Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
sie weiter unternehmen würde, doch immer wieder schweiften ihre Gedanken in den Operationssaal ab, und sie stellte sich vor, wie Peabodys lebloser Körper, umrundet von gesichtslosen Ärzten mit blutverschmierten Händen, auf einem Stahltisch lag.
Es war Peabodys Blut, das an ihren Händen klebte, dachte sie und atmete tief durch.
Sie wirbelte herum, als sie hörte, dass jemand den Raum betrat. Aber es war weder Roarke noch einer der gesichtslosen Doktoren, sondern Feeney, dessen elegantes Hemd von dem langen Tag verknittert und dessen gerötetem Gesicht die Sorge deutlich anzusehen war.
Er sah sie fragend an, und sie schüttelte den Kopf. Also ging er direkt weiter zu McNab und nahm wie vorher Roarke ihm gegenüber Platz.
Sie sprachen mit gedämpften Stimmen, wobei Feeneys Stimme ruhig und die von McNab ein wenig schrill und abgehackt an ihre Ohren drang.
Eve ging an den beiden vorbei und trat in den Flur. Sie musste endlich wissen, was mit Peabody geschah. Musste irgendetwas tun.
Als sie Roarke mit ernster Miene in ihre Richtung kommen sah, wurden ihre Knie weich.
»Sie ist nicht …«
»Nein.« Da ihre Finger zitterten, nahm er ihr den Kaffeebecher ab. »Sie ist noch immer im OP. Eve …« Er stellte ihren Becher auf einem Rollwagen ab und umfasste ihre Hände.
»Sag mir, wie es um sie steht.«
»Sie hat drei gebrochene Rippen, eine Schulterzerrung, eine gebrochene Hüfte und ihre Lunge ist auf dem Weg hierher kollabiert. Außerdem hat sie erhebliche innere Verletzungen. Eine Niere ist geprellt und die Milz gerissen. Sie versuchen sie zu nähen, aber es ist nicht auszuschließen, dass sie rausgenommen werden muss.«
Gott. »Sie - wenn sie sie rausnehmen müssen, können sie sie doch bestimmt ersetzen. Sie können doch inzwischen alles ersetzen, oder nicht? Was sonst?«
»Er hat einen ihrer Wangenknochen zertrümmert und ihr den Kiefer ausgerenkt.«
»Das ist schlimm. Das ist schlimm, aber das können sie auf alle Fälle operieren -«
»Außerdem hat sie ein schweres Schädeltrauma. Das ist es, was den Ärzten die größten Sorgen macht.« Er strich rhythmisch mit seinen Händen über ihre Arme und sah sie reglos an. »Es ist also wirklich ernst.«
Der Assistenzarzt aus der Notaufnahme, mit dem er gesprochen hatte, hatte ihm erklärt, Peabody hätte ausgesehen, als hätte ein Maxibus sie überrollt.
»Sie … haben sie gesagt, wie ihre Chancen stehen?«
»Nein. Alles, was ich dir sagen kann, ist, dass sie ein ganzes Team im Operationssaal haben und dass wir jeden Spezialisten besorgen werden, den sie vielleicht braucht. Wir werden dafür sorgen, dass sie alles, was sie braucht, bekommt.«
Die Tränen schnürten ihr die Kehle zu, und so nickte sie wortlos mit dem Kopf.
»Wie viel davon soll ich ihm erzählen?«
»Was?«
»McNab.« Jetzt rieb er ihre Schultern und blieb abwartend stehen, während sie um Fassung rang und dabei ihre Augen schloss. »Wie viel soll ich ihm erzählen?«
»Alles. Er hat ein Recht, die Wahrheit zu erfahren. Er -« Sie brach ab, als Roarke sie in den Arm nahm, und klammerte sich einen Augenblick an seinen Schultern fest. »Gott. Oh Gott.«
»Sie ist stark. Sie ist jung, gesund und stark. Das spricht zu ihren Gunsten. Du weißt, dass es so ist.«
Er hatte sie gebrochen. Ihre Knochen zertrümmert. Ihre Organe zerstört. »Geh und sag es ihm. Feeney ist eben gekommen und sitzt bei ihm im Warteraum. Geh und sag es ihnen, ja?«
»Komm mit und setz dich zu uns.« Er küsste sie sanft auf die Stirn und beide Wangen. »Lass uns mit ihnen zusammen warten. Es ist ein bisschen leichter, wenn man nicht alleine warten muss.«
»Lass mir noch einen Moment Zeit. Ich bin wieder okay.« Sie trat einen Schritt zurück, drückte aber seine Hände, ehe sie sie sinken ließ. »Ich muss nur erst wieder richtig zu mir kommen. Und ich … ich muss ein paar
Leute anrufen. Ich muss irgendetwas tun, sonst werde ich verrückt.«
Er zog sie erneut an seine Brust und hielt sie fest. »Wir werden sie nicht einfach gehen lassen.«
Wieder zogen die Minuten sich endlos in die Länge, bis endlich die nächste Stunde vergangen war.
»Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?«, wollte Feeney wissen.
Eve schüttelte den Kopf. Wenn sie nicht hin und her lief, lehnte sie vor dem Wartezimmer an der Wand. Inzwischen hatte sich das Zimmer mit Kollegen und Kolleginnen gefüllt. Mit uniformierten Beamten und Beamtinnen. Detectives, zivilen Angestellten des Reviers, die entweder mit ihnen warteten oder nur
Weitere Kostenlose Bücher