Tanz mit mir - Roman
Ich bin vor Sorge und Stress so krank geworden, dass der Arzt kommen musste. Der hat mir drei Tage Bettruhe ohne Besuch verordnet. Dein Vater kam dann, um mich abzuholen. Wir hatten sogar einen geheimen Code dafür vereinbart und alles wie in einem
James-Bond-Film geplant, aber meine Mutter hat ihm dann mitgeteilt, dass ich schwache Nerven hätte und er am Wochenende wiederkommen sollte.«
»Und? Ist er wiedergekommen?«
»Oh, ja! Aber wir haben nie wieder darüber gesprochen, zusammen durchzubrennen. Ich vermutete, dass er mittlerweile genauso dachte wie ich. Er hat nie wieder ein Wort darüber verloren. Es war vor allem der Plan selbst, den ich so wunderbar fand. Wir hatten ein Geheimnis, das nur wir beide kannten.« Bridget seufzte wieder. »Wir waren damals zwar vollkommen arglos und unschuldig, dafür aber umso glücklicher!«
»Und was war mit der Hochzeit?«, drängte Lauren. »Wolltest du Dad denn noch heiraten?«
»Natürlich! Na ja, ehrlich gesagt mussten wir heiraten, als ich merkte, dass Billy unterwegs war. Aber es war schon komisch: Sobald ich wusste, dass ich schwanger war, habe ich keinen einzigen Gedanken mehr an Paul McCartney verschwendet!« Bridget hielt Laurens Hand und schaute ihr in die Augen. »Das versuche ich dir gerade zu erzählen. Ich wusste damals einfach, dass dein Dad der richtige Mann für mich war – für immer. Aber das wusste ich nur, weil ich bereit dafür war. Unsere Hochzeit war weit entfernt von den romantischen Plänen, die wir geschmiedet hatten. Ehrlich gesagt haben wir sogar alles innerhalb einer Woche auf die Beine gestellt. Als Billy dann Gott sei Dank gute vierzehn Tage später zur Welt kam als ursprünglich gedacht, sah alles gar nicht so schlecht und gedrängt aus.«
»Oh, ist das also der Grund, warum Grandma auf den Fotos ein so verkniffenes Gesicht macht?«, fragte Lauren, als der Groschen schließlich fiel. »Es ging gar nicht um dein Hochzeitskleid!«
Bridget nickte, doch plötzlich verschwand ihr schelmisches Lächeln, und sie wurde wieder ernst. »Dein Vater weiß davon
nichts. Ich glaube auch nicht, dass er es wissen möchte. Aber du hast begriffen, was ich dir damit sagen will?«
»Wenn ein Teil von mir immer noch Justin Timberlake ehelichen will, sollte ich Chris jetzt besser noch nicht heiraten?«
»Ich bin mir nicht sicher, wer genau Justin Timberlake ist, aber ja, das ist die Quintessenz.« Bridget tätschelte Laurens Hand. »Und wie sich herausstellte, habe ich auf jeden Fall den Besseren von beiden erwischt. Bisher musste dein Vater seine Haare noch nicht färben, oder?«
Lauren musste lachen. Dann biss sie sich auf die Lippe und schaute ihre Mutter sorgenvoll an. »Aber was ist mit dem ganzen Geld?«
»Ich habe dir gesagt, dass wir uns später darum kümmern. Du bist jetzt das Wichtigste. Dein Glück. Ich glaube, dass ihr, du und Chris, euch einmal richtig unterhalten solltet. Dabei sollte es weder um die Hochzeit noch um das Haus gehen, sondern allein darum, was ihr beide fühlt .« Als sie Laurens Hand drückte, spürte sie, wie schmal und dünn Laurens Finger waren. »Seid ehrlich zueinander. Das ist das Einzige, was letztlich zählt.«
»Ich weiß«, erwiderte Lauren, stand auf und geriet ins Straucheln wie eine neugeborene Giraffe. »Ich werde ihn gleich anrufen. Ich denke, mit der Hochzeit können wir uns noch ein wenig Zeit lassen.«
Sie hielten einen Moment inne und genossen die Zärtlichkeit, die sie beide umgab. Bridgets Herz machte einen Satz, als sie sah, wie sehr Lauren Frank glich: Sie hatte nicht nur seine spitze Nase, sondern auch seine Güte und die gleiche beruhigende Zuverlässigkeit geerbt. Zwar himmelte Bridget Billy und Dave an, doch Lauren war immer noch ihr kleines Mädchen. Ich hätte alle vier Beatles für meine schöne Tochter hergegeben, dachte sie mit leidenschaftlichem Stolz.
Nebenan forderte Angelica gerade alle dazu auf, den Tanzpartner zu tauschen und ein gewisses Rhythmusgefühl zu
entwickeln. Anderenfalls würde sie herumgehen und höchstpersönlich allen die Knie beugen.
»Zum Hochzeitstanz wird es gar nicht kommen«, erklärte Lauren plötzlich leise. »Das heißt, wenn Chris und ich alles absagen. Falls es so weit kommt.«
»Stattdessen tanzt du einfach beim Tanzabend!«, schlug Bridget vor und bemühte sich, fröhlicher zu klingen, als Laurens niedergeschlagenes Gesicht sie stimmte. »Mit deinem Dad und allen jungen Herren, die Schlange stehen werden, um mit dir zu tanzen! Außerdem musst du
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