Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
an ihren Mund. »Schmeckt wie warme Pisse«, meinte sie, nahm aber trotzdem einen zweiten Schluck. »Nein, vielleicht sogar noch etwas schlimmer.«
»Ab dem fünften Liter ist es gar nicht mehr so schlimm.«
»Das kann ich nur hoffen«, erwiderte Nadine und drückte ihr den Becher wieder in die Hand. »Ich will auch nicht, dass er mich erwischt. Aber vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich selbst auf mich aufpassen kann. Vor allem nach meiner Begegnung mit dem verrückten Mörder letztes Jahr. Ich habe nicht vergessen, wer mich damals rausgehauen hat. Und ich bin nicht nur schlau, sondern auch mein Selbsterhaltungstrieb ist ausgeprägt genug, um zu akzeptieren, dass es Zeiten gibt, in denen es mir hilft, wenn jemand Interesse an meinem Wohlergehen hat. Also werde ich mich arrangieren.«
Auf der Suche nach einer halbwegs bequemen Position rutschte sie ein wenig auf dem harten Fußboden herum. »Außerdem sieht der Typ links wirklich nicht übel aus.«
»Versuchen Sie, wenn möglich, mit dem Sex zu warten, bis er Feierabend hat.«
»Ich werde mich bemühen, mich zu beherrschen. Und jetzt gehe ich kurz rüber zu McNab.«
Während Eve noch überlegte, ob sie wieder durch die Gegend laufen oder einfach sitzen bleiben und die Augen schließen sollte, kam Roarke aus dem Warteraum und hockte sich vor sie hin.
»Vielleicht wäre es eine gute Idee, für die Horde drinnen etwas zu essen zu besorgen, was nicht aus einem Automaten kommt.«
»Du versuchst nicht zufällig mich zu beschäftigen?«
»Eher uns beide.«
»Also gut.«
Er richtete sich auf, nahm eine ihrer Hände und zog sie auf die Füße.
»Warum kommt nicht endlich einer von den Ärzten und sagt uns, wie es um sie steht? Ich habe das Gefühl -«
Sie blickte auf den Fahrstuhl und entdeckte, dass Louise und Charles auf sie zugelaufen kamen.
»Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?«, fragte Charles.
»Nichts. Seit über einer Stunde haben wir nichts mehr gehört.«
»Ich gehe in den OP.« Louise drückte Charles den Arm. »Ich ziehe mir einen grünen Kittel an und gehe selber gucken, was passiert.«
»Umso besser«, sagte Eve, als Louise den Korridor hinunterrannte. »Dann werden wir vielleicht endlich was erfahren.«
»Was kann ich tun?« Charles umklammerte Eves Hand. »Geben Sie mir irgendwas zu tun.«
Sie sah ihm in die Augen. Es gab wirklich die verschiedensten Arten von Freundschaft, erkannte sie. »Roarke und ich wollten gerade für alle was zu essen holen.«
»Lassen Sie mich das machen, ja? Ich gehe nur kurz zu McNab, um ihm zu sagen, dass wir hier sind, dann laufe ich sofort los.«
»Freundschaften sind wirklich was Erstaunliches.«
Roarke beobachtete, wie sich Charles durch die Gruppen von Beamten einen Weg bis zu der Stelle bahnte, an der McNab am Fenster stand. »All die Leute, all die Beziehungen, all die Verbindungen und Querverbindungen. Lieutenant.« Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie zärtlich auf die Stirn. »Es würde dir nicht schaden, dich ein bisschen hinzulegen und die Augen zuzumachen.«
»Ich kann nicht.«
»Das habe ich mir schon gedacht.«
Also wartete sie weiter. Sie hatte das Gefühl, als stünde sie im Zentrum eines Strudels, während sie Whitney, Mira und Peabodys Familie kontaktierte oder deren Anrufe entgegennahm. Neue Polizistinnen und Polizisten kamen, ein paar gingen, die meisten aber blieben. Aus der Abteilung für elektronische Ermittlungen, aus dem Morddezernat, Männer und Frauen in Uniform ebenso wie Kollegen und Kolleginnen von Rang.
»Hol bitte McNab«, murmelte sie Roarke zu, als sie Louise entdeckte. »Aber möglichst unauffällig, ja? Ich will nicht, dass sich alle hier draußen drängen, während sie uns sagt, was sie herausgefunden hat.«
»Nun.« In dem grünen, schlabberigen Kittel sah Louise inzwischen ganz wie eine Ärztin aus. »Ich gehe gleich noch mal zurück, um weiter zu beobachten, was sie mit ihr machen, aber ich wollte Ihnen schon mal sagen, was ich weiß.«
Roarke kam mit McNab, Feeney und Charles zu ihnen in den Flur. Der innerste von all den sich ausdehnenden Kreisen, dachte Eve.
»Sind sie fertig?«, wollte McNab als Erstes wissen. »Ist sie -«
»Sie sind noch dabei, aber es läuft alles den Erwartungen entsprechend. Sie wird von wirklich guten Chirurgen
operiert und hält sich auch selbst erstaunlich gut.« Sie streckte ihre Hände nach seinen Händen aus. »Es wird noch eine Weile dauern. Sie hat schwere Verletzungen davongetragen und wird gleich
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