Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
rum.«
»Das würde sie nicht tun. Ordentliche Medien respektieren die Privatsphäre von anderen Menschen. Sie mischen sich nicht ungebeten ein.«
Genau das hatte Peabodys Vater einmal bei ihr getan. Es war ein Versehen gewesen, aber trotzdem. Genau aus diesem Grund wahrte sie auch Celina gegenüber lieber größtmögliche Distanz.
»Ich finde sie sympathisch«, fügte Peabody hinzu.
»Ja, sie scheint okay zu sein. Aber jetzt machen wir unseren kleinen Ausflug, gucken, was dabei herauskommt, und dann fahren wir beide - Sie und ich - mit unserer ganz normalen Arbeit fort.«
In einer schwarzen Hose, einer blauen, tief ausgeschnittenen Bluse und mit einer Kette mit mehreren Tropfen aus Kristall tauchte Celina schließlich wieder unten auf.
»Zum Schutz, zur Steigerung der Intuition und für die Öffnung des dritten Auges«, erklärte sie den beiden anderen Frauen und nahm die Kette in die Hand, ehe sie den
Central Park betraten. »Nicht jeder schreibt Kristallen derartige Kräfte zu, aber unter den gegebenen Umständen probiere ich am besten alles aus.«
Sie rückte ihre riesengroße Sonnenbrille vor ihren Augen zurecht. »Ein angenehmer Tag. Warm und sonnig. Da sind sicher viele Menschen draußen unterwegs. Ich liebe New York um diese Jahreszeit. Und ich versuche Zeit zu schinden«, räumte sie mit einem leisen Seufzer ein.
»Die betreffenden Gebiete wurden bereits gefilmt und gründlich durchgekämmt«, erklärte Eve. »Nach allem, was wir bisher herausgefunden haben, hat das Opfer seinen Hund in diese Richtung ausgeführt und den Park ungefähr hier betreten.«
Eve ging durch das Tor.
»Seither sind derart viele Menschen durch dieses Tor getreten, dass ich keine Ahnung habe, ob ich noch irgendwas erkennen kann. Normalerweise stehe ich, wenn ich etwas sehe, damit in unmittelbarem Kontakt.«
Nach ungefähr zehn Metern blieb Eve stehen. Es war gerade niemand in der Nähe. Die Menschen waren bei der Arbeit, in der Schule, beim Einkaufen oder saßen in irgendwelchen Restaurants.
Als Junkietreffpunkt oder Ort für Drogendealereien war die Stelle eindeutig nicht weit genug von der Straße entfernt.
»Hier ist es passiert, nicht wahr?« Celina nahm die Sonnenbrille ab, steckte sie in die Tasche und starrte auf die Erde. »Hier hat er sie überfallen und tiefer in den Park gezerrt.«
Während sie langsam weiterlief, atmete sie gleichmäßig und langsam aus und ein.
»Hier hat er ihr ins Gesicht geschlagen und sie mit diesem Schlag betäubt. Die Spuren auf dem Boden zeigen, dass er sie hier …«
Sie ging in die Hocke, strich mit ihren Händen über die Erde und das Gras, riss die Arme dann aber zurück. »Gott!«
Eve konnte deutlich sehen, dass sie die Zähne aufeinanderbiss, als sie abermals die Hände über den Boden gleiten ließ. »Hier hat er sie vergewaltigt. Er wollte sie beherrschen, demütigen, bestrafen. Er hat einen Namen im Kopf gehabt, aber nicht Elisa. Ich kann den Namen nicht erkennen … aber ich kann sehen, dass es ein anderer Name ist, dass es ihm nicht um sie persönlich ging.«
Sie zog die Hände abermals zurück und schob sie unter ihre Arme, als wäre ihr trotz der Wärme plötzlich kalt. »Es ist schwer für mich, noch etwas anderes zu sehen als das, was ihr passiert ist. Sie ist das Bindeglied, und sie kennt ihn nicht. Sie hat keine Ahnung, weshalb ihr das passiert. Er ist nur …«
Sie hob den Kopf und wandte sich an Eve. »Jetzt sehe ich Sie.«
Eve rang unmerklich nach Luft. »Sie sind nicht meinetwegen hier.«
»Sie sind eine sehr starke Persönlichkeit. Ihre Gedanken, Gefühle, ihr Instinkt überlagern alles, was hier zu sehen ist.«
Mit einem halben Lachen stand Celina wieder auf und trat einen Schritt zurück. »Weshalb haben Sie nur einen solchen Argwohn gegenüber Medien, obwohl Sie selbst eins sind?«
»Ich bin ganz sicher keins.«
Celina schnaubte ungeduldig auf. »Unsinn. Glauben Sie etwa, die Dinge, die Sie sehen, spüren, wissen, entspringen einzig normalem Instinkt?« Sie zuckte mit den Schultern. »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich weiß mit Bestimmtheit, dass es eine ganz besondere Gabe ist.«
Dann rieb sie sich die Arme. »Von hier aus hat er sie
woanders hingeschleppt. Ich sehe die Richtung nur verschwommen, weil sie schon nicht mehr bei sich ist. Ich spüre sie nur noch schwach.«
»Sie hat knapp sechzig Kilo gewogen und sich bestimmt nicht extra leicht gemacht.«
»Er ist eben sehr stark.«
»Das muss er sein.«
»Er ist stolz auf seine Stärke«,
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