Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
marschierte dann auf ihren Wagen zu. »Ich kann einfach nicht glauben, dass ich ihn darum gebeten habe, eine Straftat zu begehen.«
»Ich kann dir versichern, dass er schon des Öfteren etwas getan hat, was nicht dem Gesetz entspricht.«
»Und dass ich ihn gebeten habe, mir bei meinen Ermittlungen zu helfen.«
»Was für ihn ganz sicher eine Premiere ist.«
»Ha. Nein. Jetzt fahre ich. Von der blöden Pille, die ich genommen habe, bin ich total aufgedreht.«
»Wenn das kein Vertrauen in dein fahrerisches Können schafft …«
»Wenn ich nicht irgendetwas tue, gehe ich wahrscheinlich in die Luft. Hast du auch etwas genommen?«
»Noch nicht.«
Sie stieg auf der Fahrerseite ein. »Es ist eindeutig nicht normal, dass du dich dann noch auf den Beinen halten kannst.«
»Das liegt einfach an meinem guten Stoffwechsel, mein Schatz. Und um den zu erhalten, muss ich heute Mittag unbedingt was essen, wenn wir bis dahin noch nicht fertig sind.«
»Das sind wir ganz sicher nicht. Die Zeugen leben im selben Block wie Peabody. Nenn mir bitte die genaue Adresse«, bat sie ihn und sah ihn, als er die Straße und Hausnummer nannte, von der Seite an. »Danke.«
»Gern geschehen. Allerdings tue ich das hier nicht für dich.«
»Nein, ich weiß.« Da sie die Berührung brauchte, nahm sie flüchtig seine Hand, als sie auf die Straße bog. »Aber trotzdem vielen Dank.«
20
Sie machte sich gar nicht erst die Mühe, eine freie Parklücke zu suchen, sondern stellte ihren Wagen einfach in zweiter Reihe neben einen solarbetriebenen Mini, der aussah, als hätte sein Besitzer ihn seit mindestens sechs Monaten nicht mehr bewegt.
Sie schaltete das Blaulicht ein, stieg aus und überhörte das »Scheiß Bullen«, das der Fahrer eines hinter ihr festsitzenden rostigen Kombis schrie.
Wenn sie besser drauf gewesen wäre, hätte sie sich vielleicht die Zeit für eine kurze Unterhaltung mit dem Kerl genommen.
Stattdessen marschierte sie wie unter Zwang über die
Straße und sah sich den großen Blutfleck auf dem Gehweg an.
»Er hat ihr aufgelauert. So macht er es immer. Vielleicht hat er sie bis hierher verfolgt, ohne dass sie es mitbekommen hat.«
Gleichzeitig aber schüttelte sie den Kopf. »Die Adresse eines Polizisten kriegt man nicht so einfach raus. Natürlich kann man es versuchen, aber die persönlichen Daten von Polizeibeamten sind für den normalen Zugriff gesperrt. Er muss ein brillanter Hacker sein oder er hat sie, wie gesagt, verfolgt.«
Sie dachte an das Interview, das sie Nadine gegeben hatten, und an die Pressekonferenz. Beide Male hatte sie Peabody ins Rampenlicht gezerrt.
»Wie lange würde ein guter Hacker brauchen, um eine gesperrte Adresse rauszukriegen?«
»Kommt auf sein Talent und auf seine Geräte an …« Roarke blickte ebenfalls auf den Blutfleck und dachte an ihre Partnerin. An deren Beständigkeit und gleichzeitige Freundlichkeit. »Könnte ein paar Tage dauern, aber es wäre auch nicht auszuschließen, dass er es innerhalb von einer Stunde schafft.«
»Innerhalb von einer Stunde? Himmel, warum machen wir uns dann überhaupt die Mühe, Schutzschilde zu installieren?«
»Sie sind wohl eher als Schutz vor der Allgemeinheit anzusehen. Wenn man sich in die Datei von einem Polizisten einklinkt, bekommt die Computerüberwachung automatisch eine Meldung. Es ist also ein ziemlich großes Risiko, das man nur eingeht, wenn es einem egal ist, oder aber man weiß, wie man die Schutzschilde umgeht. Hast du einen Grund zu der Annahme, dass er ein außergewöhnlich guter Hacker ist?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Er kannte die Tagesabläufe,
die Wege, die Gewohnheiten und die Adressen seiner Opfer. Alle bis auf eine der Frauen haben ohne Partner gelebt.«
»Elisa Maplewood hat in einer Wohnung mit einer Familie gelebt.«
»Ja, deren männlicher Teil zum Tatzeitpunkt außer Landes war. Vielleicht hat der Täter das gewusst. Er hat die Frauen eindeutig verfolgt. Darauf weist auch Merriweathers Bemerkung über den großen, kahlköpfigen Kerl in der U-Bahn hin. Aber vielleicht hat er auch ein paar Dinge per Computer rausgefunden. Er hat nämlich so viele Daten wie möglich über die Frauen gesammelt. Natürlich geht er bei jeder Tat ein großes Risiko ein, aber das ist kalkuliert. Er ist auch niemand, der sich unauffällig unter die Leute mischen kann. Merriweather jedenfalls hat ihn sofort bemerkt. Ich glaube also nicht, dass er die Frauen allzu oft beschattet hat.«
»Vielleicht nimmt er sie aus der Ferne ins
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