt, als er hinausgehen wollte oder als sie gleichzeitig hinausgingen. Er war groß und vielleicht fünfunddreißig, vierzig.
    »Schwede?« hatte der Mann gefragt.
    »Hört man das?«
    »Der da drinnen war jedenfalls erstaunt.«
    »Ein Schock.«
    Der Mann hatte gelacht.
    »Hier bleibt man sonst cool«, hatte er gesagt.
    Selbst hatte er nicht geantwortet, sondern war cool geblieben. Sie waren auf dem Gehweg stehengeblieben, auf der Brixton Road direkt gegenüber der U-BahnStation.
    »Hast du da gute Musik gefunden?«
    »Zuviel.«
    »Somma?«
    »Woher zum Teufel weißt du das?«
    Der Mann hatte mit den Armen ausgeschlagen, aber es war mehr ein Zucken von den Schultern aus und nach unten. Er ist stark, hatte er gedacht, wie ein Gewichtheber, der vom Fitneßcenter frei hat.
    »Du hast ausgesehen, als wüßtest du über das Neueste Bescheid.«
    Er hatte sich geschmeichelt gefühlt.
    »Deshalb bin ich hier.«
    »Ich verstehe.«
    Er hatte sich nach links in Bewegung gesetzt, zum Zebrastreifen.
    »Ich reise ab und zu her, um Musik aufzukaufen«, hatte der Mann gesagt.
    »Aufkaufen?«
    »Ich habe eine Vertriebsagentur in Skandinavien.«
    »Für Reggae?«
    »Für alle schwarze Musik.«
    »Und da reist du her?«
    »This is the place.«
    »Was für Titel hast du diesmal besorgt?« Er hatte den Mann testen wollen. Der Mann hatte das Beste aufgezählt. »Kaufst du viel?«
    »Ja, aber ich nehme kaum etwas mit nach Hause.« »Göteborg?«
    »Ja. Das merkt man wohl.«
    »Aber du hast kein Geschäft oder so?«
    »Nur den Vertrieb, in ganz Skandinavien und ein wenig in Europa. Ich habe ein paar gute... Muster, können wir sie nennen, die ich dir zeigen oder sogar geben könnte, zum Testen sozusagen. aber jetzt geht es nicht.«
    »Nein?«
    »Ich bin in einer halben Stunde verabredet.« »Okay.«
    Er wußte nicht einmal, ob er interessiert war. Aber es klang schon interessant, nach etwas richtig Neuem vielleicht.
    »Wäre nett, sich wiederzusehen«, hatte der Typ gesagt. »Viel Spaß mit der Musik.« »Danke.«
    »Und der Sprache.«
    Die Musik steckte immer noch in der Tasche. Er hörte die Stille in den Bäumen. Er spürte, wie es im Gesicht kälter wurde, als wäre die Sonne in Wolken verschwunden, und öffnete die Augen. Jemand stand vor der Wärmequelle. Er mußte warten, bis die Augen mitmachten, und da sah er, daß es der Vertretertyp war.
    »Ich dachte doch, daß ich dich kenne«, sagte der Mann.
    »Ha. hallo.«
    »It's a small world.«
    Der Vertreter war beiseite getreten, und der Junge hatte nun das Licht im Gesicht. Er blinzelte erst, dann hielt er die Hand vor die Augen. Das Gesicht des Mannes lag im Schatten. Es sah aus, als lächelte er, es glänzte von den Zähnen. Was machte er hier?
    »Einer von meinen Kontakten wohnt in dieser Straße«,

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