Tanz mit mir - Roman
zugeben, dass Chris schon noch ein wenig Nachhilfe braucht, bevor er sich mit seinen ›Tanzkünsten‹ in die Öffentlichkeit wagen kann …«
Lauren brachte ein Lächeln zustande. »Darin könntest du recht haben.« Sie beugte sich vor und umarmte ihre Mutter. »Vielen Dank«, erklärte sie mit gedämpfter Stimme. »Ich habe dich lieb. Dich und Dad.«
»Ich weiß«, antwortete Bridget. »Wir haben dich auch lieb.« Lauren richtete sich wieder auf und straffte die Schultern. »Na dann«, sagte sie, lächelte schief zum Abschied und ging zur schweren Eingangstür hinüber.
Bridget sah ihr nach und schickte ein Stoßgebet zu jeder hilfreichen Gottheit, die für heikle Beziehungen zuständig war, dass Lauren die richtigen Worte finden würde. Oder, falls sie dies nicht schaffen sollte, dass ihr durch Gottes Hilfe das furchtbare Gespräch erspart bleiben würde, so wie es bei Frank und ihr der Fall gewesen war.
Dann erhob sie sich mühsam von der Bank (wann bin ich bloß so alt geworden, dass ich meine Knochen so spüre?, fragte sie sich) und ging wieder in den Saal zurück, wo sie ihren Ehemann antraf, den sie immer noch genauso sehr liebte wie am ersten Tag.
Es war ihr nicht schwergefallen, Lauren zur Ehrlichkeit zu raten, aber sie dachte mit Unbehagen an die Dinge, die sie abends Frank beichten musste.
31
Nachdem Lauren gegangen war, wollte der Tanzkurs nicht mehr recht in Schwung kommen. Frank und Bridget tanzten so eng, dass für jeden ersichtlich war, dass sie in ein Gespräch vertieft waren, bei dem sie lieber keine Zuhörer haben wollten. Währenddessen taten alle anderen so, als seien sie keineswegs neugierig, worum es bei diesem Gespräch ging. Als erfahrene, professionelle Tänzerin hielt Angelica ihr strahlendes Lächeln und die freudige Begeisterung aufrecht, obwohl selbst sie ein wenig abgelenkt zu sein schien. Bei ihrer Definition des Fleckerls beim Wiener Walzer musste Baxter sie sogar einmal korrigieren.
Schließlich beendete Angelica den Kurs etwas früher. Sofort eilte Katie zu Bridget hinüber.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie. Normalerweise mischte sie sich zwar nicht in die Angelegenheiten anderer Leute ein, aber Bridget hatte einen sonderbaren Ausdruck in den Augen, der Katie Sorgen machte.
»Oh, ich denke schon …« Bridget schulterte ihre Handtasche wie ein Soldat und lächelte schwach.
»Wenn ich etwas tun kann …« Katie wusste, dass sie keine große Hilfe sein konnte, aber Bridget schien sich über das Angebot dennoch zu freuen. Ihre Blicke wurden wieder lebhafter, als sie das Thema wechselte und sich an diese Ablenkung klammerte.
»Ich habe Ihrem Chef im Stadtplanungsamt wegen der
Memorial Hall einen Brief geschrieben. Außerdem habe ich vorgeschlagen, das Gebäude in der Schule zum Thema eines Geschichtsprojektes zu machen – darüber könnte man einen hübschen Artikel für den Lokalteil der Zeitung schreiben, nicht wahr?«
»Wie raffiniert!«, lobte Katie. »Aber offenbar haben Sie gerade andere Sorgen, als sich um -«
»Ich kümmere mich sehr gern darum«, widersprach ihr Bridget. »Das können Sie mir glauben.«
Dann kam Frank von der Toilette zurück, und Katie beobachtete, wie Bridget zu einer neuen Entschlossenheit fand, als sie sich von ihr verabschiedete.
Als Katie im Vorraum ihre Tanzschuhe auszog, hörte sie Angelicas Absätze, die sich ihr näherten.
»Katie, sind Sie in Eile?« Angelicas rote hochhackige Tanzschuhe waren einen Schritt von Katie entfernt zum Stehen gekommen.
Sie richtete sich auf. »Ich muss zu Hannah zurück«, erklärte Katie und kam sich ein wenig verlogen vor. »Ihr geht es nicht besonders gut.«
»Ach ja, natürlich. Ähm, ich würde gern einmal kurz mit Ihnen reden. Es geht auch schnell«, fuhr Angelica fort und ließ den Blick durch den Vorraum schweifen, wo die restlichen Kursteilnehmer langsam ihre Sachen zusammenpackten, um sich dann hinaus in den kalten Abend auf den Heimweg zu machen. »Vielleicht können wir noch einen Moment warten, bis …«
Oh Gott, dachte Katie. Ihr Mut sank. Sie will bestimmt wissen, was mit Ross ist und was wir bei dieser Tanzvorführung tanzen wollen. Alle anderen hatten sich schon Musik ausgesucht – alle außer ihnen. Und Greg und Jo natürlich.
»Gute Nacht, alle zusammen!«, rief Baxter. »Einen wunderschönen Abend! Katie, Ihre Fußarbeit macht langsam Fortschritte!«
»Vielen Dank.« Katie sprach eine Idee zu laut. »Nacht zusammen!«
Angelica beobachtete alles und lächelte, als Baxter
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