Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
»Sie sind wirklich eiskalt, Dallas.«
»Das stimmt.«
»Sie haben mich auf die Probe gestellt. Die erste Kordel hatte nichts mit diesem Fall zu tun. Das war nur ein Test.«
»Ich habe sie gestern selbst gekauft, versiegelt und in die Plastiktüte gesteckt.«
»Sie sind wirklich clever. Und sehr gründlich.« Langsam kehrte die Farbe in ihr Gesicht zurück und in ihre Augen trat ein Ausdruck des Respekts. »Nun, ich nehme an, wenn ich ermordet worden wäre, wollte ich wahrscheinlich,
dass jemand Eiskaltes nach meinem Mörder sucht.« Stirnrunzelnd blickte sie auf das Band, das Eve vom Boden aufgehoben hatte, und fügte hinzu: »Ich war einfach nicht vorbereitet. Deshalb hat es mich so schlimm erwischt. Aber ich kann mich vorbereiten, zumindest bis zu einem gewissen Grad.«
Sie streckte ihre Hand aus und Eve ließ es in ihre Finger gleiten.
»Sie hat gelitten. Hatte panische Angst und Schmerzen. Sie kann sein Gesicht nicht richtig sehen. Sie ist halb betäubt, aber sie setzt sich trotzdem gegen ihn zur Wehr. Gott, er ist stark. Groß, muskulös und stark. Es ist nicht sein Gesicht. Ich glaube, es ist nicht sein Gesicht. Die Vergewaltigung geht schnell, es ist fast eine Gnade, wie schnell er damit fertig ist. Er ist in ihr, keucht, rammt sich in sie hinein, während sie spürt, wie sich das hier um ihren Hals zusammenzieht. Sie weiß nicht, was es ist, aber sie weiß, dass sie sterben wird. Sie denkt: Vonnie. Ihr letzter Gedanke gilt ihrem Kind.«
»Erzählen Sie mir von ihm.«
Sie atmete langsamer und richtete sich kerzengerade auf. »Er hasst sie. Fürchtet sie. Betet sie an. So viel Zorn, so viel Hass, Wut und Erregung. Es ist schwer, mehr als das zu sehen. Es ist, als trommele er mit beiden Fäusten auf meine Psyche ein. Es ist schwer, diesen Wahnsinn zu durchdringen. Er hat es schon mal getan, das weiß ich genau.«
»Weshalb nimmt er ihr die Augen?«
»Ich … sie muss im Dunkeln sein. Ich weiß nichts, außer dass er will, dass sie im Dunkeln ist. Tut mir leid.« Sie gab Eve das Band zurück. »Es ist schwer und ich komme nicht länger mit dem Band zurecht. Es ist zu viel. Aber ich kann mehrere kurze Sitzungen abhalten, falls Sie das weiterbringt.«
Eve nickte, als sie Celinas schweißglänzende Züge sah. »Verstehe. Aber Sie müssen bitte gleich noch mit an den Tatort kommen.«
Celina presste eine Hand vor ihren Bauch. »Vorher würde ich mich gerne noch schnell umziehen.«
»Wir warten auf Sie.«
Nachdem Celina hinaufgegangen war, atmete Peabody pfeifend aus. »Sie müssen zugeben, dass sie sich wirklich alle Mühe gibt.«
»Ja, das stimmt.«
»Und sie scheint wirklich echt zu sein.«
»So sieht es zumindest aus.«
Rastlos stand Eve auf. Zwar brauchte sie nicht so viel Platz wie die Hellseherin, aber sie lief, wenn sie nervös war, gern herum. Es war wirklich bewundernswert, dass Celina die Mordwaffe freiwillig in die Hand nahm, überlegte sie.
»Haben Sie etwas persönlich gegen sie oder liegt es ausschließlich daran, dass sie ein Medium ist?«
Eve blickte über ihre Schulter. »Weder noch. Ich beziehe einfach nicht gerne Zivilisten in meine Ermittlungen mit ein, auch wenn mir das bei Roarke mit unschöner Regelmäßigkeit passiert. Es ist schon schlimm genug, dass er sich derart oft in meine Arbeit einmischt, es ist sogar noch schlimmer, dass ich es inzwischen beinahe gewohnt bin, dass er mir bei meiner Arbeit hilft. Aber mit einem Medium komme ich einfach nicht zurecht. Was meinen Sie, wie viel uns ihre Hilfe bringen wird?«
Sie wandte sich Peabody ganz zu. »Bisher hat sie uns nur erzählt, dass er groß und stark und irre ist. Das war mir nicht neu.«
»Dallas, sie nennt uns sicher keinen Namen und keine Adresse. So laufen diese Dinge nicht.«
»Und warum, zum Teufel, nicht?« Wütend stopfte sie
die Hände in die Taschen ihrer Jeans. »Wenn man Dinge sehen kann, weshalb dann keine derartigen Details? Der mörderische Bastard, den Sie suchen, heißt Killer Jack und wohnt in der Würgerstraße 13. Das wäre doch mal was.«
»Das wäre wirklich cool. Denken Sie doch nur, wie schnell wir unsere Fälle dann zum Abschluss bringen könnten. Aber dann würden unsere Vorgesetzten wahrscheinlich einen ganzen Trupp von Hellsehern anheuern, würden die Abteilung für übersinnliche Ermittlungsarbeit gründen, und wir beide wären arbeitslos. Wäre also doch nicht ganz so toll.«
Eve blickte böse Richtung Treppe. »Vielleicht fängt sie ja sogar an und stochert in meinen Gedankengängen
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