Tanz mit dem Engel
Sekunden.«
»Ja.«
»Aber gleich kommt da eine Alte und hält, um Gott weiß was zu kaufen, und ich schmeiße mich auf der Beifahrerseite rein und schreie, fahren Sie dem Auto um die Ecke nach<, und die Alte tritt das Gas durch!«
»Was blieb ihr anderes übrig?«
»Ich habe keinen Ausweis oder so vorgezeigt.«
Sie waren in den Aufzug gestiegen und hatten aufwärts gedrückt. Sie waren allein darin. Halders lehnte sich über Sara Heiander.
»Wir sitzen also im Auto, und ich erkläre die Situation, und ich glaube nicht, daß der Autodieb gemerkt hat, daß er verfolgt wird. Er biegt rechts in die Berzeliigatan ein und fährt über den Götaplatsen und hoch Richtung Vasa-Krankenhaus. Kannst du folgen?«
»Ich kann folgen.«
»Wir kommen hoch zum Vasa, und der verdammte Scheißkerl hält an der Ampel vor Landala, und ich springe raus und stürze vor zur Fahrerseite und schlage an die Tür. Und weißt du, was ich da sehe, apropos was du gesagt hast, als wir von Hitchcock sprachen?«
»Ich kann es raten.«
»Eine verdammte Tussi«, sagte Halders, »völlig behascht. High bis übern Kopf, und wie die durch die Stadt geschaukelt ist, begreife ich einfach nicht. Aber sie erfaßt, worum es geht, und verriegelt schnell die Türen auf beiden Seiten.«
Halders sah aufgeregt aus, als würde er den ganzen Vorgang hier im Aufzug noch einmal erleben.
»Aber es gibt einen Spalt zwischen der Scheibe und der Karosserie, und da zwänge ich die Finger rein und ziehe, und plötzlich explodiert mir die ganze verdammte Scheibe in den Händen! Ein Riesenloch und überall Splitter, und die Tussi kauert sich unter dem Lenkrad zusammen und schreit, >nicht schlagen, nicht schlagen<, und um uns entsteht ein Auflauf.«
Sara Heiander hörte zu, sah die Szene vor sich: Halders rot und lodernd, wie ein Verrückter von zwei Metern, der in der Innenstadt Amok läuft.
»Was ist passiert?«
»Was passiert ist? Passiert ist, daß ich die Braut aus dem Auto bekam und mit dem Handy telefonierte, das ich Aneta am Freitag geklaut habe, und dann versuchte ich, auf die Kollegen zu warten. Und weißt du, was dann passiert ist? Ein Idiot hat mich an den Armen gepackt und versucht, mich dazu zu bringen, daß ich die Tussi loslasse!«
»Du hast doch wohl gesagt, worum es ging?«
»Ich bekam keine Gelegenheit. Die Leute um mich herum fingen an, mich zu beschimpfen, und ein paar alte Weiber schrien >Faschist< und so Sachen.«
»Nicht Rassist oder Sexist?«
»Was?«
»Nichts.«
»Es war scheußlich«, sagte Halders, »und wurde nicht besser, als ich den Ausweis herausbekam und versuchte, es den Idioten zu erklären.«
»Es half nicht, daß du Polizist bist?«
»Im Gegenteil.«
»Oder daß es dein eigenes Auto war, das man dir gestohlen hatte?«
»Wenn ich das gesagt hätte, wäre es nur noch schlimmer geworden.«
»Keine Sympathie?«
»Kein bißchen, nur verdammte Verachtung für die Polizei. Die reden ständig von Verachtung der Politiker, aber worum es geht, ist Verachtung der Polizei.«
Sie waren aus dem Aufzug gestiegen und zum Sitzungszimmer weitergegangen. Zwei Bildschirme blinkten ungeduldig in Erwartung von Informationen. Das
Bild flatterte in Wellen, wie ein Fernsehapparat, der nur noch wenige Wochen zu leben hat. Das Zimmer war warm und geschlossen, die Geräusche von den Computern wie eine einzige elektronische Tonlage.
»Du hast das nicht genügend persönlich genommen«, sagte Sara Heiander.
»Nicht bis. was meinst du damit?«
»Es war nicht die Polizei, worauf sie sauer waren«, sagte Sara Heiander, »das warst genau du, um den es ging. Fredrik Halders.«
Er kam mit einem Sonnenbrand nach Hause und mit einem Gefühl, das vielleicht mit seinem Gewissen zu tun hatte. Es war als wären einige Sandkörner am Kragen hängengeblieben, sie ließen sich nicht entfernen, er spürte, wie der Sand kratzte. Ein neues Hemd, aber das Gefühl war das gleiche.
Lena hatte nicht mehr wegen des Geldes gefragt. Sie hatte die Reise genossen. Es gab auch ein Licht für die kleinen Leute, hatte er gesagt, aber das hatte ihr nicht gefallen. Sie hatte ihren Stolz.
Am Tag nach der Rückkehr hatte er sich zurückgehalten und auch noch am nächsten Tag. Er hatte mit seinem Hehler gesprochen und einen neuen Kontakt bekommen, aber das war alles.
Es war an der Zeit, wieder zu arbeiten, aber eines mußte er vorher noch erledigen.
Er war zu dem Haus zurückgekehrt und schnell wie der Wind vorbeigegangen. Er hatte nicht gewagt, draußen
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