Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
Pullover und eine kurze schwarze Jacke trug.«
»Besorgen Sie mir die Adresse von diesem Lucas Grande. Wir fahren zu ihm, wenn wir bei der Mutter waren.«
Eve war sich nicht sicher, ob es schlimmer war, einer Mutter zu erklären, dass ihre Tochter nicht mehr lebte, oder einem Mann, dass seine Frau ermordet worden war.
Sie hatten ihn geweckt. Er war mit leicht zerzaustem Haar und mit verquollenen Augen an die Tür gekommen und hatte sie etwas verärgert angesehen.
»Hören Sie, ich habe hier schon seit einer halben Ewigkeit keine Musik mehr gehört. Und ich habe sie noch nie nach zehn Uhr abends aufgedreht. Niemand in dieser Etage hat sich jemals über mich beschwert. Ich habe wirklich keine Ahnung, was für einen Furz der Typ von oben querstecken hat. Der hat es derart an den Nerven,
dass er sich seine Wohnung am besten rundum schallisolieren lässt.«
»Wir sind nicht wegen einer Beschwerde hier. Bitte lassen Sie uns herein.«
»Ach, verdammt.« Er trat einen Schritt zur Seite und winkte sie ungeduldig an sich vorbei. »Falls Sie Bird mal wieder wegen Zoner hochgenommen haben, habe ich nichts damit zu tun. Wir treten ab und zu zusammen auf, sonst macht jeder von uns, was er will.«
»Wir sind wegen Annalisa Sommers hier.«
»Wegen Annalisa?« Er verzog den Mund zu einem Grinsen. »Haben sie und ihre Freundinnen sich letzte Nacht etwa betrunken und irgendetwas angestellt? Muss ich sie aus dem Gefängnis holen oder so?«
»Mr Grande, es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ms Sommers letzte Nacht ermordet worden ist.«
Sein Lächeln war wie ausgewischt. »Falls das ein Scherz sein soll, kann ich Ihnen versichern, dass er total misslungen ist. Wie zum Teufel kommen Sie darauf, so etwas zu behaupten?«
»Mr Grande, ihre Leiche wurde heute Morgen im Greenpeace Park gefunden.«
»Also bitte. Also bitte.« Er wich vor ihnen zurück und hob beide Hände, als flehe er sie an, sich endlich zu erbarmen und ihm zu erklären, dass es wirklich nur ein schlechter Scherz war.
»Vielleicht setzen wir uns besser hin.«
»Annalisa?« Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Sind Sie sich wirklich völlig sicher, dass es Annalisa ist? Es könnte jemand anderes sein.«
Jemand anderes. Irgendeine andere, nur nicht die von ihm geliebte Frau.
»Es tut mir leid, Mr Grande, aber ein Irrtum ist ausgeschlossen. Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.«
»Ich habe sie gestern noch gesehen. Wir haben zusammen Mittag gegessen und wollten am Sonnabend zusammen ausgehen. Sie kann unmöglich tot sein.«
»Setzen wir uns.« Peabody nahm seinen Arm und führte ihn zu einem Stuhl.
Das Zimmer war mit einer Art Keyboard, einem Musikcomputer, ein paar Gitarren und ein paar Lautsprecherboxen voll gestellt. Eve bahnte sich einen Weg zwischen den Gerätschaften hindurch und nahm ihm gegenüber Platz. »Sie und Annalisa waren zusammen.«
»Ich wollte sie heiraten. Ich wollte ihr am Heiligabend einen Heiratsantrag machen. Ich wollte bis Weihnachten warten, damit es etwas ganz Besonderes wird. Was ist mit ihr passiert?«
»Mr Grande, sagen Sie uns bitte, wo Sie letzte Nacht waren.«
Er hob die Hände vors Gesicht, und die Tränen rannen zwischen seinen Fingern hindurch, als er mit rauer Stimme fragte: »Sie glauben, ich hätte ihr etwas angetan? Ich hätte ihr niemals etwas antun können. Ich liebe sie.«
»Nein, ich glaube nicht, dass Sie ihr etwas angetan haben, aber ich muss Sie trotzdem fragen.«
»Ich habe bis Mitternacht, vielleicht sogar noch etwas länger, Aufnahmen gemacht. Dann haben wir noch etwas im Studio abgehangen, was getrunken, Pizza gegessen und ein bisschen gejammt. Ich weiß nicht, ich schätze, gegen drei war ich zurück. Himmel, sie ist ermordet worden, sagen Sie?«
»Ja, sie ist ermordet worden.«
Sein vom Weinen fleckiges Gesicht verlor jede Farbe. »Sie haben gesagt, Sie hätten sie im Park gefunden. Oh, mein Gott. Im Park. Diese anderen Frauen. War es dasselbe wie bei diesen anderen Frauen? War es bei ihr dasselbe?«
»Sagen Sie mir, in welchem Studio Sie waren und wer außer Ihnen dort war.«
»Im Tunes, in der Prince Street. Hmm. Bird. Gott, Gott.« Wieder warf er sich die Hände vors Gesicht und fuhr sich mit zitternden Fingern durch das Haar. »John Bird und Katelee Poder. Ich kann einfach nicht richtig denken. Ihre Mutter, haben Sie es ihrer Mutter schon gesagt?«
»Wir kommen gerade von ihr.«
»Die beiden standen einander wirklich nahe. Sie hat mich genau unter die Lupe genommen,
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