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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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ein weiterer Test, dachte er.
    Der Mann beobachtete ihn. Jemand fand den
    Lautstärkeknopf. Das Dröhnen ließ nach, der Diskant kam zum Vorschein, und die Frauen hatten ihren Auftritt auf der Bühne. Tina Turner sang.
    Der Mann beugte sich über den Tisch.
    »Es war mehr, was Sie wollten«, wiederholte er.
    »Habt Ihr bloß Tina Turner?« fragte Bergenhem.
    Der Mann sah ihn kritisch an, blickte zur Bühne und wandte ihm das Gesicht wieder zu. An diesem Abend hatte Pferdeschwanz ein kleinkariertes Hemd an, am Hals offen, Hosenträger, keinen Sakko, dunkle Hose mit Umschlag. Alle Farben hier drinnen waren von den bemalten Lampen an den Wänden rot.
    »Zu Tina Turner bewegt man sich am besten«, sagte Pferdeschwanz nach einer Weile.
    »Ich bin die Frage nicht losgeworden«, sagte Bergenhem.
    »Ist das eine Provokation?«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    »Was wollen Sie dann?«
    »Ich habe vergessen, Sie zu bitten, sich zu überlegen, was für eine Art Gäste hierher kommen. Und ob sie sich von Gästen in den anderen Lokalen unterscheiden.«
    »Das kann man unmöglich sagen.«
    »Wirklich? Die Lokale haben doch verschiedene
    Profile?«
    »Ich weiß, warum Sie diese Frage stellen.«
    Bergenhem blickte zur Bühne. Er erkannte die beiden Frauen wieder. Die jüngere sah noch dünner aus. Ihr Mund war rot wie Blut. Er wollte jetzt nicht den Mann gegenüber am Tisch ansehen.
    »Sie liegen vollkommen falsch«, sagte der Mann.
    »Schauen Sie sich um, die Bühne haben Sie ja schon geprüft, wie ich sehe.«
    Bergenhem wandte den Blick von den Frauen ab. Die Musik hörte auf und schaukelte unmittelbar darauf wieder in Gang. Tina Turner knurrte um den besten, ganz einfach den besten.
    »Das ist kein schwuler Klub«, sagte der Mann.
    »Sie haben den einen oder anderen Transvestitenabend gehabt«, sagte Bergenhem.
    »Waren Sie hier?«
    »Darum geht es nicht. Wir haben keine Vorurteile.«
    Der Mann schüttelte den Kopf und stand auf.
    »Bleiben Sie nur sitzen, bis Sie ausgetrunken haben«, sagte er und ging durch den Vorhang ab.
    Der Tanz ging noch acht oder zehn Minuten weiter, und dann verschwanden die Frauen von der Bühne. Bergenhem blieb sitzen, roch noch einmal am Glas und ließ es stehen. Er wollte das Auto nicht über Nacht draußen stehenlassen. Er hatte geglaubt, der Mann würde noch ein Weilchen bleiben, solange er trank, aber das war eine Fehleinschätzung gewesen. Vielleicht war es gut so.
    Die Dünne kam aus der Tür neben der Bühne und ging zum nächsten Tisch. Drei Männer standen wohlerzogen auf und halfen ihr, indem sie einen Stuhl vorzogen. Sie trug ein Kleid, das in dem roten Licht schwarz aussah. Sie nahm eine Zigarette aus der Handtasche, und einer der Männer zückte schnell ein Feuerzeug. Er sagte etwas, und sie lachte. Bergenhem blieb sitzen.
    Die Frau stand auf und ging wieder durch die Tür hinaus. Der Mann, der ihr Feuer gegeben hatte, folgte ihr. Bergenhem blieb sitzen. An vielen Tischen saßen Frauen. Es gab mehr Männer als Frauen. Bergenhem wartete.

27
    Fredrik Halders machte Pause. Nur er und Sara Heiander waren in der Kantine, und er fragte sie weiter aus, was auf den Fotografien geschah.
    »Es sind also in erster Linie keine Tanzschritte?« fragte er. Sie schaute ihn an. Er sah Mitleid in ihren Augen. Er lachte kurz, wie über einen Scherz, den nur er verstand.
    »War das eigentlich so eine gute Idee?« sagte er.
    »Die Tanzschritte sollten es dir nur begreiflich machen«, sagte Sara Heiander.
    »Geschieht etwas, wenn du die Bilder betrachtest?« fragte Fredrik Halders.
    »Wie meinst du das?«
    »Was siehst du, wenn du sie betrachtest?«
    »Blut«, sagte Sara Heiander.
    »Das erschwert die Arbeit, nicht wahr?«
    »Du tust mir leid, Fredrik.«
    »Das ist keine Pistole, was ich da in der Tasche habe, ich bin nur froh, daß ich dich treffe.«
    »Du bist Rassist und Sexist«, sagte Sara Heiander.
    Halders neigte den Kopf.
    »Richtig«, sagte er, »aber jetzt erzähl, was du siehst, wenn du über die Bilder gebeugt sitzt.«
    Das Lokal war plötzlich voll von Polizisten, die vor der Arbeit flohen. Es klirrte von Porzellan gegen Porzellan, kratzte, wenn Schüsseln über die billigen Tischoberflächen gezogen wurden.
    Die Geräusche der Stimmen verschmolzen zu einem einzigen, das aufstieg und wieder zersplitterte, wenn es die Decke erreichte. Da schwirrten die Ermittlungen von allen Vorfällen in der Unterwelt, die steigenden Zinsen und die höheren Wohnungskosten, der Jackpot von 60 Millionen, der Preis einer

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