Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
hüllte ihn in ihre Wärme ein.
Sie bewegten sich im selben Rhythmus, hoben und senkten sich in einer zärtlichen Vertrautheit, die so umfassend war, dass sie ihm zu Herzen ging. Wieder küsste er sie auf den Mund, und er hätte schwören können, er atme ihre Seele ein.
Als sie ihn bei seinem Namen nannte, brachte ihn die Sanftheit ihrer Stimme fast um den Verstand.
Sie blickte durch das Oberlicht in den dunklen Nachthimmel hinauf. Alles war so still, dass sie beinahe glaubte, dass es außerhalb von diesem Zimmer, diesem Bett und diesem Mann nichts anderes mehr gab.
Vielleicht ging es beim Sex ja unter anderem darum, zwei für eine kurze Zeit von allem anderen zu isolieren. Sich ganz auf seinen eigenen Leib zu konzentrieren, auf die Befriedigung der körperlichen und - mit ein wenig Glück - auch der emotionalen Bedürfnisse.
Ohne diese Form der Einsamkeit und diese Form des Glücks würde man vielleicht verrückt.
Bevor sie Roarke getroffen hatte, war das Zusammensein mit einem Mann ein rein körperlicher Akt für sie gewesen. Sie hatte nicht gewusst, dass er derart intim sein
konnte, dass man sich freiwillig völlig einem anderen Menschen unterwarf. Hatte nie den emotionalen Frieden gespürt, der die Folge davon war.
»Ich muss dir etwas sagen«, meinte sie.
»Okay.«
Sie schüttelte den Kopf. »Später.« Wenn sie nicht bald aufstand, würde sie vergessen, dass es noch eine Welt außerhalb von diesem Zimmer gab. Eine Welt, die zu beschützen sie geschworen hatte, als sie zur Polizei gegangen war. »Ich muss allmählich aufstehen. Auch wenn ich es nicht wirklich will, habe ich keine andere Wahl.«
»Du musst noch etwas essen.«
Sie sah ihn lächelnd an. Er hörte niemals auf, sie zu umsorgen, dachte sie. Er war immer für sie da. »Ich werde nicht nur etwas essen, sondern sogar für dich was mitbestellen.«
Er hob den Kopf und seine leuchtend blauen Augen starrten sie verwundert an. »Ach ja?«
»He, Kumpel, ich komme so gut wie jeder andere mit einem blöden AutoChef zurecht.« Sie klopfte ihm leicht auf den Hintern. »Und jetzt roll dich von mir herunter, ja?«
Er tat wie ihm geheißen. »Liegt das jetzt am Sex oder an dem Beruhigungsmittel, das du eingenommen hast?«
»Was?«
»Dass du auf einmal so häuslich bist.«
»Wenn du weiter eine derart große Klappe hast, kriegst du eben nichts.«
Er ging davon aus, dass er Pizza von ihr serviert bekommen würde, deutlich weiter gingen ihre Kenntnisse nämlich ganz sicher nicht.
Sie nahm einen ihrer und zu seiner Überraschung einen seiner Morgenmäntel aus dem Schrank und brachte ihn sogar ans Bett. »Auch wenn du nichts mehr sagst, sehe ich dir deinen Sarkasmus überdeutlich an.«
»Warum halte ich nicht einfach weiterhin die Klappe und hole eine Flasche Wein?«
»Genau.«
Er ließ sie vor dem AutoChef allein und öffnete das Wandpaneel, hinter dem sich das kleine Weinlager befand. Wahrscheinlich musste sie sich beschäftigen, damit die Erinnerung an ihren Albtraum nicht noch einmal wiederkam, überlegte er, wählte passend zu Pizza eine Flasche Chianti und öffnete sie, damit der Wein noch etwas Luft bekam.
»Du wirst heute Abend weiterarbeiten.«
»Ja, ich habe noch ein paar Dinge zu tun. Mira hat ein vorläufiges Täterprofil erstellt, das ich mir noch mal ansehen will. Ich muss meinen Bericht schreiben und habe noch keine Wahrscheinlichkeitsberechnungen angestellt. Außerdem muss ich die Augenbanken, die Transplantationskliniken und andere Sachen in der Richtung durchgehen. Was reine Zeitverschwendung ist, weil er sie bestimmt nicht irgendwo verscherbelt hat. Aber ich muss die Möglichkeit ausschließen, bevor ich mich auf andere Spuren konzentrieren kann.« Sie brachte zwei Teller in die Sitzecke und stellte sie vor ihm auf den Tisch.
»Was haben wir denn da?«, wollte er von ihr wissen.
»Essen. Wonach sieht es deiner Meinung nach denn aus?«
Er legte seinen Kopf ein wenig schräg. »Auf alle Fälle nicht wie Pizza.«
»Meine kulinarischen Programmierungsfähigkeiten gehen über Pizza hinaus.«
Sie hatte Hühnchen in Weißwein-Rosmarin-Sauce mit Spargel und wildem Reis gewählt.
»Stell sich das einer vor«, murmelte er verblüfft. »Ich habe doch tatsächlich die falsche Weinflasche geöffnet.«
»Wir werden es überleben«, meinte sie und holte
noch einen Korb mit frischem Brot. »Und jetzt lass uns essen.«
»Nein, so geht es nicht.« Er öffnete noch einmal das Wandpaneel, fand im Kühlfach eine Flasche Pouilly-Fuissé,
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