Tanz mit mir - Roman
Er wird mir so viele Gefallen schuldig sein, dass das die ganze Sache wieder wettmachen wird. Außerdem werde ich uns nächstes Jahr definitiv einen dreiwöchigen Sommerurlaub buchen können.
Sie hatte gerade damit begonnen, sich Notizen zu den Kontaktpersonen zu machen, die sie ansprechen musste, als das Telefon klingelte. Katie griff automatisch zum Hörer in der Annahme, bei dem Anrufer könnte es sich um Nick Felix handeln, der sich entschuldigen wollte.
»Katie, hier ist Jo. Es tut mir leid, dass ich dich im Büro anrufen muss, aber ich stehe gerade im Supermarkt und wollte
fragen, ob ihr für unsere Magical Mystery Tour noch etwas braucht?«
Katie starrte aus dem Fenster. Draußen hatte gerade ein beständiger Nieselregen eingesetzt. Da sich ihr Gehirn im Hyper-Arbeitsmodus befand, brauchte sie einen Augenblick, um wieder umzuschalten und sich mit privaten Angelegenheiten auseinandersetzen zu können. »Ähm, wir brauchen noch ein paar Kleinigkeiten, aber die gehe ich am Wochenende einkaufen.«
Am anderen Ende der Leitung begann Jo zu lachen. »Das ist wohl ein wenig zu spät!«
»Zu spät?«
»Na ja, am Wochenende sind wir schon da ! Wir fahren doch schon am Donnerstag, du Schlafmütze! Drei Tage lang!«
Katie warf einen Blick auf den Kalender auf ihrem Schreibtisch, in dem sämtliche Tage dieser Woche schon mit Besprechungen am Morgen und Ortsbegehungen mit dem Mieterbund und ortsansässigen Geschäftsleuten am Nachmittag blockiert waren. Rundherum waren mit Bleistift die neuen Termine für das zweite Bauprojekt notiert. War sie denn blind? Sie blätterte durch den Kalender. Nichts.
Katie drehte sich der Magen um, als sie ihren Kalender panisch durchforstete.
Ihr brach der kalte Schweiß aus.
Wie hatte ihr das bloß passieren können? Sie wusste genau, dass sie sich den Kurzurlaub irgendwo aufgeschrieben hatte.
Sie kramte in der Handtasche nach ihrem eigenen Kalender, in dem die Tanzschule und die Eheberatungstermine festgehalten waren. Und dort stand deutlich markiert: Hannah /Ross Geburtstag.
Du hast den Geburtstag deiner eigenen Tochter vergessen , stichelte die Stimme in ihrem Kopf hinterhältig. Du bist eine gleichgültige, egoistische Mutter!
Ich habe die Geburtstage nicht vergessen, protestierte
Katie und versuchte, die Stimme zum Verstummen zu bringen. Ich habe sie nicht vergessen! Ich habe nur …
Sie hatte Scott gebeten, sich um ihren Urlaubsantrag zu kümmern. Der Volontär hatte viel Aufhebens darum gemacht, sich nicht um ihre persönlichen Angelegenheiten kümmern zu wollen. Sie hatte ihn dennoch mit dieser Aufgabe betraut, und nun – sie durchsuchte verzweifelt ihren E-Mail-Eingang – gab es keine Bestätigung der Personalabteilung für ihre freien Tage.
»Oh Gott«, stöhnte sie. »Du wirst nicht glauben, was mir passiert ist …«
»Erzähl mir etwas Neues. Heute Morgen habe ich den Wasserkocher im Kühlschrank gefunden.«
Katie vergrub das Gesicht in den Händen. Eine bleischwere Last senkte sich auf ihre Schultern. »Gib mir zehn Minuten, dann rufe ich dich zurück.«
Scott war nirgendwo aufzutreiben – zu seinem eigenen Glück hatte er einen Kollegen zu einer Ortsbegehung begleitet. Katie war klar, dass sie Eddie um einen großen Gefallen bitten musste, um nicht an der Sitzung am Freitag teilnehmen zu müssen. Doch allein schon der Gedanke daran, ihm etwas schuldig zu sein, bereitete ihr Kopfschmerzen.
Als sie an seine Bürotür klopfte und eintrat, war er nicht allein, sondern saß mit zwei Männern in Anzügen zusammen.
»Ah, Kate«, rief er. »Ich habe gerade über Sie gesprochen. Kennen Sie Stadtrat York? Und das hier ist Clive Jenkins von der Landesentwicklungsgesellschaft.«
Katies Magen zog sich zusammen. Dies war vielleicht nicht gerade der passendste Moment, aber sie hatte keine Wahl. »Hallo!« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Eddie, es geht um die Sitzung am Freitag …«
Eddie strahlte die beiden Männer an. »Kate wird uns am Freitag Gebiete für die geplanten Projekte zur Städtebauförderung vorstellen.«
»Ah, wunderbar!«, lobte Stadtrat York.
»Ja, ähm, Eddie, ich habe mir die Unterlagen angesehen, die mir Nick übergeben hat.« Katie biss sich auf die Lippe. Es hatte keinen Sinn, so zu tun, als hätte sie vorrangigere Verpflichtungen, da sie den Termin schon gekannt hatte, als sie bei der Sitzung nur ein Projekt präsentieren sollte. Wenn sie den Termin verlegen könnte und sich von Donnerstag an mit einer nie gehörten Krankheit abmelden
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