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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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oder ist es nur eine Hoffnung... wünsche ich mir ihre Angst und ihr Wissen, damit ich mich verteidigen kann. dafür, daß ich hier sitze?
    »Laß mich nachdenken«, sagte sie.
    »Bitte?«
    »Laß mich nachdenken, verdammt, aber geh jetzt.«
    Bergenhem rief Bölger an, aber die Rufzeichen wurden unterbrochen, er war nicht da. Bergenhem hinterließ eine Nachricht.
    Bölger hatte ihm noch ein paar Namen gegeben, und die meisten hatten sich anscheinend amüsiert, als der Bulle kam, eine Unterbrechung des Alltags.
    Bergenhem kam sich wie ein entgleister Zug vor. Er dachte an Marianne und dann an Martina.
    Es kann ihr scheißegal sein, was ich mache, dachte er. Das ist meine Arbeit.
    Er wollte mit Bölger reden. Vielleicht könnte Bölger ihm einen Rat geben, er war ein alter Freund von Winter, und Winter vertraute ihm. Bölger konnte einen säuerlichen Kommentar über Winter abgeben, wie es nur alte Freunde wagten.
    »Er ist so verdammt tüchtig«, hatte Bölger gesagt, als sie sich vor. zwei Tagen gesehen hatten.
    »Er ist gut«, sagte Bergenhem.
    »Das war immer so«, sagte Bölger.
    Bergenhem hatte nicht geantwortet. Bölger hatte gelacht.
    »Das meiste kreist um deinen Chef«, sagte Bölger. »Wir hatten einen Kumpel, den Mats, und der ist diesen Winter gestorben, und er war auch ein Kumpel von mir.« »Ja?«
    »Aber Erik trauert so, daß kein Platz für einen andern bleibt. Er nimmt so ungeheuer viel Raum ein.«
    Bergenhem wußte nicht, was er darauf sagen sollte. Gleichzeitig hatte er das Gefühl, daß ihm Vertrauen entgegengebracht wurde, und das gefiel ihm.
    »Das ist ein Beispiel«, sagte Bölger und lachte wieder.
    Er erzählte noch ein paar Dinge über die Stadt zu der Zeit, als sie aufgewachsen waren.
    »Habt ihr nah beieinander gewohnt?«
    »Nein.«
    »Aber ihr habt euch getroffen.«
    »Mitten in der Teenagerzeit. Oder am Anfang.«
    »An so was erinnert man sich kaum«, sagte Bergenhem, »alles verschwindet so schnell, und wenn man Bescheid wissen soll, wie es war, dann erinnert man sich verflixt nicht, oder man erinnert sich völlig falsch.«
    Bölger sagte etwas, das er nicht mitbekam. Er fragte nach.
    »Nichts«, sagte Bölger.

37
    »Schwarze stehen nicht mehr auf der Rechnung«, sagte J W Adeyemi Sawyerr, der eine Consultfirma in Räumen über Pizza Hut an der Brixton Road betrieb.
    Winter hatte ihn unten im Geschäft getroffen und war mit ihm nach oben gegangen. Sawyerr war vor Jahren aus Ghana gekommen.
    »Früher war es besser. Heute wird nichts mehr für die Schwarzen getan. Die Zuschüsse für den Berufseinstieg sind weggefallen«, erklärte J W.
    »Aber es wohnen nicht nur Schwarze hier«, sagte Winter.
    »Die meisten. Aber es gibt auch Weiße, die an den Straßenecken herumhängen.«
    »Das haben Sie unten schon gesagt.«
    »Ich kann sie von diesem Fenster aus sehen. Kommen Sie, sehen Sie selbst.«
    Winter ging hinüber und stellte sich neben ihn. J W stand auf den Zehenspitzen, und Winter mußte sich ducken.
    »Da hängen ein paar Typen vor Red Records rum, den Sie auf der anderen Straßenseite sehen«, sagte J W, »das ist einer von den neuen Läden.«
    »Ich gehe nachher rüber«, sagte Winter.
    »Die sagen nichts dort drinnen.«
    »Dann höre ich eben Musik.«
    »Keiner sagt was in Brixton.«
    »Die gleiche Angst gibt es auch an anderen Orten.«
    »Schon möglich.«
    »Zeigen Sie mir einen hier, der sich traut, ein paar Worte zu sagen«, bat Winter.
    J W Adeyemi Sawyerr zuckte die Achseln. Er sprach von seiner Welt, auf seine Weise.
    »Hier gibt es so viele Möglichkeiten... aber das lokale Können wird nicht ausgenutzt, obwohl die Kraft, die es hier gibt, groß ist. Hier ist Europas größtes Zentrum für schwarze Kultur. Die Leute müßten herkommen und sich das ansehen.«
    Winter verabschiedete sich und ging die knarrende Treppe hinunter. Es roch stark nach Gewürzen und Desinfektionsmitteln. Detto, dachte Winter. In allen armen Ländern am Mittelmeer und in den Tropen verwenden sie Detto.
    Er war in den Arkaden gewesen, auf dem lauten Markt, dem größten in Europa für Afrikaner, Westinder und alle übrigen. Es roch nach Blut und Fleisch. Der Boden war glänzend und glitschig vom Blut und den Innereien der Tiere. Soul food, dachte er: Kuhfüße, Ziegenmagen, Schweinedärme, Tierhoden in haarigen Klumpen; die Farben, die von den Bergen aus Mango, Okra und Chili auf den Tischen explodierten; die Rufe voller fremder Worte.
    Bei Red Records fragte er nach Per Malmström und hielt das Foto

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