Tanz mit mir - Roman
gewünscht hätte«, hatte Irene beteuert. »Im Kreise seiner Freunde, mit einem Drink in der Hand.«). Chris war ein ebenso talentierter Verkäufer wie sein Dad – mit männlichen Kunden konnte er sich über Autos und Rugby unterhalten, und bei Frauen war er jungenhaft genug, um in ihnen Mutterinstinkte zu wecken. Auch das blonde Haar, das gute Aussehen sowie das freche Lächeln schadeten dabei nicht. Doch ein Tanzkurs war etwas, womit ihn die Kumpel vom Rugby Club nicht so einfach davonkommen lassen würden.
»Na ja, warum erzählst du ihm nicht einfach von dem Reitunterricht. Wenn er den ablehnt, könntest du ihm den Tanzkurs vorschlagen«, erwiderte Irene forsch. »Dann kann er sich für einen der beiden Vorschläge entscheiden.«
»Reitunterricht?«, hakte Bridget ungläubig nach. »Habe ich etwas verpasst?«
»Wir hatten überlegt, das Dornröschenthema so zu gestalten, dass Chris wie der Prinz im Märchen auf einem Pferd angeritten kommt«, erklärte Lauren. »Nach der Feier könnten wir dann beide auf dem Pferd davonreiten.«
»Und was machst du mit dem Pferd, während wir in der Kirche sind?«
»Oh«, entfuhr es Lauren. »Na ja. Vielleicht könnten wir ja die Messe im Park abhalten? Sie haben eine Erlaubnis dafür, und wir könnten einen pagodenartigen Pavillon aufbauen und ihn über und über mit Rosen schmücken, damit er wie eine Laube aussieht. Oder wir könnten irgendetwas mit Dornen organisieren, sodass sich Chris erst einen Weg zu mir bahnen muss, und … Was ist?«
Lauren hatte bemerkt, dass ihre Mutter sie anstarrte, als hätte sie etwas Dummes gesagt. Auch das Lächeln in ihren Augen war erloschen.
»Was ist denn?«
»Lauren«, erwiderte Bridget resolut, »dein Vater und ich planen für dich liebend gern alles, was du dir für deine Hochzeitsfeier wünschst – eine achtstöckige Torte, Brautjungfern in Hasenkostümen, was immer du willst -, aber du heiratest in der St. Mary’s Church.« Fragend hob sie die Hand. »Stimmst du mir da nicht zu, Irene?«
»Prinzipiell finde ich es nicht falsch, einen weniger traditionellen Weg einzuschlagen«, murmelte Irene. »Die Kirche ist ja schön und gut, aber sie schränkt es schon sehr ein, eurem besonderen Tag einen eigenen Stempel aufzudrücken.«
Bridget schien einen Augenblick lang fassungslos zu sein, schaffte es jedoch, ihren Mund zu einem schmalen Lächeln zu verziehen. »Aber Irene, es geht doch nicht nur um die -«
»Aber es ist doch nur dieser eine Tag.« Irenes große blaue Augen schauten traurig zu Boden. »Dieser eine, besondere Tag im Leben einer Frau, an den man gerne zurückdenkt und an den man sich ein Leben lang erinnert. Wenn ich die Zeit noch einmal zurückdrehen könnte, würde ich keine Kosten und Mühen scheuen, um den Tag genau so zu feiern, wie ich ihn haben wollte.«
Bridget gab ein wenig nach. »Ja, würden wir das nicht alle gern tun, Irene? Aber …« Sie wandte sich Lauren zu. »Was die Hochzeitsfeier betrifft, Liebes, kannst du gern tun und lassen, was du willst – ich bin sicher, wir können alles so romantisch und märchenhaft organisieren, wie du es dir wünschst. Aber was die Messe betrifft …«
»Mum, ich kann doch wohl kaum ein romantisches Märchen mit Chris inszenieren, bei dem er mich als Symbol für den Beginn unseres gemeinsamen Lebens wachküsst, wenn dann der Vikar dabei einen Aufstand macht, weil ein Pferd in der Kirche steht, oder?«
»Lauren, du glaubst also, dass das Pferd wichtiger ist als die eigentliche Messe?«
»Du drehst mir die Worte im Mund herum!« Laurens Unterlippe schob sich vor.
»Heutzutage ist es nicht mehr so, wie es damals einmal war, Bridget«, pflichtete ihr Irene bei. »Die Dinge haben sich weiterentwickelt. Die jungen Leute von heute haben ihre eigenen Vorstellungen, wie ihr besonderer Tag gestaltet werden soll.«
Mit Pferden, dachte Bridget verzweifelt. Dabei können die beiden nicht einmal reiten! Das Problem bei Laurens Traumhochzeit war, dass es eben genau das war – ein Traum. Ihrer Meinung nach gaukelten viele dieser Traumhochzeiten dem glücklichen Paar etwas vor. Wenn dieses dann erst einmal nach Hause kam, die Hochzeitstorte verspeist war und die Rechnungen nach und nach eintrudelten, wurde das frischgebackene Ehepaar mit der harten Wirklichkeit konfrontiert. Nicht, dass Lauren und Chris auch nur einen Penny für die Hochzeit zahlen würden; Frank hatte stolz darauf beharrt, dass er und Bridget den Löwenanteil der Kosten übernahmen. Andererseits schien Frank
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