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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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drei Tassen und goß das Wasser auf, nachdem es gekocht hatte. Er fand ein Tablett in der Klappe, wo eigentlich ein Knetbrett liegen sollte, und stellte die Tassen aufs Tablett.
    Das hier greift mich mehr an, macht mich aber auch feinfühliger, und das kann von Vorteil sein, dachte er. Kann ich die Dinge auseinanderhalten, kann mich das zu einem besseren Ermittler machen. wenn das denn soviel ausmacht.
    Die Sonne brach durch das Fenster über der Arbeitsfläche, und das Licht stieß in der Mitte der Küche mit dem schwachen Lampenlicht aus dem Flur zusammen. Die Lichter vermischten sich zu einem leeren Nichts, dem man nicht die Führung für einen abnehmen konnte, der irgendwohin unterwegs war. Hier drinnen ist niemand irgendwohin unterwegs, dachte er. Ich frage mich, ob diese Menschen in der nächsten Zeit mit sich selbst zurechtkommen.
    Er trug den Kaffee durchs Haus und setzte sich auf einen Sessel im Wohnzimmer. Karin Malmström war es geglückt, eine der Jalousien hochzubekommen. Die Sonne malte ein senkrechtes Rechteck auf die Nordwand. Das ganze Licht wurde dorthin gesogen.
    »Er war also zwei Tage fortgewesen«, begann Winter.
    Lasse Malmström nickte.
    »Wußte er, wo er wohnen würde?«
    Die Eltern blickten einander an. Keiner sagte etwas.
    »Hatte er im voraus ein Zimmer bestellt?« fragte Winter.
    »Das wollte er nicht«, antwortete Karin.
    »Warum?«
    »Er verreiste nicht zum erstenmal. allein«, sagte sie. »Es war das erstemal allein in London, aber er ist nicht unerfahren.«
    Bei ihr war er noch immer da. Winter war das unter solchen Umständen so oft begegnet.
    »Er wollte nicht so viele Vorbereitungen treffen«, fuhr sie fort.
    Winter blickte auf das Rechteck aus Licht an der Wand. Es war weitergewandert, und das bedeutete, daß das Licht die Frau vor ihm erreichte. Sie saß mit vorgebeugtem Kopf da, was ihrem Gesicht Schatten und Dunkel gab. Er sah etwas blitzen, wie von einem Widerschein im rechten Auge, aber das war auch alles. Sie trug verwaschene Jeans und eine dicke Strickjacke: das, was man als erstes zur Hand hat, wenn man nach einer schlaflosen Nacht aus dem
    Bett aufsteht.
    »Junge Leute wollen nicht soviel planen«, sagte sie.
    »Er hat nicht gesagt, an welchen Stadtteil er dachte?« fragte Winter.
    »Ich glaube, er hat von Kensington gesprochen«, sagte Lasse Malmström.
    Winter wartete.
    »Er war ja einige Male mit uns dort gewesen, und da hatten wir in Kensington gewohnt, sogar in derselben Straße, aber er wollte nicht, daß ich in dem kleinen Hotel anrufe und ein Zimmer für ihn buche. Dann habe ich es trotzdem getan, und da wurde er sauer, aber. tja, wir haben es nicht abbestellt, und ich dachte wohl, er würde auf jeden Fall dort absteigen«, sagte Lasse Malmström.
    Er trug einen Anzug mit weißem Hemd und Schlips und bildete einen merkwürdigen Kontrast zu seiner Frau. Wir reagieren unterschiedlich auf Trauer, dachte Winter. Lasse hier wird noch einen oder zwei Tage ins Büro gehen, und am Ende des letzten Tages oder vielleicht schon an dessen Anfang... wird er über den Schreibtisch fallen oder über den Kunden, der auf der anderen Seite sitzt, und dann wird es für lange Zeit vorbei sein mit den Anzügen.
    »Aber er ist nicht hingegangen.«
    Draußen zog eine Wolke über den Himmel, und das helle Rechteck an der Wand verschwand. Karin Malmström hatte den Blick fest darauf geheftet, und als es verschwand, sah Winter, wie sich ihr Blick trübte.
    Ich glaube nicht, daß sie noch zuhört, dachte er.
    »Seid ihr südlich vom Fluß gewesen?«
    »Was?«
    »Unten in Südlondon. Wart ihr einmal dort... mit Per?« »Nein«, sagte Lasse Malmström.
    »Ihr habt nicht mal von diesen Gegenden gesprochen?«
    »Nein. Warum sollten wir?«
    »Er hat nichts gesagt, daß er dorthin fahren wollte?«
    »Nein. Soviel ich gehört habe, nein. Karin?«
    Die Frau hatte das Gesicht wieder gehoben, nachdem das Licht zurückgekommen war.
    »Karin?«
    »Was?«
    Sie antwortete, ohne den Kopf zu wenden.
    »Hat Per davon gesprochen, welche Orte er in London besuchen wollte?« fragte Lasse Malmström.
    »Was?«
    Er wandte sich mit einer resignierten Geste an Winter.
    »Warum zum Teufel ist er runtergefahren?« sagte Lasse Malmström.
    »Hatte er dort jemanden, den er kannte?« fragte Winter. »Nicht daß ich wüßte.«
    »Ich glaube, dann hätte er es gesagt«, fuhr Lasse Malmström fort. »Er hätte es gesagt. Glaubst du, daß er jemanden traf?«
    »So sieht es aus.«
    »Ich meine. vorher, einen, der. der ihn

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