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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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stehenzubleiben, um zu sehen, wann der Bursche nach Hause kam.
    Am Strand war das so anders gewesen. er, der dort wohnt, hat nichts mit dem hier zu tun... aber jetzt ist die Wärme fort, dachte er, jetzt sind wir zurück, und jetzt halte ich ihn nicht mehr für gut. Vorher war es ein Zufall gewesen, aber das galt jetzt nicht mehr. Es war zuviel
    Blut.
    Was können die mit einem Tip anfangen? Einem anonymen obendrein? Bringt das was?
    Tu' ich es nicht und es geschieht noch einmal etwas, dann wird es schwer. Ich tu' es, dachte er. Ich tu' es, glaube ich.
    Nach einem Tag hier fühlte sie sich mehr allein als sonst. Ich brauche selbst jemanden, dachte sie. Es ist schwer, zuzuhören. Es sammelt sich in mir, und es gibt niemanden, dem ich es aufladen könnte.
    Hanne Östergaard war immer noch unsicher in ihrer Rolle im Haus, für die Polizisten. Unmittelbar war sie ein Trost gewesen, aber sie war sich nicht sicher, was für einen Nutzen das hatte. Wir müssen einen Ausschuß einsetzen, dachte sie, einen unparteiischen Ausschuß, und die Mittel kommen vom Bevollmächtigten. Vom Kirchenbevollmächtigten.
    Die Jungen sind es, nicht die Mädchen, die die größten Probleme haben, dachte sie. Wenn man es Probleme nennen soll. Die mit den stärksten Gefühlen reagieren oder wie in einem Luftzug stehen, wenn die Nachwirkungen einsetzen. Sie bekommen den Rest der Streife frei, und ein Teil kommt zu mir, aber das reicht eben nicht. Da draußen gibt es zuviel zu sehen.
    Sie hatte eine Stunde bei Lars Bergenhem gesessen. Er erzählte von seinen Träumen, nachdem sie den Jungen in der Chalmersgatan gefunden hatten, den englischen Jungen oder vielmehr den schottischen. Die Bilder waren nicht verschwunden.
    Sie hatte gefragt, und er hatte nicht viel mehr als das gesagt. Er hatte von den Bildern gesprochen und daß es dann am Morgen nicht nachgelassen hatte.
    »Es gibt welche, die scheinen besser damit fertig zu werden«, sagte er.
    »Warum glaubst du das?«
    »Es kommt mir so vor«, sagte er.
    »Ihr sprecht doch miteinander? Du sprichst doch mit den anderen Kollegen?«
    »Klar.«
    »Das hilft gewöhnlich.«
    »Manchmal fühlt man sich fast, als würde man etwas abladen.«
    »Das ist das beste. Man braucht keine Angst zu haben, etwas abzuladen, wer alles auf einmal hochhebt, sinkt auf der Bank zusammen.«
    »Hast du mal Bankdrücken gemacht?«
    »Das ist einige Jahre her.«
    »Wirklich?«
    »Eine Pfarrerin spricht immer die Wahrheit.«
    Sie hatten noch eine Weile geredet. Bergenhem zögerte mit den Worten, als dächte er an etwas anderes als das, wovon er sprach. Die Worte hatten andere Worte unter sich, die herauskommen wollten.
    »Ich fühle mich manchmal ziemlich rastlos«, sagte er.
    »Wir bekommen ein Kind«, fügte er hinzu. »Ich weiß nicht, wie das wird, ob es die Arbeitszeiten sind oder alles andere um mich herum, aber irgendwas muß geschehen.«
    Was soll dir geschehen, dachte Hanne Östergaard. Es ist nicht ungewöhnlich, daß der Mann sich ängstigt, wenn das erste Kind kommt. Es ist viel, was da passiert.
    »Keine. Komplikationen mit der Schwangerschaft?« fragte Hanne Östergaard.
    »Was? Nein, kann man nicht sagen. Im Gegenteil.«
    »Kannst du nicht jetzt am Ende die Zeiten etwas umlegen?«
    Sie hatten von den Abenden gesprochen, die sich in die Nächte hineinzogen.
    »Ich weiß nicht, ob ich will«, sagte er und sah seine Seelsorgerin an. »Das ist es ja, woran ich unter anderem denke, daß ich gerade jetzt manchmal weg sein möchte, wo ich zu Hause sein sollte.«
    »Dieser. Fall ist schwer«, sagte sie.
    »Das ist wie ein verfluchter Panzer, der in die Stadt gerollt ist.«
    Er merkte seinen Fluch nicht, sah auf einen Punkt neben ihr.
    Er hat mir kein einziges Mal in die Augen gesehen, dachte sie. Er leidet an Überanstrengung. Er ist ausgebrannt, oder wie man es nennen soll. Er ist so jung, und er ist nicht an das Schlechte gewöhnt. Wie wird er in fünfzehn Jahren sein? Wie spreche ich mit ihm, ohne wie ein selbstzufriedenes altes Weib zu klingen?
    Sie dachte an Erik Winter. Sie wußte nicht, wie er geworden war, wie er sich entwickelt hatte, gereift war seit damals, als er war wie der junge Polizist vor ihr.
    »Hast du mit deinem Chef gesprochen?«
    »Erik Winter?«
    »Ja.«
    »Über das hier? Darüber, wie ich den Fall sehe? Oder daß wir ein Kind bekommen und das?«
    »Warum nicht alles probieren?«

28
    Winter nahm den Aufzug aus der Unterwelt und passierte mit Hilfe der Karte des London Transport die Sperren.

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