Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
murmelte Celina und wandte sich zum Gehen. »Ja, er ist stolz auf seinen Körper und auf seine Kraft. Darauf, dass sie jetzt viel schwächer ist als er.«
»Aber nicht Elisa Maplewoood.« Eve holte sie eilig ein. »Sondern die Frau, die das Opfer für ihn symbolisiert.«
»Vielleicht. Wahrscheinlich.« Celina strich sich eine Strähne ihrer Haare aus dem Gesicht und drei kleine, miteinander verbundene goldene Ringe wippten in ihrem linken Ohr. »Wahrscheinlich sehen Sie ihn viel deutlicher als ich. Denn Ihnen macht er keine solche Angst.«
Sie blieb stehen und betrachtete die Burg. »Weshalb hat er wohl gerade diese Stelle ausgesucht? Sie ist hübsch. Ein Wahrzeichen des Parks. Er hätte sie auch woanders liegen lassen können. Das wäre einfacher gewesen.«
Eve hatte bereits eine Theorie, doch die behielt sie erst einmal für sich. »Wie groß ist er?«
»Deutlich über einen Meter neunzig. Kräftig, aber nicht fett, sondern muskulös. Das habe ich gespürt, als er sie vergewaltigt hat.«
Sie setzte sich ins Gras. »Tut mir leid. Ich bin ein bisschen zittrig. Ich bin diese Arbeit nicht gewohnt. Sie strengt mich ungeheuer an. Wie halten Sie das aus?«
»Es gehört zu meinem Job. Ich bin es gewohnt.«
»Ja, das sind Sie beide.« Sie öffnete ihre Handtasche und nahm ein kleines, hübsches Schächtelchen heraus. »Schmerztabletten«, sagte sie, als sie eine Tablette aus
der Schachtel nahm. »Ich habe fürchterliches Kopfweh. Ich kann erst mal nicht mehr. Tut mir leid. Ich bin total k.o.«
Zu Eves Überraschung streckte sich Celina auf dem Rasen aus. »Wissen Sie, was ich jetzt normalerweise machen würde?«
»Keine Ahnung.«
Celina sah auf ihre Uhr. »Oh, ja, genau. Francine. Normalerweise hätte ich jetzt meine wöchentliche Sitzung mit Francine. Ich blicke regelmäßig für sie in die Zukunft, weil sie mir sympathisch ist. Sie ist eine reizende, wenn auch verrückte, wohlhabende Frau mit unheilbarer Hochzeititis. Sie heiratet einfach für ihr Leben gern. Sie steht gerade im Begriff, den fünften Ehemann zu nehmen, obwohl ich ihr davon abgeraten habe. Wie auch schon von der Hochzeit mit den Männern Nummer drei und vier.«
Lässig zog Celina ihre Sonnenbrille wieder aus der Tasche und setzte sie sich auf. »Daraufhin ist sie in Tränen ausgebrochen und hat mir lang und breit erklärt, dass sie ihrem Herzen folgen muss.« Lächelnd tippte sich Celina mit einem Finger auf die Brust. »Dass dieses Mal ganz sicher alles völlig anders wird. Sie wird also den opportunistischen Hurensohn, der sie, auch wenn sie das nicht glauben will, schon jetzt betrügt, zu ihrem fünften Gatten machen, und wenn er ihr Stolz und Selbstachtung genommen hat, macht er sich wie schon die beiden Kerle vor ihm garantiert mit einem hübschen Teil ihres Vermögens aus dem Staub.«
Kopfschüttelnd setzte sie sich wieder auf. »Die arme, vertrauensselige Francine. Ihr Fall ist so ungefähr das Tragischste, was mir in meiner bisherigen beruflichen Karriere untergekommen ist.«
»Woher wissen Sie, dass Sie nichts Tragisches sehen
werden, wenn ein neuer Kunde oder eine neue Kundin zu Ihnen kommt?« Eve sah Celina fragend an.
»Das vorher zu wissen, ist Teil von meinem Job«, erklärte ihr die Seherin mit einem leisen Lächeln. »Und wenn ich plötzlich etwas sehe, was ich zu Beginn nicht wahrgenommen habe, rede ich einfach drum herum. Ich halte nichts davon, unnötig zu leiden oder andere leiden zu lassen. Ich verstehe wirklich nicht, weshalb es Menschen gibt, die geradezu versessen darauf sind. Ich bin ein oberflächliches Geschöpf«, erklärte sie und streckte sich genüsslich in der Sonne aus. »Bis vor ein paar Nächten hat mir mein oberflächliches Leben auch vollkommen gereicht.«
Peabody bot ihr eine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen, und Celina sah sie grinsend an. »Darf ich mir Ihre Hand mal ansehen? Nur ein kurzer Blick. Ich würde nicht ans Eingemachte gehen, keine Geheimnisse enthüllen. Sie interessieren mich einfach, weiter nichts.«
Peabody wischte sich die Hand an ihrer Hose ab und hielt sie Celina nochmals hin. »Meinetwegen. Hier.«
Celina hielt die Hand auch weiter fest, nachdem sie aufgestanden war. »Sie sind eine Frau, auf die man sich verlassen kann. Robust und durch und durch loyal. Sie sind stolz auf Ihren Rang und auf das, was Sie im Rahmen Ihrer Arbeit leisten. Vorsicht«, lachend ließ Celina Peabodys Hand sinken. »Man kann in Ihnen lesen wie in einem Buch. Ich hatte nicht die Absicht, in Ihr
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