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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sagte der Mann, riß einen Zettel aus dem Notizbuch und schrieb sie auf.
    »Verdammt, das Telefon funktioniert ja hier aus irgendeinem Grund nicht«, sagte er und stopfte den Zettel in die Tasche.
    »Jetzt fällt mir die Nummer von meinem Hotel nicht ein, aber ich rufe dich oder bei deiner Rezeption an und gebe denen die Nummer, wenn ich zurück bin.«
    »Okay.«
    »Ich muß gehen«, sagte der Mann.
    Dem Jungen war schwindlig von den zwei Bier. Er hatte angefangen, den Mann zu mögen. Ein bißchen überdreht, aber so sind wohl Geschäftsleute.
    Dieser hatte sich erhoben. »Eine Kleinigkeit noch«, sagte er.
    »Was?«
    »Ich muß doch wissen, in welchem Hotel du wohnst.«

36
    Sie hatten sich seit dem erstenmal in dem Striplokal in der Vasastan dreimal getroffen.
    Bergenhem war zwei Menschen geworden - oder drei. Die verschiedenen Gewissen stießen sich in ihm wie Eisschollen.
    Wenn er zu Hause bei Martina war, verstand er nicht, was er bei Marianne machte. Wenn der Murkel trat, haßte er den Kerl, der er war, den anderen Menschen, der auch Lars Bergenhem war.
    Sie hieß Marianne, aber wenn sie tanzte, hieß sie Angel. Sie hatte ein Paar kleine Flügel zwischen den Schulterblättern befestigt. Sie waren weiß und glänzten wie Fischschuppen. Alles paßte zu dem Schmutz ringsum. Der Name und das Bühnenkostüm, wenn man es so nennen konnte. Er kam auf nichts anderes. Alles war schmuddelig, wie die Welt durch die Scheiben eines Autos.
    Der dritte Mensch, der er war, war Polizist. Irgendwo in den dürftig beleuchteten Räumen unter der Erde verschwand der Polizist in ihm. Deshalb hatte er Marianne getroffen. Wenn jemand fragte, war es so, aber der einzige, der fragte, war er selbst. Der Zweifel saß in ihm drinnen, stellte Fragen. Er hatte auch eine Frage in Martinas Augen gesehen, als ob sie wüßte und als ob er wüßte, daß sie wußte.
    Es war windig wie auf einer Bergspitze. Er befand sich auf dem Weg zu Marianne. Sie wohnte auf einem Boot am Gullbergskajen. Anfangs hatte er ihr nicht geglaubt, aber es stimmte.
    Sie war nicht allein am Kai, aber sie besaß ein eigenes Boot das er noch nicht gesehen hatte. Ein Fischerboot, das keinen Fisch mehr fing, vertäut am Kai der Träumer.
    Er hatte den Namen gehört, war aber nie dort gewesen. Tatsächlich bin ich nie dort gewesen, dachte er.
    Eigentlich soll man im Sommer kommen, hatte sie gesagt. Die Boote, die sich bewegen konnten, legten vom Kai ab zur einzigen Segelfahrt des Jahres, zur Festung Älvsborg und zurück. Es sei wie ein Wettkampf, hatte sie gesagt.
    Als Regatta der zerbrochenen Illusionen hatte sie es bezeichnet.
    Bergenhem wartete am Übergang über die Autostraße. Der Wind zerrte an ihm, wie er da stand, allein. Er sang in den Gebäuden. Alles war hier neu. Die Wände der Häuser waren wie aus Aluminium. Sie glänzten, konnten aber auf die Straße stürzen.
    Er ging auf der Gullbergs Strandgata an der Fassade des NNC-Hauses vorbei und nach rechts in die Stadstjänaregatan. Ein Mann hockte vor Holmens Krog, als wartete er auf Gesellschaft. Eine Tür öffnete sich in der Fassade des Provinziallandtags, und einige Beamte kamen heraus, um endlich nach Hause zu gehen.
    Bergenhem stand am Wasser. Es floß träge, wie Schweröl. Der Winter zeigte sich in Eisbrocken unterhalb der halb gefrorenen Kaikante. Zur Linken zerschnitt die Götaälvsbron den Himmel. Der Horizont sah aus wie etwas, das er als Kind gemalt hatte, wenn er alle roten und gelben Farbtöne mischte.
    Im Osten rostete das Restaurantboot G A Skytte vor sich hin. Er ging daran vorbei. Er hörte den einsamen Schlag eines Vorschlaghammers oder eines anderen schweren
    Gegenstands aus der Gotenius-Werft jenseits des Flusses. Die Werft sah wie ein Hangar aus, der über dem Wasser schwebte.
    Ein Schild aus Holz vor ihm, abgewetzt vom Wind, hieß einen beim Schiffsverein Gullbergskajen willkommen. Plötzlich roch er den Duft von Kautabak, kräftig und feucht. Rechts, hinter dem Gestrüpp auf der anderen Seite der Torsgatan, schrien zehntausend Dohlen über der riesigen Vertriebszentrale von Swedish Match. Die Vögel waren eine schwarze Wolke über dem dunklen Gebäude mit seinem chinesischen Dach. Es nahm den ganzen Häuserblock dort auf der anderen Seite ein, und der Duft hätte nicht kräftiger sein können, wenn er die Nase direkt in eine Dose General gesteckt hätte.
    Er ging an ruhenden Trawlern und zweimastigen Segelschiffen vorbei, die zu Wohnungen geworden waren. Eine Albin G 62. Und etwas anderes,

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