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Tanz mit dem Schafsmann

Tanz mit dem Schafsmann

Titel: Tanz mit dem Schafsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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süffeln, schwimmen, Mädchen aufs Zimmer bestellen. Wir mieten uns einen Mustang und flitzen durch die Gegend. Mit hundertfünfzig Sachen. Während der Fahrt hören wir Musik: Doors, Sly & The Family Stone, Beach Boys oder was weiß ich. Einfach mal die Seele baumeln lassen. Grübeln kannst du danach immer noch.«
    »Hört sich gut an«, sagte er. An seinen Augen bildeten sich Lachfältchen. »Holen wir uns zwei Mädchen, dann können wir uns zu viert bis zum Morgen vergnügen. Das hat damals Spaß gemacht.«
    Kuckuck, dachte ich. Sinnliches Schneeschaufeln.
    »Ich kann jederzeit los. Und wie ist es bei dir? Wie lange brauchst du, um deine Dinge zu erledigen?«, fragte ich.
    Gotanda lächelte mich ungläubig an. »Du hast keine Ahnung. In meiner Branche hat man nie alles erledigt. Es ginge nur, wenn ich alles hinschmeiße, aber dann bin ich garantiert raus aus dem Geschäft. Und zwar für immer und ewig. Und meine Frau werde ich damit auch verlieren. Für immer und ewig.« Er trank den letzten Schluck Bier.
    »Aber meinetwegen – mir ist inzwischen alles egal. Ich gebe auf. Du hast Recht. Ich bin ausgelaugt. Zeit, nach Hawaii zu gehen und abzuschalten. Okay, ich schmeiße alles hin. Auf nach Hawaii. Was danach kommt, kann ich mir später überlegen. Wenn ich den Kopf erst einmal frei habe. Ich … ich möchte ein anständiger Mensch werden. Vielleicht ist es ja schon zu spät dazu, aber einen weiteren Versuch ist es wert. Ich verlasse mich auf dich. Mein Vertrauen hast du. Ehrlich, von Anfang an, seit wir das erste Mal telefoniert haben. Du bist einfach ein grundanständiger Kerl. Das, was ich immer sein wollte.«
    »So anständig bin ich gar nicht«, wandte ich ein. »Ich achte nur auf meine Schritte. Einfach Tanzen, das ist alles. Einen Sinn gibt es da nicht.«
    Gotanda legte die Hände weit auseinander auf den Tisch. »Was, bitte schön, hat denn schon einen Sinn in unserem Leben?« Er lachte. »Aber lass nur. Darauf kommt es nicht mehr an. Ich hab’s aufgegeben. Ich werde deinem Beispiel folgen – von einem Fahrstuhl zum anderen hopsen. Das ist keineswegs unmöglich. Wenn man will, geht alles. Ich bin immerhin Gotanda: intelligent, gut aussehend, sympathisch. Also, auf nach Hawaii. Besorgen wir morgen die Tickets. Zweimal First Class, versteht sich, das muss sein, das ist Vorschrift. Du weißt ja, Auto: Mercedes, Uhr: Rolex, Wohnung: Minato-ku, Flug: Erste Klasse. Übermorgen packen wir und fliegen los. Und sind noch am selben Tag in Honolulu. Hawaiihemden stehen mir übrigens gut.«
    »Dir steht doch alles.«
    »Oh, danke, das kitzelt den kleinen Rest, der von meinem Ego übrig geblieben ist.«
    »Zuerst gehen wir in eine Strandbar und trinken Piña Colada. Und zwar eisgekühlt.«
    »Nicht schlecht.«
    »Nicht schlecht.«
    Gotanda sah mir fest in die Augen. »Sag mal, kannst du wirklich vergessen, dass ich Kiki getötet habe?«
    Ich nickte. »Ich glaube schon.«
    »Es gibt noch etwas, was du wissen solltest. Ich habe dir doch erzählt, dass ich mal für zwei Wochen in Haft war, ohne was auszuplaudern, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Das war gelogen. Ich habe alles verraten, damit sie mich wieder freilassen. Nicht, weil ich Angst hatte, sondern um mich zu erniedrigen. Das war gemein. Deshalb habe ich mich auch ehrlich gefreut, dass du mir zuliebe die ganze Zeit dichtgehalten hast. Als hättest du mich damit von meiner Gemeinheit erlöst. Hört sich vielleicht komisch an, aber so habe ich es empfunden. Du hast mich reingewaschen – den hässlichen Teil von mir. Aber heute habe ich den ganzen Abend Geständnisse geliefert. Mein Herz restlos ausgeschüttet. Ich bin froh darüber, richtig erleichtert. Für dich war es bestimmt kein Vergnügen.«
    »Ach, mach dir deswegen keine Sorgen«, beruhigte ich ihn. Jetzt fühle ich mich dir noch näher , wollte ich sagen. Vielleicht hätte ich es tun sollen, aber ich wollte es mir für einen späteren Zeitpunkt aufbewahren. In jenem Moment hatte ich das Gefühl, dass es so besser sei, dass sich bald eine Gelegenheit bieten würde, bei der diese Worte mehr Gewicht besäßen, wirkungsvoller wären. »Mach dir keine Sorgen«, wiederholte ich deshalb nur.
    Gotanda nahm seinen Regenhut von der Stuhllehne, um zu prüfen, wie feucht er noch war, und hängte ihn dann wieder zurück.
    »Würdest du mir als Freund einen Gefallen tun?«, fragte er. »Ich würde gern noch ein Bier trinken, aber ich bringe es nicht fertig, aufzustehen und es mir zu holen.«
    »Kein Problem«, sagte ich

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