Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
Parks. Sie lief immer durch den Park und kannte diese Strecke wie den Weg von ihrem eigenen Schlafzimmer in ihre eigene Küche.
Es war nur ein kurzer Spaziergang, und bis zu der erwarteten Gehaltserhöhung sparte sie auf diese Art das Geld für ein Taxi.
Zwei Frauen waren andererseits in der letzten Woche in städtischen Parks ermordet worden, weshalb es vielleicht nicht besonders clever war, wenn sie um ein Uhr in der Frühe die Abkürzung nach Hause nahm.
Das war totaler Unsinn. Der Greenpeace Park lag direkt vor ihrer eigenen Haustür. In fünf Minuten hätte sie den Park durchquert, wäre sicher zu Hause angekommen und läge noch vor zwei in ihrem warmen Bett.
Himmel, sie war eine gebürtige New Yorkerin, erinnerte sie sich, als sie in den Schatten der dicht belaubten Bäume trat. Sie konnte auf sich aufpassen, hatte Selbstverteidigungskurse belegt, war fit und hatte obendrein noch eine Dose Pfefferspray mit einem Alarmknopf in der Tasche.
Sie liebte diesen Park, bei Tag und auch bei Nacht. Die Bäume, die kleinen Spielplätze für Kinder, die Blumenbeete und Gemüsegärten, in denen eine Kooperative Biogemüse zog. Er war ein regelrechtes Sinnbild für die Vielfältigkeit der Stadt. Hier gab es in direkter Nachbarschaft langweilig grauen Beton und knackig frischen Blumenkohl.
Lachend ging sie eilig den Weg hinab in Richtung ihres Heims.
Dann hörte sie auf einmal das kleine Kätzchen, noch ehe sie es sah. Streunende Katzen waren ganz normal. Doch das hier, merkte sie im Näherkommen, war keine ausgewachsene Katze, sondern ein winzig kleines Kätzchen,
ein kleiner grauer Fellball, der zusammengerollt vor ihr auf dem Weg lag und jämmerlich miaute.
»Du armes kleines Ding. Wo ist denn deine Mama, du armer kleiner Schatz?«
Sie ging vor dem Tierchen in die Hocke, nahm es auf den Arm, und erst jetzt wurde ihr klar, dass es kein echtes Kätzchen, sondern ein Droide war. Seltsam, dachte sie.
Gleichzeitig fiel ein dunkler Schatten auf sie. Eilig griff sie nach der Dose mit dem Pfefferspray und richtete sich auf.
Sie krachte aufgrund eines Hiebs, der sie am Hinterkopf erwischte, mit dem Gesicht zuerst vornüber auf den Weg.
Der Droide jammerte und miaute weiter, während der Angreifer harte Schläge auf sie niederprasseln ließ.
Weniger als sieben Stunden später betrat auch Eve den Greenpeace Park. Er duftete grün, oder eher blumig. Blühend und lebendig, dachte sie.
Obwohl man den Verkehrslärm aus der Luft und von der Straße hörte, fühlte man sich fast wie auf dem Land. Ordentliche Gemüsebeete wurden durch einen Zaun vor Vandalen und Ungeziefer geschützt. Sie hatte keine Ahnung, wie die großblättrigen, rankenden Gewächse hießen, die sie über die kleinen, ordentlichen Hügel kriechen sah.
Ein Teil des würzigen Geruchs entsprang wahrscheinlich dem Dünger oder Kuhmist, den diese Leute unter die Erde mischten, um dort Gemüse zu ziehen, das sie am Ende aßen. Das nannten sie biologisch oder natürlich, überlegte Eve und schüttelte den Kopf.
Tja, aber vielleicht hatten sie Recht, denn letztendlich war Scheiße durch und durch natürlich.
Genau wie Blut und Tod.
Hinter den Gemüsebeeten, dem seltsamen vertikalen Dreieck, an dem die Ranken wucherten, und dem kleinen Schutzzaun standen die Statuen von einem Mann und einer Frau. Sie hatten Hüte auf den Köpfen, er trug eine Art von Harke und sie einen mit den Früchten ihrer Arbeit voll beladenen Korb.
Ernte war der offizielle Name dieses Standbilds, aber alle nannten es Ma und Pa Farmer oder einfach Ma und Pa.
Die Tote lag zu ihren Füßen, wie eine Opfergabe an die Götter, mit zwischen den nackten Brüsten sittsam gefalteten Händen, einem von blauen Flecken übersäten Körper und einem blutigen Gesicht.
»Was für eine ätzende Art, den Tag zu beginnen«, stellte Peabody fest.
»Für sie ist es bestimmt noch deutlich ätzender.«
Eve setzte ihre Mikrobrille auf, zog die Messgeräte aus der Tasche und bat ihre Partnerin: »Finden Sie ihren Namen raus.«
Dann begann sie aufzuzählen, was mit bloßem Auge zu erkennen war.
»Das Opfer ist eine weiße Frau. Gesicht, Gliedmaßen und Torso weisen Spuren von Gewaltanwendung auf. Sie hat ein gebrochenes Schlüsselbein. Abwehrverletzungen sind nicht zu sehen. Die rote Kordel um den Hals scheint die Mordwaffe zu sein. Sie wurde erwürgt. Außerdem gibt es Anzeichen für eine Vergewaltigung. Die Innenseiten ihrer Schenkel und der Genitalbereich sind abgeschürft.«
»Annalisa Sommers,
Weitere Kostenlose Bücher