Tanz mit mir ins Glueck
die Irre geführt werden."
„Inwiefern?"
„Begreifst du denn nicht? Die Einheimischen werden La Estrella überallhin folgen."
Aimee tat so, als würde sie das Mosaik betrachten, während sie über seine Worte nachdachte. Sie eröffneten ihr äußerst verlockende Aspekte.
Raphael schien ihre Gedanken zu erraten. „Lass dich nicht vom eigentlichen Zweck deines Besuchs ablenken", warnte er. „Du bist nach Esperanza gekommen, um einen Kompromiss für deine Eltern auszuhandeln. Wenn du dich darauf konzentrierst, könntest du vielleicht sogar Erfolg haben."
„Deshalb bin ich nicht hier", entgegnete sie prompt. „Ich bin hier, weil..."
„Sag es nicht", befahl er schroff. „Nicht noch einmal."
„Warum fällt es dir so schwer, mir zuzuhören?"
„Du verwechselst Lust mit Liebe. Zwing mich nicht, dir den Unterschied zu zeigen."
Sie musterte ihn verstohlen. „Ich wünschte, du würdest es tun."
Er leerte sein Glas und stellte es dann auf den Brunnenrand. Aimee nutzte diesen Moment der Unachtsamkeit und schmiegte sich in seine Arme. Liebevoll umfasste sie sein Gesicht.
Das tropische Zwielicht ließ seine harten Züge weicher erscheinen.
Unverhohlenes Verlangen sprach aus Baphaels Blick. Entschlossen, ihm das zu geben, wonach er sich sehnte, zog sie seinen Kopf zu sich herab und küsste ihn.
Er schmeckte nach Brandy und Leidenschaft. Ganz langsam vertiefte sie den Kuss und fuhr spielerisch mit der Zungenspitze über seine Lippen. Sein heiseres Aufstöhnen verriet sein Verlangen. Es berührte eine verborgene Saite in ihr, von deren Existenz sie nichts geahnt hatte und die ihr nur eine Möglichkeit ließ - sich ihm mit Leib und Seele zu schenken.
Schließlich erwachte Raphael aus seiner Erstarrung und begann, den Kuss zu erwidern, nicht zärtlich und behutsam, sondern feurig und fordernd. Er packte sie bei den Hüften und presste sie hart an sich.
Aimees Körper reagierte sofort. Aufseufzend erbebte sie in seinen Armen.
„Bitte, Raphael", wisperte sie. „Wenn das Lust ist, bin ich damit zufrieden."
Er stieß sie von sich, als hätte sie ihn geschlagen, und griff nach dem Brandyglas. Einen Augenblick lang dachte sie, er würde es in Richtung Haus schleudern, doch dann zerbarst es in seinen Fingern. Schockiert starrte er auf seine Hand. Ein schmaler Blutfaden rann über seine Handfläche.
„Raphael!" Sie wollte zu ihm eilen, doch sein energisches Kopfschütteln hielt sie zurück.
„Du hättest nicht nach Esperanza kommen dürfen", flüsterte er. Dann sah er ihr in die Augen. Wo vorher glühende Leidenschaft gelodert hatte, lag nun ein Ausdruck von Resignation.
„Wie kannst du so etwas sagen?"
„Selbst ein Kind würde das begreifen. Du hast hier niemanden, der dich vor Unheil bewahren könnte." Er verzog bitter die Lippen. „Niemanden, der dich vor deinem Ehemann beschützt."
Sie streckte die Hand nach ihm aus. „Ich brauche keinen Schutz. Ich brauche nur dich."
„Verstehst du denn nicht? Ich würde dich lediglich benutzen und dich verletzen.
Das darf ich nicht zulassen."
„Ich verstehe dich nicht. Was, um alles in der Welt, darfst du nicht zulassen, Raphael?"
„Ich habe schon früher einmal ein Leben zerstört, weil ich mich nicht beherrscht habe. Das darf nicht wieder passieren. Wenn wir nicht aufhören, würde ich auch dich zerstören."
„Das würdest du nicht. Das könntest du gar nicht!"
„Es liegt in meiner Natur, amada, und nichts, was du sagst oder tust, kann daran etwas ändern." Er neigte leicht den Kopf. „Entschuldige mich bitte, ich muss mich um meine Hand kümmern." Dann wandte er sich um und verschwand in der Nacht.
Nachdenklich sah Aimee ihm nach. Er hatte schon früher einmal ein Leben zerstört? Damit konnte er nur Shayne und den Cinderella-Ball meinen. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Sie verstand ihn einfach nicht. Irgend etwas nährte seinen Zorn und zwang ihn, die zu beschützen, die er liebte. Solange sie nicht herausgefunden hatte, was das war, hatte ihre Ehe keine Chance.
Sie warf einen letzten Blick auf das Mosaik. „Nun gut, Estrella. Wie es aussieht, hat Raphael recht behalten. Wir haben viel Arbeit vor uns, aber wenigstens weiß ich jetzt, wie ich unser erstes Wunder vollbringen kann."
Am nächsten Morgen machte Aimee sich schon in aller Frühe auf den Weg nach Milagro. Es war ein wundervoller Tag, die Luft war trocken, aber dennoch viel würziger, als sie es von der Wüste her gewöhnt war.
Der erste Mensch, der ihr im Dorf begegnete, war Marvin.
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