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Tanz mit dem Schafsmann

Tanz mit dem Schafsmann

Titel: Tanz mit dem Schafsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Besonderes, wenn wir uns trafen. Wir hörten beim Autofahren Musik, faulenzten am Strand und schauten den Wolken nach, gingen ins Fujiya-Hotel zum Eisessen, machten einen Bootsausflug auf dem Ashinoko-See. Plaudernd verbrachten wir unsere Nachmittage und ließen die Tage verstreichen. Ein Rentnerdasein, dachte ich manchmal.
    Einmal wollte Yuki ins Kino. Ich ging hinunter in den Ort und besorgte eine Zeitung, um das Filmprogramm durchzusehen. Es gab nichts Gescheites, aber in einem kleinen Kino lief Unerwiderte Liebe . Als ich Yuki erzählte, dass der Hauptdarsteller ein ehemaliger Klassenkamerad von mir sei, den ich inzwischen wieder ab und zu träfe, wurde sie neugierig auf den Film.
    »Hast du ihn schon gesehen?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte ich, verschwieg aber, wie oft. Sonst hätte ich ihr erklären müssen, warum ich ihn mehrmals gesehen hatte.
    »Und, war er gut?«, fragte Yuki.
    »Überhaupt nicht«, erwiderte ich prompt. »Ein saublöder Film. Die reinste Materialverschwendung, um es gelinde auszudrücken.«
    »Und dein Freund? Wie findet er den Film?«
    »Saublöd. Die reinste Materialverschwendung, sagte er.« Ich lachte. »Wenn das sogar ein Darsteller behauptet, muss es ja wohl stimmen.«
    »Ich möchte ihn trotzdem sehen«, sagte Yuki.
    »Okay, fahren wir los.«
    »Wenn es dir nichts ausmacht, ihn zweimal zu sehen?«
    »Warum nicht? Was anderes steht nicht zur Auswahl, und außerdem ist es ein harmloser Film«, sagte ich. »Schaden kann er also nicht.«
    Ich rief im Kino an und fragte nach den Spielzeiten. Wir gingen vorher noch in den Tierpark, um die Zeit totzuschlagen. Odawara war bestimmt die einzige Stadt, wo es einen Zoo in einem Schlossgarten gab. Ein kurioser Ort. Wir hielten uns fast nur bei den Affen auf. Man konnte sich nicht satt sehen an ihnen, vielleicht weil die Szenen an menschliche Verhaltensmuster erinnerten. Es gab kleinlaute, fürsorgliche und streitlustige Exemplare. Ein hässlicher, fetter Affe thronte auf dem Hügel und sah auf das Treiben hinab. Im Widerspruch zu seiner autoritären Haltung war sein Blick voller Furcht und Misstrauen. Und er war schrecklich schmuddelig. Ich fragte mich, wie er es angestellt haben mochte, derart aufgedunsen und grässlich zu werden. Natürlich konnte man einen Affen nicht danach fragen.
    Es war ein Wochentag, und in der Nachmittagsvorstellung waren so gut wie keine Zuschauer. Die Sitze waren hart und es roch muffig. Vor der Vorstellung kaufte ich für Yuki Schokolade. Ich hatte auch Appetit, aber für meinen Geschmack gab es am Süßigkeitenstand leider nichts. Die junge Verkäuferin war auch nicht der Typ, der einem unbedingt etwas andrehen will. Ich naschte dann nur ein Stück von Yukis Schokolade. Es war bestimmt ein Jahr her, dass ich zum letzten Mal Schokolade gegessen hatte. Als ich das Yuki sagte, war sie ganz erstaunt.
    »Magst du keine Schokolade?«
    »Es geht nicht darum, ob ich sie mag oder nicht: Schokolade interessiert mich einfach nicht.«
    »Spinner!«, sagte Yuki. »Interessieren? Wie kann man sich nicht für Schokolade interessieren? Das ist doch verrückt.«
    »Wieso verrückt? So was gibt es. Magst du den Dalai Lama?«
    »Was soll das denn sein?«
    »Er ist das geistliche Oberhaupt in Tibet.«
    »Kenne ich nicht, den Typen.«
    »Na schön, magst du den Panama-Kanal?«
    »Ist mir doch egal. Ich mag ihn weder, noch mag ich ihn nicht!«
    »Was hältst du dann von der Datumsgrenze? Oder von Pi? Magst du das Kartellverbot? Und die Juraperiode, was ist damit? Wie findest du die Nationalhymne von Senegal? Magst du den achten November 1987 oder nicht?«
    »Halt endlich die Klappe. Deine idiotischen Gedankensprünge sind mir zu blöd«, gab Yuki sichtlich genervt zurück. »Ich hab’s ja kapiert: Es geht nicht um Mögen oder Nichtmögen, du interessierst dich einfach nicht für Schokolade. Schon klar.«
    »Na, dann ist es ja gut«, sagte ich.
    Schließlich begann die Vorstellung. Da ich die Handlung auswendig kannte, sah ich kaum noch hin, sondern überließ mich meinen Gedanken. Yuki schien ebenfalls nicht viel von dem Film zu halten, nach ihrem gelegentlichen Geseufze und Geschnaube zu urteilen.
    »So ’n Schwachsinn«, zischte sie angewidert. »Welcher Idiot hat sich bloß die Mühe gemacht, einen solchen Mist zu drehen!«
    »Berechtigte Frage«, sagte ich. »Welcher Idiot hat sich bloß die Mühe gemacht, einen solchen Mist zu drehen?«
    Auf der Leinwand war gerade der attraktive Gotanda im Unterricht zu sehen. Obwohl er nur eine

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