Tanz mit mir - Roman
Tango Argentino«, erwiderte Angelica.
Katies hoffnungsvolle Miene verdunkelte sich. »Du liebe Güte, das ist doch wohl nicht dieser Tanz, bei dem man mit dem Fuß aufstampfen und den Kopf in den Nacken schmei ßen muss? Ich weiß nicht, wie mir das helfen sollte.«
»Nein, nein – Sie haben jetzt den Standardtango vor Augen.« Angelica schüttelte den Kopf. »Der Standardtanz ist vollkommen anders und dreht sich hauptsächlich um den Mann. Der Tango Argentino dagegen ist viel erotischer und sinnlicher.« Sie lächelte Katie ermutigend an. »Beim Tango Argentino geht es um zwei starke Menschen, die zusammen tanzen. Sie werden ihn lernen, und ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass Sie sich danach daran erinnern werden, wie es ist, eine Frau zu sein.«
»Sie sagen das, als hätten Sie das selbst schon einmal erlebt.« Katie merkte plötzlich, wie wenig sie alle über Angelica wussten, abgesehen von ein paar Bruchstücken über professionelle Tanzwettbewerbe und Kreuzfahrten. Hatte sie einen Ehemann? Einen Liebhaber? Einen Tanzpartner? Hatte sie vielleicht sogar Kinder?
Katie konnte sich nur schwerlich vorstellen, dass Angelica Eltern hatte. Sie war ein so individuelles, selbstbeherrschtes Wesen. Und dennoch, dachte Katie, war es die Grundlage ihrer gesamten Karriere gewesen, die perfekte Partnerin zu sein.
»Das habe ich«, erwiderte Angelica schlicht. »Der Tanz hat mein Leben verändert.«
Katie zögerte ein paar Sekunden. »Aber abends kann ich wegen der Kinder nicht kommen …«
»Haben Sie eine Mittagspause?«
Katie nickte.
»Gut, dann treffen wir uns hier. Morgen Mittag. Wir beginnen sofort, einverstanden?«
Die zuversichtliche, energische Art und Weise, wie Angelica sprach, ließ Katie keine andere Wahl, als einzuwilligen.
»So, da sind wir!«, erklärte Frank fröhlich, als er das Auto parkte. »Jetzt könnte ich eine Tasse Tee vertragen!«
Jetzt oder nie, dachte Bridget. Jetzt! Sprich mit ihm, nachdem wir einen so schönen Abend hatten.
»Frank«, begann Bridget, bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte. »Frank, ich muss dir etwas sagen.«
»Was denn?«, fragte er, löste den Anschnallgurt und drehte sich zu ihr um. »Du hast unserer Lauren erlaubt, mich herauszuputzen, nicht wahr? Na ja, die Antwort lautet nein. Nicht einmal für Prinzessin Lauren. Sollte sie allerdings für Ihre Disney-Hochzeit noch ein Biest brauchen …«
Er schaute sie so liebevoll und zärtlich an, dass Bridget beinahe die Tränen gekommen wären.
»Nein«, entgegnete sie. »Ich habe ein paar Probleme. Geldprobleme, genauer gesagt.«
Frank zögerte einen Moment, als sei er nicht sicher, ob sie einen Scherz machen würde. Als er jedoch sah, wie es um Bridget bestellt war, wurde er schlagartig ernst. »Oh, Bridget. Wie viel?«
Sie wusste, dass er vielleicht mit ein paar Hundertern rechnete. Sie nahm all ihren Mut zusammen und nannte ihm die tatsächliche Summe. Zwar bemühte sich Frank, seinen Schock zu verbergen, doch seine Miene versetzte Bridget einen Stich.
Frank war nicht einfach nur erschrocken über die Höhe der Summe. Bridget wusste sehr genau, dass er ebenso sehr darüber geschockt war, dass sie ihn enttäuscht hatte. Sie fasste sich ein Herz, ballte die Hand zur Faust und beichtete ihm alles.
»Ich bin ein solcher Narr gewesen! Viel zu lange habe ich das Problem ignoriert. Ich habe alles Mögliche versucht und sogar ein paar Dinge über eBay verkauft, aber …« Bridget holte tief Luft. »Das Geld, das du Lauren für die Anzahlung des Hauses gegeben hast, stammte nicht von einer ausgelaufenen Lebensversicherung oder Ähnlichem. Das war Geld,
das ich für schlechte Zeiten zurückgelegt hatte. Ich wollte dir davon nichts sagen, weil du nicht denken solltest, ich hätte unser Geld vor dir versteckt. Ich hatte Angst, du könntest glauben, ich hätte dich um das Geld betrogen.«
»Du? Mich betrügen? Sei nicht albern!«, fing Frank an, doch Bridget musste mit ihrer Beichte fortfahren.
»Mit dem Geld wollte ich die Kosten für Laurens Extrawünsche abdecken. Außerdem sind wir beide in letzter Zeit ein wenig verschwenderisch mit Geld umgegangen – ich meine zum Beispiel den Camcorder, den du gekauft hast, oder meinen wunderschönen Ring. Aber da wir jetzt nur noch mein Gehalt zur Verfügung haben … hat sich eben alles summiert.«
So, dachte sie. Jetzt habe ich es gesagt. Jetzt kennt er die Wahrheit.
Wortlos saßen sie im fahlen Licht der Straßenlaternen. Bridget fiel auf, dass das ganze Haus
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