Tanz mit mir - Roman
nach, dass der schlimme Streit, der ihre Ehe zum Entgleisen gebracht hatte, letztlich auf Eddie Harding zurückzuführen war. Nicht direkt natürlich – schließlich hatte er nicht zwischen ihr und Ross gesessen und sie angetrieben. Doch Katie hatte die hässliche Kette der Ereignisse nicht mehr aufhalten können, die am Montagmorgen begonnen hatte, als Eddie angeklopft und ohne abzuwarten ihr Büro betreten hatte.
»Kate, können wir uns mal kurz unterhalten?«
Katie biss die Zähne zusammen und schloss die Website der Kleidermarke Monsoon. Jo lag ihr immer noch damit in den Ohren, sich für den Tanzkurs in Schale zu werfen, und hatte ihr nun Links zu Internetshops mit Rüschenkleidern geschickt, da Katie einfach keine Zeit hatte, einen normalen Einkaufsbummel zu machen. Katie musste sich eingestehen, dass sie Jos Drängen allmählich nachgab. Nach der letzten Tanzstunde hatte Lauren geschwärmt, wie viel einfacher es war, sich elegant zu bewegen, wenn man ein schönes Kleid trug – und Katie wollte gern glauben, dass nur die Perlenstickereien und Rüschen die schlaksige Lauren in Ginger Rogers verwandelt hatten.
Mit einem Klick verschwanden die hübschen Kleider vom Bildschirm, und Katie blickte zu Eddie hinauf. Er hatte wieder diese »Sie werden mir einen Gefallen tun«-Miene aufgesetzt.
Es war ein Ding der Unmöglichkeit, sich in Angelicas Phantasiewelt zu begeben und sich die eleganten, anmutigen Frauen vorzustellen, während man die gleiche Luft atmete wie Eddie Harding.
»Es geht um das Städteprojekt«, erklärte er, ohne eine Antwort abzuwarten. »Sie haben einen großartigen Job geleistet und ein tolles Rechercheteam auf die Beine gestellt. Daher habe ich mich dazu entschlossen, dass es nur gerecht wäre, wenn Sie auch die Lorbeeren für das ganze Projekt ernten würden. Deswegen möchte ich Sie in dieser Phase zur Teamleiterin ernennen. Sie wissen ja, was das bedeutet …« Er pochte sich mit dem Zeigefinger an die Nasenspitze, zwinkerte mit dem Auge und rieb sich die Hände.
»Toll!«, lächelte Katie und interpretierte seine Pantomime als Gehaltssteigerung. Doch dann bemerkte sie den Haken an der Sache. »Aber was ist mit …«
»Mit Nick? Ich werde ihn darauf ansetzen, den Kontakt zu den verschiedenen Bauunternehmern aufzunehmen – und dabei seine Stärken optimal ausnutzen. Das bedeutet, dass Sie die Bauplatz- und Grundstücksanalyse von ihm übernehmen werden. Das sollte Ihnen aber nicht sonderlich schwerfallen, wo Sie doch jetzt alles vorbereitet haben, nicht wahr?«
Katie öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Nick musste sich also nun mit einem ach so zermürbenden und ermüdenden Zeitplan herumschlagen, der aus Mittagessen und ein paar Runden Golf mit Bauunternehmern bestand, während sich ihr Alptraum, der ganze Papierkram, locker verdoppelt hatte. Nein, verdreifacht.
Eddie schien ihre Panik zu spüren. »Wenn Sie aber meinen, für mehr Verantwortung noch nicht bereit zu sein, dann …«
Sie machte ein entschlossenes Gesicht, dachte an das zusätzliche Geld, die zusätzlichen Urlaubstage und die Chance, endlich gleitende Arbeitszeiten haben zu können.
»Nein«, erklärte sie. »Es macht mir nichts aus. Aber ich
bräuchte sämtliche Unterlagen, an denen Nick bisher gearbeitet hat. Und ich werde einige Überstunden machen müssen.«
»Gutes Mädchen, Kate. Ganz, wie Sie wollen!«, erwiderte Eddie und verließ ein wenig zu schnell ihr Büro. Schon bei seinem schleimigen Lob gleich zu Beginn hätten bei Katie eigentlich alle Alarmglocken schrillen müssen.
Als Katie nach dem Mittagessen von Nicks Volontär die Akten gebracht bekam, wurde ihr schnell klar, warum Eddie so versessen darauf gewesen war, die Verantwortung auf sie abzuschieben. Der andere Bauplatz befand sich in der Mitte des Stadtzentrums, inmitten der Fußgängerzone und der angrenzenden Hochhäuser. Mit Grauen dachte sie an die Erbpachtgrundstücke, die Eigentumsrechte, die vielen Enteignungsanträge, die Zuweisung von Wohn- und Gewerbeflächen …
Die Deadline war exakt die gleiche wie bei ihrem derzeitigen Projekt. Ein erster Begutachtungstermin war für Ende der Woche anberaumt worden.
Katie zwang sich dazu, tief einzuatmen und die Nerven nicht zu verlieren, als ihr nach und nach das gesamte Ausmaß der Aufgabe bewusst wurde. Dennoch stieg Panik in ihr auf, und ihr Herz begann zu rasen. Doch schon merkte Katie, wie ihr Stolz und beruflicher Ehrgeiz geweckt wurden.
Ich kann das, sagte sie sich immer wieder.
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