Tanz mit mir ins Glueck
„Estrella!" rief er, sichtlich erstaunt über ihr Kommen. „Sie wollen uns besuchen?"
„Eigentlich wollte ich Sie um Hilfe bitten."
„Natürlich. Wie können wir Ihnen helfen?"
„Ich möchte Kaffee pflücken und weiß nicht, wie man das macht. Ich hatte gehofft, jemand aus dem Ort könnte mir erklären, was ich tun muss, und mir das nötige Werkzeug leihen."
Verblüfft starrte er sie an. „Sie machen Witze!"
„Nein, es ist mein Ernst." Sie warf einen Blick über seine Schulter auf die Leute, die allmählich auf der Straße zusammenströmten, und lächelte sie herzlich an.
„Hallo."
Ihr Gruß wurde mit landestypischer Freundlichkeit erwidert. Marvin wandte sich zu seinen Nachbarn um und übersetzte Aimees Wunsch. Eine hitzige Debatte war die Folge.
„Wissen Sie, wir streiken nämlich", begann er unbehaglich.
„Verstehe. Ich erwarte auch nicht, dass mir jemand hilft. Aber die Bohnen sind reif, oder? Irgend jemand muss sie pflücken."
Ein Mann löste sich aus der Gruppe. „Es ist alles meine Schuld, Estrella. Ich bin für den Streik verantwortlich."
„Sie sind bestimmt Manuel." Verwundert musterte sie ihn. Statt eines wütenden Agitators sah sie einen ernsten jungen Mann mit intelligent blickenden Augen vor sich. Sie reichte ihm die Hand. „Ich bin Aimee Beaumont."
Er nahm ihre Hand. „Es freut mich, Sie kennenzulernen."
„Können Sie mir vielleicht helfen?" erkundigte sie sich. „Wenn Sie mir das nötige Werkzeug leihen und erklären könnten, was ich wissen muss, um die Bohnen zu ernten, könnten wir die Gelegenheit nutzen, um uns besser verstehen zu lernen."
„Gern." Manuel nickte. „Sie brauchen einen canasta, einen Weidenkorb.
Außerdem sollten Sie eine Schürze umbinden, um Ihre Kleidung zu schützen."
Alle Utensilien wurden sofort herbeigebracht, sogar ein Strohhut war dabei.
Aimee bedankte sich bei den Spendern mit einem Lächeln. So ausgerüstet, machte sie sich mit Manuel auf den Weg zum Berg.
„Warum wollen Sie die Bohnen pflücken?" fragte er. „Hoffen Sie, dadurch den Streik zu beenden?"
„Ja", räumte sie ehrlich ein. „Sowohl Sie als auch mein Mann sind sehr dickköpfig, jeder von Ihnen ist zu stolz, auch nur einen Schritt nachzugeben."
„Das stimmt", bestätigte er mit einem charmanten Lächeln. „Trotzdem haben wir gute Gründe für unsere gegensätzlichen Positionen."
„Davon bin ich überzeugt", meinte sie ausweichend. Obwohl sie mit den Dörflern sympathisierte, musste sie deutlich zeigen, dass ihre Loyalität in erster Linie ihrem Mann galt. „Ich hoffe, dass sich die Arbeiter uns anschließen, wenn sie erst einmal sehen, dass La Estrella die Bohnen pflückt."
Er warf einen Blick über die Schulter. „Sie scheinen recht zu haben."
Eine große Menschenmenge begleitete sie.
„Wenn sie auf den Feldern sind, werde ich versuchen, Raphael zu überreden, dass er Sie wieder einstellt."
„Und wie wollen Sie das erreichen?"
„Oh, ich habe da ein oder zwei Ideen ..."
„Ich bewundere Ihren Einfallsreichtum. Sie müssen allerdings verstehen, dass ich meinen Freunden und Verwandten nicht folgen kann. Senor Beaumont wird die anderen nicht an der Arbeit hindern, mir jedoch wird er es verbieten, bis unsere Streitigkeiten beigelegt sind. Das muss ich respektieren, Estrella."
Er beeindruckte sie mit jeder Minute mehr. Sie scha ute ihn zögernd an. „Sie wissen, dass ich nicht in Wirklichkeit La Estrella bin."
„Wer weiß das schon?" meinte er schulterzuckend. „Die Leute glauben daran, das ist das wichtigste. Ihre Handlungen - oder Ihre Tatenlosigkeit - haben einen enormen Einfluss auf sie."
„Raphael hat es ähnlich formuliert", gestand sie. „Aber bestimmt ist es besser, etwas zu tun, als tatenlos zuzusehen."
„Das wird die Zeit erweisen."
„Ihr Englisch ist ausgezeichnet, Manuel", wechselte sie das Thema. „Was machen Sie noch, wenn Sie nicht gerade Kaffee pflücken - oder streiten?"
Er lächelte. „Ich studiere Botanik an der Universität von San Jose.“
Plötzlich kam ihr eine Idee. „Und außerdem versorgen Sie liebeskranke junge Frauen mit Karten für den Cinderella-Ball, oder?"
„Schuldig im Sinne der Anklage. Shayne wollte ihre Ehemann finden, und ich konnte ihre Bitte einfach nicht ablehnen." Er errötete. „Zumal Chelita sich für Ihre Schwägerin eingesetzt hat."
„So?" Es kostete sie einige Mühe, ernst zu bleiben. Energisch stülpte sie sich den Strohhut auf den Kopf. „Ich glaube, ich bin fertig. Was soll ich
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