Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
dort.«
VERSTANDEN. ZENTRALE, ENDE.
»Scheiße.« Eve raufte sich die Haare. »Schmeiß mich auf dem Weg nach Hause am besten einfach raus.«
»Ich schmeiße meine Frau nicht gern irgendwo raus. Ich komme also mit und warte auf dich.«
Sie blickte auf ihr Kleid und runzelte die Stirn. »Ich hasse es, während der Arbeit in einem solchen Aufzug rumzulaufen. Das schmieren mir die anderen immer wochenlang aufs Brot.«
Das Allerschlimmste war, dass sie wieder in ihre Schuhe steigen und darin über die Wege und das Gras des größten Parks der Stadt marschieren musste, bis sie zum Fundort kam.
Die Burg lag an der höchsten Stelle des Central Parks. Das dünne Türmchen ragte in den dunklen Himmel und der felsige Boden fiel steil in Richtung des Seeufers ab.
Tagsüber war dies ein durchaus hübsches Fleckchen, von dem die Touristen gerne Fotos machten und von dem aus sich die Aussicht auf den Park genießen ließ. Nach Sonnenuntergang jedoch zogen derartige Orte Obdachlose, Junkies, nicht lizenzierte Nutten oder einfach irgendwelche Typen, die nichts Besseres mit sich anzufangen wussten, als Krawall zu machen, an.
Die momentane Stadtverwaltung machte jede Menge Aufhebens von ihrem Vorhaben, die Parks und Monumente von allem Unrat zu befreien. Es flossen sogar regelmäßig Gelder für solche Zwecke, und Scharen freiwilliger Helfer durchkämmten hin und wieder samstags zusammen mit Arbeitern der Stadt den Park nach herumliegendem Müll, entfernten Graffiti, harkten Kieswege und legten neue Blumenbeete an. Dann klopften sich alle auf die Schultern und wandten sich anderen Dingen zu, bis wieder alles beim Teufel war.
Augenblicklich war der Park in einem recht ordentlichen Zustand, es lag nicht einmal genügend Müll herum, dass das Reinigungskommando, das vor Morgengrauen käme, beim Einsammeln in Schweiß geriet.
Roarke neben sich marschierte sie, so gut es ging, auf die von den Kollegen bereits abgesperrte Fläche zu. Das grelle Licht von Scheinwerfern beleuchtete die Burg.
»Du brauchst wirklich nicht zu warten«, sagte sie zu ihrem Mann. »Irgendjemand nimmt mich nachher sicher mit.«
»Ich möchte aber warten.«
Da es völlig sinnlos war mit ihm zu streiten, zog sie schulterzuckend ihre Dienstmarke aus ihrer Tasche und trat hinter die Absperrung.
Niemand kommentierte ihr Kleid oder die Schuhe. Sie nahm an, ihr Ruf als harter Brocken hielt die berittenen Kollegen davon ab, irgendeine dämliche Bemerkung über ihr Aussehen zu machen, doch zu ihrer Überraschung nahm sie nicht einmal ein Grinsen oder ein verstohlenes Lachen hinter ihrem Rücken wahr.
Es überraschte sie noch mehr, dass nicht mal ihrer Partnerin eine vorlaute Bemerkung zu ihrer Aufmachung entfuhr.
»Dallas. Es ist wirklich schlimm.«
»Was haben wir?«
»Eine weiße Frau von vielleicht dreißig. Ich habe sie bereits gefilmt. Ich wollte gerade versuchen rauszufinden, wer sie ist, als man mir sagte, dass Sie angekommen sind.« Gemeinsam liefen sie - Peabody in ihren komfortablen Sneakern und Eve in ihren mörderischen Pumps - auf den Leichnam zu. »Scheint ein Sexualmord gewesen zu sein. Sie wurde vergewaltigt und erwürgt. Aber das ist ihm noch nicht genug.«
»Wer hat sie gefunden?«
»Ein paar Kinder. Meine Güte, Dallas.« Peabody blieb stehen und fuhr sich mit der Hand durch das vom Schlaf zerknitterte Gesicht. »Haben sich aus reiner Abenteuerlust heimlich von zu Hause weggeschlichen. Mit so einem
Abenteuer haben sie ganz sicher nicht gerechnet. Wir haben die Eltern und das Jugendamt verständigt und sie in einen Streifenwagen gesetzt.«
»Wo ist sie?«
»Da unten.« Peabody ging vor und zeigte mit der ausgestreckten Hand auf die Frau, die etwas oberhalb des dunklen Sees auf einem Felsen lag. Sie trug nur ein rotes Band, das ihr um den Hals geschlungen worden war, und hatte ihre Hände vor der Brust gefaltet wie zu einem Gebet.
Ihr Gesicht war blutverschmiert. Blut, erkannte Eve, das aus leeren Augenhöhlen ausgetreten war.
Um keinen Genickbruch zu riskieren, zog sie ihre Schuhe aus und sprühte ihre Hände und die nackten Füße mit dem Spray aus einem Untersuchungsbeutel ein. Trotzdem war es nicht gerade einfach, in dem eleganten Cocktailkleid ans Seeufer zu gelangen, und sie war der festen Überzeugung, dass sie völlig unprofessionell und einfach lächerlich aussah, wie sie glitzernd über einen steilen Felsen in Richtung einer Leiche stieg.
Sie hörte etwas reißen, blickte jedoch nicht an sich herab.
»Oh Mann.«
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