Tanz mit mir - Roman
ihm die Chance, das Gesicht zu wahren. Du musst ehrlich sein …« Er umrundete mit ihr die Saalecke mit derart kleinen Schritten, dass Baxter und eine überrascht aussehende Katie an ihnen vorbeiflogen. »Deine Mutter und ich sind immer ehrlich zueinander gewesen, gleich vom ersten Tag an. Wir hatten nie Geheimnisse voreinander.«
Wenn Dad wüsste, dachte Lauren verzweifelt, dass Mum
zum ersten Mal in ihrem Leben ein großes Geheimnis vor ihm hat. Und alles nur meinetwegen!
»Ich bin ein alter Romantiker«, gestand Frank und ließ sich von der gefühlvollen Musik mitreißen. »Wenn du heiraten willst, dann sollte es mit dem Gedanken geschehen: ›Das werde ich nur einmal im Leben tun.‹ Du musst absolut sicher sein, dass Chris der Mann ist, den du für den Rest deines Lebens an deiner Seite haben willst. Ihr geht gemeinsam euren Weg, selbst wenn dieser Weg einmal steinig werden sollte und du es leid bist. Wenn einer von euch krank werden sollte oder ihr Kinder bekommt und das Geld knapp wird. Ich weiß, dass du daran vielleicht nicht denkst, wenn du dir dein Kleid und den Blumenschmuck aussuchst, aber dies alles bedeutet, sich an einen anderen Menschen zu binden.«
Das klingt ziemlich gut, dachte Frank insgeheim und nahm sich vor, dies zu seiner Rede als Vater der Braut hinzuzufügen.
»Die Hochzeit ist nur ein Tag, aber man muss auch daran denken, was danach kommt. Nämlich der Rest eures Lebens. Darum war ich immer überzeugt, der glücklichste Mann der Welt zu sein, weil ich mit deiner Mutter verheiratet bin. Wenn ihr zwei in vierzig Jahren noch genauso glücklich seid wie wir …«
Lauren schluckte schwer. In vierzig Jahren? Plötzlich begriff sie, was Chris gemeint hatte. Den Rest ihres Lebens nämlich. Und dass sie sich jetzt schon Gedanken darum machen musste.
Sie stieß einen lauten, herzergreifenden Schluchzer aus. Erschrocken hielt Frank inne.
»Lauren?«, fragte er erstaunt und musterte sie von oben bis unten. »Lauren, Liebes, was habe ich denn Schlimmes gesagt?«
»Es liegt nicht daran, was du gesagt hast!«, schluchzte sie, als Frank sie fest in die Arme nahm.
Ich will noch nicht verheiratet sein! Lauren konnte an nichts anderes denken. Ich bin noch nicht bereit dazu, für den Rest meines Lebens verheiratet zu sein.
»Lauren?« Bridget kam herübergeeilt und starrte Lauren besorgt an. Sie strich ihr die Haare aus dem Gesicht, damit sie ihrer Tochter in die Augen sehen konnte. »Was ist denn los, Süße?«
»Es tut mir so leid, Mum!«, weinte Lauren. »Es tut mir so leid!«
»Was tut dir leid?«, fragte Frank verwirrt. »Ich habe keine Ahnung, was ich gesagt habe! Vor ein paar Minuten war alles noch okay, nicht wahr?« Er verzog besorgt das Gesicht. »Nicht wahr, Lauren?«
»Ist alles in Ordnung?«
Angelica hielt die CD an, sodass Laurens Schluchzer durch die geschnitzten Eichenbalken des Saaldaches hallten. Chloe und Katie kamen ebenfalls herüber, strichen Lauren über den Rücken und boten ihr Taschentücher an. Peggy, Baxter und Trina blieben unruhig in der Nähe stehen und wussten nicht recht, was sie tun sollten. Doch sie schauten gleichermaßen mitfühlend zu Lauren hinüber.
»Mir geht’s gut!«, hickste Lauren wenig überzeugend.
Bridget und Frank warfen einander besorgte Blicke zu, doch es war Angelica, die die Sache zügig in die Hand nahm.
»Bridget, warum bringst du nicht Lauren in den Vorraum und hilfst ihr, sich zu beruhigen? Hmmm? Das wäre sicherlich das Beste, nicht wahr?« Sie legte ihren Arm um Lauren und führte sie nach draußen. Bridget folgte ihnen. Ihre Absätze hallten auf dem glänzenden Parkett und wurden immer wieder von keuchenden Schluchzern unterbrochen.
»Was ist mit ihr?«, flüsterte Chloe Katie zu, die jedoch nur mit den Schultern zuckte.
»Geht es ihr gut?«, fragte Trina mit dem gewohnten lauten Getöse. »Ist sie etwa schwanger?«
»Nein!«, riefen Katie und Chloe unisono, obwohl beide absolut keine Ahnung hatten.
Angelica kam mit einem strahlenden Tänzerlächeln zurück. Es konnte jedoch nicht die Sorge in ihren Augen überspielen.
»Okay!«, erklärte sie fröhlich. »Lassen Sie uns weitermachen. Sollen wir dieses Mal einen Promenadenschritt in den Social Foxtrott einbauen? Ich weiß, dass Sie sich alle noch an den Promenadenschritt erinnern! Baxter, wenn Sie vielleicht dieses Mal mit Chloe tanzen könnten? Wer hat eben mit Bridget getanzt?«
Die Musik hob an, und der Tanz begann wieder, als sei nichts passiert.
Draußen im
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