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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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herkomme? Studiert sie sonst an der Universität und betrachtet mich mit Verachtung? Spielt das eine Rolle? Warum denke ich darüber nach, wo ich doch dienstlich hier bin? Das ist es, was mich von den richtigen Profis unterscheidet. Erkennen die in mir den Bullen im selben Augenblick, in dem ich über die Schwelle trete?
    Die Show begann. Tina Turner sang, sehr laut. Zwei Frauen tanzten, jede an ihrem Ende eines Podests, das als Bühne diente, Die Frauen bewegten sich schneller zur Musik, und Bergenhem mußte an Friskis & Svettis denken.
    Nach einer Viertelstunde war die Stripshow vorbei. Er hatte Brüste und Schinken gesehen, die Brustwarzen der einen Frau waren groß und braun gewesen, wie über die halbe Brust geschmiert.
    Die andere Frau war jünger und bewegte sich schlechter zur Musik, als hätte sie erst vor kurzem tanzen gelernt. Sie war dünn und schien unter den Scheinwerfern zu frieren.
    Sie hatte sich mit dem Rücken zum Publikum auf einen Hocker gesetzt und die Beine gespreizt und mit gespieltem Mutwillen in den Augen über die Schulter auf die Männer geblickt. Sie war auch noch keine gute Schauspielerin. Bergenhem empfand Sympathie für sie und vielleicht Scham. Sie ist hier fremd, genau wie ich. Sie ist die rote Beleuchtung nicht gewohnt.
    Davon wird man nicht glücklich, dachte er, nicht einmal geil, nicht einmal wenn sie diese kreisenden Bewegungen mit den Brüsten machen. Nicht glücklich, nicht geil, bloß ein großes Nichts, das einen dazu bringt, sich nach anderer Luft zu sehnen.
    Die Frau da vorn, die jüngere und dünnere... sah verletzt aus, als beschützte sie sich selbst hinter ihrem Körper, dachte er, als gäbe es noch etwas anderes und Schlimmeres, wenn sie von der Bühne trat. Als wäre das hier die helle Seite der Geschichte. Dies ist nur ein bißchen Tanz.
    Er stand auf, ging weg und links hinein, wo sich die Tür zur Kinoabteilung öffnete. Das Riverside hatte dreißig private Vorführkabinen mit Fernbedienung, Papierkorb und einer Rolle Toilettenpapier, und dieser EROTIC NIGHTCLUB besaß auch drei größere Kinos, die die gleichen Sachen zeigten wie die anderen Klubs, die Bergenhem besucht hatte.
    Die Geräusche waren die gleichen, die Bewegungen, nicht soviel Schweiß und nicht soviel Anstrengung. Bergenhem hatte gehofft, er würde erregt, als er zum erstenmal in dem ersten Zuschauerraum gesessen hatte, aber sein Körper war nach einer kleinen Weile müde geworden und abgeschlafft. Sein Geschlecht hatte sich wieder zur Ruhe gelegt zwischen seinen Beinen.
    Nun saß er wieder so da, und wieder fühlte er sich wie einer, der heimlich etwas anguckt, das ihn eigentlich nicht interessiert. Ein starkes Gefühl, dachte er, ich kann es mit nichts anderem richtig vergleichen.
    Er hatte auf den Regalen in den Läden gesucht, aber nichts gefunden, was er nicht erwartet hätte. Ganz hinten im Gang gab es Zeitschriften mit Toilettensex, aber auch das erwartete man. Er drückte sich immer eine Weile herum und versuchte auszusehen, als wäre er nur vorbeigekommen, ohne interessiert zu sein. Es könnte merkwürdig aussehen, wie wenn der Mann in mehrere
    Richtungen gleichzeitig unterwegs wäre.
    Alle Filme, die Bergenhem gesehen hatte, waren aufdringlich gewesen, aber das war auch alles. In ein paar Lokalen hatte er gefragt, aber keine Antwort bekommen, nur einen Blick. Freilich hatte er auch nichts anderes erwartet. Er hatte mit einigen Mädchen gesprochen, einigen vom Personal.
    Es war so gewesen, wie er es sich gedacht hatte. Es war notwendig gewesen, sich Zeit zu lassen, und jetzt, hier im Riverside, fühlte er sich bereit zu einem weiteren Schritt.
    Winter saß mit einem Gesicht da, das Beckman widerstrebend vom Computer hatte zeichnen lassen, aber Winter kannte die Gefahr, sich auf Gesichter zu verlassen. Das hier ist ein Gesicht, das aus einem Hinterkopf und einem Profil geschaffen ist, und das ist nicht viel, um damit zu arbeiten. Er betrachtete es lange, sah aber nichts, was er wiedererkannte.
    Beckman war beauftragt worden, über seine Straßenbahnlinien nachzudenken, wann er gefahren war und was er da gesehen hatte. Bertil Ringmar hatte gesagt: »Viel Glück«, und Beckman wie Winter hatten den stellvertretenden Fahndungsleiter mißtrauisch angesehen.
    Jetzt stand Winter auf, nahm den Mantel vom Haken an der Tür und ging durch den Flur zum Aufzug. Der Winterregen klatschte gegen die Scheiben im Treppenhaus.
    Die schlimmste Sorte, dachte Winter, das Sauwetter ist zu nichts nütze. Der

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