Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
mehrfach operiert. Herz und Kreislauf sind stabil, und sie tun alles für sie, was in ihrer Macht steht.«
»Wie lange wird es Ihrer Meinung nach noch dauern?«, fragte Eve.
»Mindestens noch zwei, drei Stunden. Ihr Zustand ist noch immer kritisch, aber, wie gesagt, sie hält sich gut. Jetzt schlage ich vor, dass Sie alle Blut spenden gehen. Das ist ein positiver Beitrag, den Sie leisten können. Ich selbst kehre in den OP zurück, um weiter zu beobachten, was die Kollegen tun. Der Leiter des Operationsteams wird Ihnen nachher genauere Einzelheiten nennen, ich werde Sie bis dahin auf dem Laufenden halten, so gut es geht.«
»Kann ich nicht mit in den OP? Wenn ich mir einen Kittel anziehe -«
»Nein.« Louise küsste Ian auf die Wange. »Gehen Sie und spenden Blut. Tun Sie etwas Positives, geben Sie ihr Kraft durch Ihre Gedanken. Diese Dinge helfen, das verspreche ich.«
»Okay, dann spende ich jetzt Blut.«
»Ich komme mit«, erklärte Feeney und nickte in Richtung des Warteraums. »Am besten gehen wir alle. Wenn wir damit fertig sind, ist die Blutbank dieses Krankenhauses bis unter die Decke mit Polizistenblut gefüllt.«
Ein bisschen schwindelig von dem Verlust eines halben Liters Blut und vor allem vom Anblick der Nadel, die sie dazu in den Arm gerammt bekommen hatte, saß Eve wieder in dem Warteraum.
Roarke hielt tröstend ihre Hände, während sie ihre Gedanken wandern ließ.
Sie dachte daran, wie sie Peabody zum ersten Mal gesehen hatte, in ihrer schicken, frisch gestärkten Uniform. Eine Leiche hatte zwischen ihnen gelegen. Weil es einfach immer Leichen gab.
Sie erinnerte sich daran, wie sie Peabody als ihre Assistentin von der Straße in ihre Abteilung versetzen lassen hatte. Und dass sie wegen Peabodys »Zu Befehl, Madam, sehr wohl, Madam« bereits nach einer Stunde aus der Haut gefahren war.
Das war lange her.
Es hatte nicht lange gedauert, bis ihr vorlautes Mundwerk trotz des ständigen »Sehr wohl, Madam« zum Vorschein gekommen war.
Sie hatte sich eben behauptet. Hatte sie als ihre Vorgesetzte respektiert, sich aber trotzdem stets behauptet. Und sie hatte schnell gelernt. Hatte einen wachen Geist, gute Augen, war einfach ein hervorragender Cop.
Gott, wie lange würde es noch dauern?
Sie hatte sich in einen Detective verliebt, der sich als korrupt erwiesen hatte. Das hatte ihr Selbstvertrauen und ihre Gefühle schwer erschüttert. Bis Ian in ihr Leben getänzelt und Charles geschmeidig hineingeglitten war. Doch wie seltsam diese Dreiecksgeschichte ab und zu auch angemutet hatte, war von Anfang an McNab derjenige gewesen, dem sie verfallen war.
Anfangs waren die beiden fürchterlich aufeinandergerasselt, sie konnten sich nicht ausstehen und hatten, wenn sie länger als zehn Sekunden im selben Raum gewesen waren, Gift und Galle gespuckt.
Letztendlich aber hatten sie sich doch gefunden. Vielleicht fanden sich am Schluss ja doch immer die Menschen, die sich finden sollten, ganz gleich, wie schwer der Anfang war.
»Eve«, riss Roarke sie aus ihren Gedanken, sie klappte
die Augen blinzelnd wieder auf und folgte seinem Blick in Richtung Tür.
Als sie dort Louise entdeckte, sprang sie eilig auf und gesellte sich zu der Gruppe, von der die Ärztin bereits umrundet war.
»Sie wird jetzt aus dem OP in den Aufwachraum verlegt. Gleich kommen die Chirurgen und erklären Ihnen alles ganz genau.«
»Sie hat es überstanden.« Vor Erschöpfung und Erleichterung hatte Ians Stimme einen rauen Klang. »Sie hat es überstanden.«
»Ja. Ihr Zustand ist noch kritisch, ich bin sicher, dass sie noch eine Weile auf der Intensivstation verbringen wird. Sie liegt nämlich im Koma.«
»Oh Gott.«
»Das ist nicht weiter ungewöhnlich, Ian. Das ist einfach ein Weg, auf dem ihr Körper Ruhe hat und sich erholen kann. Die Ergebnisse der ersten Schädeluntersuchungen waren durchaus positiv, auch wenn man noch nichts Genaues sagen kann. Sie werden sie in den nächsten Stunden genauestens überwachen.«
»Sie wird wieder aus dem Koma erwachen.«
»Davon gehen wir aus. Es gibt noch ein paar Dinge, die uns Sorgen machen, wie zum Beispiel ihre Niere. Aber sie hat die Operationen sehr gut überstanden. Sie ist ein starker Mensch.«
»Jetzt kann ich sie doch sehen, oder? Jetzt lassen Sie mich sie doch sehen.«
»Selbstverständlich. Haben Sie nur noch einen Augenblick Geduld.«
»Okay.« Er schien sich halbwegs zu beruhigen, und seine Stimme bekam einen fast normalen Klang. »Und ich kann bei ihr sitzen bleiben,
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