Tanz mit mir - Roman
eigenes Anstecksträußchen aussuchen durfte.
Kein Wunder, dass Mum ein wenig aus der Übung war, ermahnte sich Lauren. Sie wusste nicht einmal, was eine Brautparty war.
»Ich habe eine gute Nachricht.« Bridget zog sich das Tuch vom Hals und hängte ihren Anorak neben Irenes weißen Wollmantel. »Ich habe mich mit Marjorie aus der Kantine über die Hochzeitstorte unterhalten. Sie versteht ihr Handwerk wirklich gut und stellt wunderbare Hochzeitstorten mit selbstgemachtem Marzipan her. Sie würde mir sogar einen Mitarbeiterrabatt gewähren!« Bridget blinzelte, schloss die funkelnden, braunen Augen, um sie kurz darauf wieder wie ein Siebenschläfer aufzureißen. »Wir bekämen eine dreistöckige Torte zum Preis einer zweistöckigen! Und ein Hochzeitspaar aus Zucker obendrauf. Wenn du ihr beschreibst, wie dein Kleid aussieht, kann sie die Figuren sogar wie dich und Chris aussehen lassen.«
»Das wäre schön«, antwortete Lauren unwillkürlich. Es wäre in der Tat schön gewesen, wenn sie nicht das Bild einer Croquembouche-Torte gesehen hätte – einen riesengroßen Turm aus herzförmigen Windbeuteln mit einem Netz aus Karamellfäden darüber -, das Irene aus dem Central Brides -Magazin herausgerissen hatte.
Karamellfadennetz. Croquembouche. Oh Gott. So eine Hochzeit schaffte es tatsächlich, das Vokabular zu erweitern.
»Soll ich sie also bestellen?«
»Was bestellen?«
Irene tauchte in der Küchentür auf und klopfte sich eine imaginäre Staubfluse von ihrem makellosen, cremefarbenen Hosenbein. Nicht zum ersten Mal dankte Lauren dem Himmel dafür, dass die Chance, dass beide Mütter das gleiche Outfit tragen würden, relativ gering war. Obwohl dagegen die Chance beängstigend hoch war, dass Irene bei der Hochzeit in einem weißen, brautkleidähnlichen Kostüm auftauchen würde.
»Die Torte, Irene! Ich denke, wir können dieses Thema schon von der Liste streichen. Wie geht es dir? Eine schöne Hose trägst du da!«
»Mmmwuh.« Irene spitzte die Lippen und hauchte Bridget ein Küsschen auf die Wange. Bridget dagegen weigerte sich prinzipiell, an diesem gesellschaftlichen Begrüßungsgeküsse teilzunehmen. »Jaeger. Der Schnitt macht’s.«
»Sehr hübsch. Oooh! Rieche ich da den Duft einer Tasse Kaffee? Ich bin wirklich kurz davor zusammenzubrechen!«
»Ich werde die Kaffeemaschine gleich noch einmal anstellen«, erklärte Irene.
»Arme Mum!«, bedauerte Lauren und folgte ihr durch die Küche. »Haben die Kids mal wieder verrückt gespielt?«
»Das und noch viel mehr. Wenn ich die kleinen Teufelchen jedes Mal wie die ›Super Nanny‹ aus dem Fernsehen zu ein paar Strafminuten auf der ›stillen Treppe‹ verdonnern würde, wenn sie es verdient haben, brauchten wir ein viergeschossiges Schulgebäude. Oooh!« Sie sank auf einen Stuhl und seufzte erleichtert auf. »Das steht dir alles noch bevor, Lauren!«
»Mum! Ich bin zweiundzwanzig! Es wird noch einige Jahre dauern, bis wir überhaupt über das Thema Kinder nachdenken werden!«, protestierte Lauren. Dann bemerkte sie, wie Irenes Miene starr wurde, während sie Milch in ihrem silbernen Milchkännchen aufschäumte. »Alles zu seiner Zeit, oder?«, fügte Lauren schnell beruhigend hinzu.
Irene legte den Kopf zur Seite und starrte sie böse an.
»Na ja, ich hoffe, ihr werdet uns nicht allzu lange warten lassen«, entgegnete sie. »Ich kann es nämlich gar nicht abwarten, Großmutter zu werden. Bridget, du bist natürlich schon Großmutter, nicht wahr? Das muss wundervoll sein!«
»Das ist es in der Tat«, stimmte Bridget ihr zu und starrte gierig auf den Kaffee.
»Aber bist du denn gar nicht traurig, dass deine Enkel so weit entfernt leben?« Irene hielt inne und hielt ihr die Tasse und den Unterteller quälend lange unter die Nase. »Das ist doch wirklich unglaublich schade.« Sie seufzte und stellte die Tasse auf den Tisch. »Möchtest du Zucker haben?«
»Ja, bitte.« Bridget rührte rasch den Milchschaum in den Kaffee und trank dann die Tasse in einem Zug aus. Dabei hielt sie nicht einmal kurz inne, um die aparten italienischen Tässchen zu loben, die sich Irene in Mailand gekauft hatte. »Ah, wunderbar – genau das habe ich jetzt gebraucht. So, wie weit seid ihr zwei gekommen?«, fragte Bridget fröhlich und schien den Milchschaumbart auf ihrer Oberlippe gar nicht zu bemerken.
»Wir haben uns definitiv für das Märchenthema entschieden – aber welches Märchen es genau werden soll, das steht noch nicht fest.« Irene zog ihr Notizbuch zu sich
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