Tanz mit mir - Roman
hatte. Bei Ross sah die Sache jedoch ein wenig anders aus. Man musste ihm aber zugutehalten, dass er Katie mit einer leicht aufgesetzt wirkenden Begeisterung unterstützte, bis Hannah nach oben gerauscht war, um ihren Badeanzug anzuprobieren.
Sobald sie das Zimmer verlassen hatte, wurde sein Blick eiskalt und müde, und er fuhr fort, die Legosteine einzusammeln, die auf dem Teppich verteilt lagen, als wäre nichts passiert.
»Vielen Dank«, sagte er schließlich. »Sehr rücksichtsvoll von dir.«
»Bitte?«
»Jetzt muss ich mich wieder vier Tage lang allein um die Kinder kümmern, nur gibt es dieses Mal Wasserrutschen. Bist du sicher, dass es im Amt etwas zu tun gibt? Vier Tage allein zu Hause – das klingt in meinen Ohren fast wie ein Urlaub.«
»Ross, jetzt fang bitte nicht damit an!«, erwiderte sie und ließ sich müde auf einen Stuhl fallen. »Natürlich muss ich arbeiten. Du brauchst dich nicht über mich zu ärgern, das tue ich schon genug.«
»Ich ärgere mich nicht über dich«, antwortete Ross. »Eigentlich habe ich sogar fast damit gerechnet, dass du nicht da bist. Im nächsten Jahr wünsche ich mir zum Geburtstag einen freien Nachmittag. Das ist billiger, und du musst sogar noch nicht einmal dabei sein.«
»Nicht!« Katie sah bittend zu ihm auf. »Wir unternehmen am Wochenende etwas gemeinsam, das verspreche ich dir. Ich wollte nicht, dass es so kommt, aber es ist das größte Projekt, das ich je geleitet habe, und es war unmöglich, es abzulehnen. Ich wollte wirklich, dass wir alle gemeinsam wegfahren und zusammen Spaß haben. Frag Jo – ich habe den Ausflug seit einer halben Ewigkeit geplant.«
»Jo fährt mit?«
»Ja«, antwortete sie und schöpfte ein wenig Hoffnung. »Du wirst also ein wenig Zeit für dich allein haben können – Jo freut sich nämlich schon darauf, auf die Kinder aufzupassen. Außerdem gibt es dort auch Kinderhorte, sodass ihr ruhig deinen Geburtstag ein wenig feiern könnt.«
Die Anspannung in Ross’ Gesicht schien nachzulassen, sodass
sich Katie ein wenig erleichtert fühlte. Dann wurde jedoch ihre Eifersucht geweckt.
»Na ja, wenn Jo mitfährt …«
»Was ist dann?«, fragte Katie misstrauisch.
Ross starrte sie an. In seinem Gesicht war etwas, was sie nicht deuten konnte. »Wenn Jo mitkommt, habe ich wenigstens etwas zu lachen. Wir alle.«
Seine Antwort versetzte Katie einen Stich. »Und wenn ich mitfahren würde, hättet ihr keinen Spaß?«
Ross zuckte theatralisch mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Du bist doch nie da!«
»Sag nichts, was du hinterher bereuen könntest«, blaffte Katie, da sie wusste, dass er seine Antwort vollkommen ernst gemeint hatte. In diesem Moment hasste sie sich mehr als je zuvor in ihrem Leben.
Er erwiderte nichts, sondern beförderte die Legosteine in die dafür vorgesehene Tonne und machte sich dann mit verbissener Miene daran, die halb fertigen Puzzles wegzuräumen.
Katie beobachtete ihn dabei und war nicht in der Lage, die passenden Worte zu finden, um seine spürbar schlechte Laune zu durchbrechen. Ross’ Taktik, sich vollkommen zurückzuziehen, tat ihr am meisten weh. Er zog eine regelrechte Mauer des Schweigens zwischen ihnen hoch.
Er denkt tatsächlich so über meine Arbeit, vermutete Katie traurig. Die Arbeit steht zwischen uns, und er kann sie weder verstehen noch daran teilhaben. Sein Schweigen ist alles, was er hat – und er weiß genau, wie weh es mir tut, wenn ich mich ausgeschlossen fühle. Wir werden uns gegenseitig die Luft zum Atmen rauben. Es ist, als würden wir ein Kissen auf unsere Ehe pressen und sie damit ersticken.
Jack saß in seinem Kinderstühlchen und ließ den Blick seiner braunen Kulleraugen von Katie zu Ross und dann wieder zurück zu Katie wandern.
»Ich könnte mir nächsten Monat ein paar Tage freinehmen«, bot sie an. »Vielleicht könnten wir dann gemeinsam etwas unternehmen.«
»Oh, toll«, erwiderte Ross. »Wir verschieben einfach Hannahs Geburtstag. Und meinen gleich dazu. Macht ohnehin kaum einen Unterschied. Ich werde dann immer noch ein erwachsener Mann sein, der den ganzen Tag lang Knetgummi vom Sofa kratzt.«
Hannah kam die Treppe heruntergesaust. Katie riss sich mit letzter Kraft zusammen, als Hannah in ihrem rüschenbesetzten roten Badeanzug zur Tür hereingestürmt kam und mit ihren rundlichen Armen und Beinen ruderte, während das seidige Haar ihre Schultern sanft umspielte.
»Mumm-ii-ii!«, rief sie begeistert. »Schau mal! Ich bin eine Meerjungfrau!«
Sie
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