Tanz mit mir - Roman
aber noch zu glauben, dass die Hochzeit etwa das Gleiche kosten würde wie ihre bescheidene Feier, die aus einem kleinen Essen bestanden hatte.
Lauren schaute sie mit erwartungsvollem Blick an und hielt dabei immer noch das Magazin in der Hand, in dem Edinburgh Castle als Veranstaltungsort angepriesen wurde.
Das hat doch nichts mehr mit dem wahren Leben zu tun, dachte Bridget verärgert. Wir sollten sie bei diesem Unsinn nicht auch noch unterstützen. Andererseits hatte Lauren schon so lange davon geträumt, sogar schon während der Zeit, als sie in der Schule all die Sticheleien hatte erdulden müssen...
»Na ja, vielleicht bin ich ja ein wenig altmodisch«, antwortete Bridget. »Aber wenn du mich fragst, finde ich, dass es auch sein Gutes hat, sich an Traditionen zu halten – hier im Ort zu heiraten, mit deiner Familie, in einer Kirche.« Sie hielt
inne und presste die Lippen aufeinander. Ihre Worte klangen anders als beabsichtigt.
Lauren hielt die Luft an. Das Letzte, was sie wollte, war ein Streit zwischen ihre Mutter und ihrer Schwiegermutter, bevor überhaupt der Ort der Vermählung feststand.
Eine angespannte Stille breitete sich in der Küche aus. Ob Irene wohl gleich weinen würde?, fragte sich Lauren. Es sah fast danach aus. Arme Irene! Es war noch gar nicht so lange her, dass sie ihren Ehemann verloren hatte. Jetzt kamen sicher alte Erinnerungen hoch.
Bridget ergriff als Erste das Wort. »Oje! Es tut mir leid!«, erklärte sie ein wenig zu munter und wedelte mit den Händen durch die Luft. »Ich habe einen ziemlich langen Tag hinter mir. Nehmt es mir bitte nicht krumm. Wie war das mit dem Tanzunterricht? Hm? Vielleicht sollten wir auch teilnehmen, Irene, um unseren Foxtrott ein wenig aufzupolieren? Frank ist eigentlich ein ganz guter Tänzer, auch wenn er sich immer über seine schmerzenden Knie beklagt.«
Lauren zuckte zusammen – was dachte sich Mum bloß dabei, so unsensibel zu reagieren? Schließlich gab es den Vater des Bräutigams nicht mehr, mit dem Irene hätte tanzen können. Doch wie von Zauberhand waren die Tränen aus Irenes Augen verschwunden. »Ich werde es mir überlegen. Haben wir nicht noch andere Ideen für die Feier gehabt?«
Sie setzten sich in das Auto, das Chris für Lauren gekauft und in Ordnung gebracht hatte, und fuhren heim. Lauren fuhr Bridgets Meinung nach zu schnell, doch Lauren wusste, dass ihre Mutter sich alle Mühe gab, diplomatisch zu sein, da sie kein Wort darüber verlor.
Andererseits schien sie aber auch über irgendein Problem zu grübeln, da ihr gelegentlich ein Seufzer über die Lippen kam.
Lauren zerbrach sich den Kopf, wie sie ihre Mutter wieder auf heitern konnte.
»Möchtest du noch kurz beim großen Tesco-Supermarkt reinspringen und einkaufen, während ich im Wagen warte, Mum?«, fragte sie ein wenig schuldbewusst. »Oder bin ich mit Einkaufen an der Reihe? Ich glaube, wir haben kein Müsli mehr. Chips übrigens auch nicht«, fügte sie hinzu.
Vor ihrer Verlobung hatten Chris und Lauren gemeinsam mit zwei Schulfreunden in einem Haus am Rande der Stadt gewohnt. Doch in dem Bestreben, ein Sparguthaben anzusammeln, war Lauren wieder zu Hause in ihr altes Kinderzimmer zurückgekehrt, während Chris bei seinem Kumpel Kian eingezogen war. Lauren vermisste es schmerzlich, mit Chris auf dem Sofa zu kuscheln. Doch wenn sie ganz ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass der Kick, sich rund um die Uhr, sieben Tage die Woche lieben zu können, durch die Aussicht, täglich von morgens bis abends putzen und saubermachen zu müssen, allmählich ausgeglichen wurde. Glücklicherweise war der Wonneschauer gelegentlicher Liebesnächte, die die Hochzeit noch romantischer und altmodischer erscheinen ließen, rechtzeitig wiedergekehrt, und Chris ließ keinen Zweifel daran, wie sehr er Lauren vermisste.
Außerdem war ihre Mutter geradezu verrückt danach, sie wie gewohnt zu verhätscheln, wogegen Lauren keinerlei Einspruch erhob. Natürlich gab es vereinzelte kleinere Reibereien, wenn Bridget gelegentlich zu glauben schien, Lauren sei immer noch dreizehn und nicht zweiundzwanzig Jahre alt. Alles in allem klappte es mit dem Zusammenleben aber ziemlich gut, wenn man bedachte, dass Lauren ein paar Jahre lang in ihren eigenen vier Wänden gelebt hatte. Lauren war der Meinung, dass sie sich glücklich schätzen konnte, ein derart gutes Verhältnis zu ihren Eltern zu haben. Je länger sie aber die Hochzeitspläne mit Irene besprach, desto besser verstand sie, warum
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