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Tanz mit dem Schafsmann

Tanz mit dem Schafsmann

Titel: Tanz mit dem Schafsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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und ging zum Tresen, um zwei Bier zu bestellen. Dort herrschte ziemlicher Andrang, und es dauerte eine Weile, bis ich dran war. Als ich mit den beiden Gläsern zu unserem Tisch zurückkam, war Gotanda verschwunden. Sein Regenhut ebenfalls. Und der Maserati stand auch nicht mehr auf dem Parkplatz. Na großartig! Ich schüttelte den Kopf. Es war nicht zu ändern. Er war verschwunden.

40
    Am folgenden Nachmittag zogen sie den Maserati aus der Tokyo-Bucht. Es erstaunte mich nicht, ich hatte es geahnt. Nachdem Gotanda verschwunden war, hatte ich es kommen sehen.
    Ein weiterer Toter. Ratte, Kiki, May, Dick North und nun Gotanda. Insgesamt fünf. Blieb noch einer. Ich schüttelte den Kopf. Eine schreckliche Aussicht. Was würde als Nächstes geschehen? Wer würde als Nächster sterben? Yumiyoshi, dachte ich unwillkürlich. Nein, das durfte nicht sein. Das wäre zu schlimm. Yumiyoshi durfte weder sterben noch verschwinden. Aber wer dann? Yuki? Ich schüttelte den Kopf. Das Mädchen war erst dreizehn. Man durfte es nicht zulassen, dass sie starb. Ich listete in Gedanken alle Personen auf, die in Frage kommen konnten. Als wäre ich der Gott des Todes.
    Ich begab mich zum Polizeirevier in Akasaka, um Schöngeist mitzuteilen, dass ich am Abend zuvor mit Gotanda zusammen gewesen war. Ich hielt es für richtig, mit ihm darüber zu sprechen. Natürlich erwähnte ich nicht, dass Gotanda möglicherweise Kiki umgebracht hatte. Dieses Kapitel war abgeschlossen. Zumal es keine Leiche gab. Stattdessen erwähnte ich nur, wie erschöpft Gotanda bei unserer Begegnung unmittelbar vor seinem Tod ausgesehen hätte, dass er psychisch am Ende gewesen sei. Die Schulden seien ihm über den Kopf gewachsen, die berufliche Belastung und die Scheidung hätten ihm arg zugesetzt.
    Schöngeist nahm meine Aussage zu Protokoll. Im Gegensatz zu damals war es ein einfacher Vorgang, und ich musste bloß unterzeichnen. Es hatte nicht mal eine Stunde gedauert. Als er mit dem Protokoll fertig war, sah er mich an und schnippte gegen den Kugelschreiber. »In Ihrer Umgebung sterben auffällig oft Leute, was?«, sagte er. »Wenn Sie so weitermachen, haben Sie bald keine Freunde mehr. Alle werden Sie hassen. Das macht den Blick finster und die Haut welk. Gar nicht gut.«
    Dann stieß er einen tiefen Seufzer aus.
    »Na ja, diesmal war es Selbstmord. Todsicher. Augenzeugen gibt’s auch. Nur schade um den Maserati. Filmstar hin, Filmstar her, wenigstens sein Auto hätte er verschonen können. Ein Civic oder ein Toyota Corolla hätten es auch getan.«
    »Keine Sorge, der Wagen war versichert«, entgegnete ich.
    »Nein, bei Selbstmord zahlen die nichts«, klärte mich Schöngeist auf. »Trotzdem blöd. Ich habe so wenig Geld, dass ich mir den Kopf darüber zerbreche, wie ich meinen Kindern Fahrräder kaufen soll. Drei Kinder kosten eine Stange Geld. Jedes will sein eigenes Rad haben.«
    Ich sagte nichts dazu.
    »Gut, Sie können dann gehen. Tut mir leid, das mit Ihrem Freund. Danke, dass Sie sich hierherbemüht haben.«
    Er brachte mich zum Ausgang. »Der Fall May ist immer noch nicht aufgeklärt. Aber die Ermittlungen laufen weiter. Irgendwann ist das auch erledigt«, sagte er.
    Noch lange danach bildete ich mir ein, ich hätte Gotandas Tod verursacht. Ich wurde dieses bedrückende Gefühl nicht los. Immer wieder rief ich mir die Einzelheiten unseres Gesprächs jener Nacht bei Shaky’s in Erinnerung. Hätte ich doch bloß geschickter auf seine Worte reagiert. Dann hätte ich ihn vielleicht vor dieser Tat bewahren können, und wir würden jetzt am Strand von Maui liegen und Bier trinken.
    Aber wahrscheinlich hätte auch das nichts geholfen. Gotanda hatte es von Anfang an vorgehabt. Er hatte lediglich auf eine Gelegenheit gewartet. Die ganze Zeit hatte er mit dem Gedanken gespielt, seinen Maserati im Meer zu versenken. Schon lange lag seine Hand auf der Türklinke der Ausgangspforte. Wie oft mochte er sich ausgemalt haben, wie der Maserati auf den Meeresboden sinkt, das Wasser durch die Fenster ins Wageninnere dringt und ihn ertränkt. Dieses Spiel mit der Möglichkeit seiner Selbstzerstörung stellte für ihn eine Verbindung zur realen Welt dar. Aber so konnte es nicht ewig weitergehen. Irgendwann musste er die Tür aufstoßen. Das war ihm durchaus bewusst. Er hat nur auf eine Gelegenheit gewartet.
    Mays Tod brachte den Tod eines alten Traums und Verlustgefühle mit sich. Dicks Tod weckte in mir Resignation. Gotandas Tod aber raubte mir jede Hoffnung. Die

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