Tanz mit mir ins Glueck
taub. „Natürlich. Es sind doch alle so aufgeregt. Mit ihr werden sich endlich Glück und Wohlstand einstellen. Diese Wunder müssen wir unbedingt feiern."
„Es sei denn", meinte Shayne unschuldig, „mein Bruder schickt sie wieder nach Hause."
„Verdammt, Shayne!"
„Nach Hause?" Chelita knallte die Flasche auf den Tisch. Ihre Begeisterung war unverhohlener Entrüstung gewichen. Sie funkelte Raphael an. „Sie wollen uns La Estrella nehmen, Senor? Das würden Sie den Leuten von Milagro antun?"
An seinem Kinn zuckte ein Muskel. „Ich habe nicht die Absicht, sie irgendwohin zu schicken."
„Demnach darf ich bleiben?" erkundigte Aimee sich treuherzig. „Länger als eine Woche?"
Die Blicke aller waren auf Raphael gerichtet.
Er leerte sein Glas in einem Zug und stellte den kostbaren Kristallkelch geräuschvoll zurück auf den Tisch. „Ich bin es nicht gewöhnt, in meinem eigenen Haus verhört zu werden."
„Aber La Estrella ..." protestierte Chelita.
„La Estrella kann tun und lassen, was sie will." Er warf Ai-m6e einen drohenden Blick zu. „Wahrscheinlich wird sie schon bald abreisen wollen. Ende der Diskussion. Du kannst jetzt das Dinner servieren, Chelita, por favor."
Die Haushälterin verschränkte die Arme vor der Brust. „Erst wenn Sie mir versprechen, sie hierzubehalten."
„Chelita!"
„Gut. Ich serviere das Dinner. Und ich werde Ihnen einen Wein bringen, der mehr nach Ihrem Geschmack ist." Sie nahm die Flasche und eilte zurück in die Küche, begleitet von einem empörten spanischen Wortschwall.
„Mir hat der Champagner geschmeckt", murrte Shayne. „Ich fand, es war eine nette Geste."
„Ich glaube, du hast für heute abend genug Ärger gemacht", meinte Raphael vorwurfsvoll. Dann nahmen seine Augen einen weichen Ausdruck an. „Trotzdem ist es schön, dich so lebhaft zu sehen. Anscheinend hat Aimees Besuch wenigstens etwas Gutes gebracht."
„Ein dreifaches Hoch auf mich", sagte Aimee ironisch.
Er drehte sich zu ihr um. „Darf ich vorschlagen, dass du dich einem etwas unverfänglicheren Thema zuwendest, amada. Oder sollen wir wieder in mein Büro gehen und unser Gespräch fortsetzen? Wir könnten da weitermachen, wo wir vorhin aufgehört haben."
Aimee würdigte ihn keines Blickes. Statt dessen fragte sie ihre Schwägerin:
„Was machen eigentlich deine Mosaikarbeiten? Ich würde gern deine letzten Werke sehen."
Auch das war anscheinend das falsche Stichwort. Shayne erbleichte. Sie folgte dem Beispiel ihres Bruders, indem sie ihr Glas ebenfalls in einem Zug leerte. „Ich habe keine Mosaiken mehr entworfen, seit ... seit langem. Ich lerne jetzt statt dessen Buchführung."
„Buchführung?" Aimee konnte ihr Entsetzen nicht verbergen. „Aber du bist so talentiert! Wie kannst du ..."
„Das Dinner ist fertig." Chelita schob einen Servierwagen herein. Nachdem sie die Champagnergläser entfernt hatte, hob sie eine silberne Abdeckhaube hoch und stellte die Platte vor Aimee. „Für Sie, Estrella, habe ich ein besonderes Tico-Gericht gekocht. Es nennt sich casado."
Shayne lachte. „Das ist ein Scherz, Aimee. Ein Tico-Witz. Casado bedeutet auf spanisch .verheirateter Mann'. Es ist ein Essen, wie es ein verheirateter Mann üblicherweise von seiner Ehefrau vorgesetzt bekommt - ein bisschen von allem.
Reis, Bohnen..."
„Y picadillos", ergänzte Chelita.
„Das ist eine Mischung aus Kartoffeln, Fleisch, Tomaten und so weiter. Alles wird feingehackt und kräftig gewürzt."
Aimee lächelte erfreut. „Es duftet wundervoll."
„Es schmeckt auch wundervoll", versicherte Shayne. „Chelita ist eine fabelhafte Köchin."
Die Haushälterin bediente anschließend Shayne und Raphael, dann rollte sie den Wagen wieder in Richtung Küche.
„Einen Moment noch, Chelita", rief Raphael sanft.
Aimee hob erschrocken den Kopf. Sie kannte diesen Tonfall, der nichts Gutes verhieß.
Offenbar war auch Chelita damit vertraut. „Ich muss in die Küche", protestierte sie.
„Erst wirst du mir etwas erklären." Mit einiger Mühe gelang es ihm, ein Stück Fleisch auf die Gabel zu spießen. „Würdest du mir bitte verraten, was dieses schwarze Ding ist?"
„Steak", flüsterte Chelita.
„Steak", wiederholte er und inspizierte es eingehend. „Wie interessant. Hast du vielleicht ein neues Rezept ausprobiert?"
Sie räusperte sich. „Ja, Senor. Ein neues Rezept."
„Verstehe. Und dieses neue Rezept verlangt, dass man das Fleisch auf dem Grill lässt, bis es zu einer undefinierbaren Masse verkohlt
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