Tanz mit mir - Roman
seiner ersten Ehe gearbeitet hatte.
»Ross, warum erzählen Sie uns nicht etwas über die Beziehung Ihrer Eltern?«, begann Peter. Katie hörte nur mit einem Ohr hin, als Ross seinen Vater Julian beschrieb, der Journalist bei der örtlichen Tageszeitung gewesen war. Danach erzählte er von seiner Mutter Lynn, die »allerhand Jobs gehabt hatte – sie hat in einer Schule ausgeholfen, ein Café betrieben und eigentlich alles getan, was neben der Familie möglich war.«
»Haben Ihre Eltern sich gestritten?«, fragte Peter.
»Nicht mehr als normal«, erwiderte Ross. »Die ein oder andere Zankerei zwischendurch gab es sicherlich.«
»Worüber haben die beiden sich gestritten?«
»Spielt denn das eine Rolle?«, erkundigte sich Katie.
»Natürlich«, antwortete Peter. »Manchmal kann man daran erkennen, welchen Streitstil Sie von ihnen gelernt haben oder welche Themen oder Probleme Konflikte auslösen … Ross?«
»Für gewöhnlich haben sie sich über Geld gestritten. Mein Dad war sehr viel freiberuflich tätig, sodass Mum halbtags arbeiten gehen musste, um Verdienstausfälle wieder auszugleichen. Aber wir sind stets über die Runden gekommen. Wahrscheinlich habe ich deswegen immer gewusst, dass man es schaffen kann und in Bezug auf Geld ein gleichmäßiges Kommen und Gehen herrscht.«
Katie wurde bewusst, dass Ross ihr dies noch nie erzählt hatte. Sie hatte immer angenommen, sein Vater sei bei der Zeitung fest angestellt gewesen. Während Ross von einigen Erlebnissen seiner Vergangenheit erzählte, die Katie noch nicht kannte, flackerte in ihr ein wenig des alten Interesses für ihn auf. Sie erinnerte sich plötzlich an frühere Zeiten, als alles noch neu war und sie die spannendsten Anekdoten des jeweils anderen noch nicht drei Millionen Mal gehört hatten.
»Aber Sie würden Ihre Kindheit als glücklich bezeichnen?«
»Oh, ja! Ich fand es immer toll, dass Dad so viel zu Hause war. Wir sind oft spazieren gegangen und haben jede Menge Abenteuer zusammen erlebt. Ich habe seine Anwesenheit zu
Hause nie mit Geldproblemen assoziiert … Ich weiß es nicht. Vielleicht hat es mir deswegen auch nichts ausgemacht, dass Katie wieder arbeiten gegangen ist und ich bei den Kindern geblieben bin.« Er hielt inne, und seine Miene verfinsterte sich. »Was ich an unserem Arrangement nicht mag, ist die Tatsache, dass ich Katie um Geld bitten muss. Ich komme mir dann vor … wie ein Bettler.«
»Wie bitte?«, hakte Katie ein. »Seitdem ich arbeiten gehe, hast du mir das nicht ein einziges Mal gesagt!« Sie sah zu Peter hinüber. »Das hat er mir noch nie gesagt!«, wiederholte sie.
Peter zuckte zurückhaltend mit den Schultern. »Das ist der Grund, warum es Eheberatungen gibt«, erklärte er. »Viele sind erst hier in der Lage, Dinge zu sagen, die sie zu Hause niemals hätten sagen können. Würden Sie diese Empfindung bitte Katie erklären, Ross?«
Ross bekam rote Ohren vor Anstrengung. »Ich habe das Gefühl, dass ich für jeden Cent, den ich ausgebe, Rechenschaft ablegen muss. Und dann machst du mir das Leben schwer wegen eines Fünfers, den ich für ein Geburtstagsgeschenk ausgegeben habe, oder du kritisierst, warum ich plötzlich mehr Geld fürs Schwimmen brauche … Ich hasse es, dich um Geld zu bitten, Katie«, schloss er und wandte sich ihr zu. In seinen Augen war der verletzte Stolz deutlich zu erkennen. »Es ist, als hätte ich es nicht verdient.«
»Es ist unser Geld«, entgegnete Katie. »Auf unserem gemeinsamen Konto! Für uns!«
»Ist das so? Du nimmst die Kontoauszüge jeden Monat genau unter die Lupe und hinterfragst jedes Mal, wenn ich Geld abgehoben habe.«
»Ich mache mir einfach nur Sorgen, wo das Geld abgeblieben ist!«, erklärte Katie.
»Wir kommen ein wenig vom Thema ab«, befand Peter, »aber wir können gerne später noch einmal auf diesen Aspekt zu sprechen kommen, da er mir sehr wichtig zu sein scheint.
Katie, wie sieht es mit Ihren Eltern aus? Haben sie sich gestritten?«
»Niemals.« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
Peters buschige Augenbrauen flogen ungläubig in die Höhe. »Niemals?«
»Nicht ein einziges Mal.« Katie war sehr stolz auf diesen Umstand. Auch ihre Mutter war sehr stolz darauf gewesen: »Nicht ein böses Wort ist in über vierzig Jahren zwischen uns gefallen«, hatte sie immer allen erzählt.
»Und wie haben Sie sich dabei gefühlt?«
Katie runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit, wie ich mich dabei gefühlt habe? Sehr sicher natürlich, da ich das
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