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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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(und ihre sportlichen Erfolge) als Peggy. Tatsächlich hatte Bridget gerade mehr Worte mit der stillen Peggy gewechselt als je zuvor. Sie wurde aber das Gefühl nicht los, dass Peggy etwas auf dem Herzen hatte. Es war gar nicht so selten, dass sich Leute bei ihr ihren Kummer von der Seele reden wollten, insbesondere bei Elternabenden.
    »Ach, tatsächlich?«, fragte sie sanft nach. »Haben Sie sie verloren?«
    »Auf gewisse Art und Weise.« Peggy starrte auf ihr Spiegelbild, als versuche sie, das junge Mädchen in ihrem faltigen Gesicht zu finden. »Ich wurde zum ersten Mal schwanger, als ich noch ganz jung war – jünger als Ihre Lauren. Baxter leistete gerade seinen Wehrdienst ab. Wir waren noch nicht einmal miteinander verlobt, wissen Sie? Mein Vater hielt nicht viel von ihm, weil er dachte, Baxter sei ein windiger Nachtschwärmer, weil er so gerne tanzen ging.« Sie lächelte traurig und ließ ihre kleinen Zähne aufblitzen. »Was er auch damals war, das will ich gar nicht bestreiten. Meine Mutter hat getobt, als sie von meiner Schwangerschaft erfuhr, und hat mir jedes nur mögliche Schimpfwort an den Kopf geworfen. Sie hat mir dann verboten, Baxter davon zu erzählen. Er war damals in Deutschland stationiert und sollte erst ein Jahr später
zurückkehren, und sie wollte nicht, dass ich mich schon so jung binde. Ich glaube, sie hat nicht einmal meinem Dad etwas von der Schwangerschaft erzählt. Stattdessen hat sie mich unter dem Vorwand, ich hätte rheumatisches Fieber und brauchte eine Luftveränderung, zu ihrer Schwester nach Wales geschickt.«
    Sie knabberte nervös an ihrer Lippe herum, als fühle es sich komisch an, über etwas zu reden, worüber sie so lange geschwiegen hatte.
    Bridget fühlte sich schrecklich verantwortlich für das Geheimnis, das Peggy ihr anvertraut hatte. Offenbar hatte sie nie jemanden gehabt, dem sie davon hätte erzählen können, aber aus ihr unerfindlichen Gründen hatte Peggy heute Abend jemandem ihr Herz ausschütten müssen. »Und Sie haben dort ein kleines Mädchen zur Welt gebracht?«
    Peggy nickte steif. »Sie war ein wunderschönes Baby, mit dunklen Haaren und richtigen Katzenaugen. Sie gaben sie zur Adoption frei. Mir wurde verboten, Baxter auch nur ein Wort davon zu schreiben, doch nach seiner Rückkehr habe ich ihm sofort davon berichtet. Wie hätte ich es ihm verschweigen können? Aber da war es schon zu spät. Meine Mutter meinte, es sei zu grausam, unser Baby ausfindig zu machen, da unser Mädchen doch nun Eltern hätte, die es von ganzem Herzen liebten. Manchmal glaube ich, dass Baxter mich nur geheiratet hat, weil ich so traurig war und er sich dafür verantwortlich fühlte. Immerhin weiß ich, dass ich damals nicht seine einzige Freundin war.«
    »Peggy, nein!«, rief Bridget entsetzt. »So etwas dürfen Sie gar nicht erst denken!«
    Peggy zuckte mit den Schultern, als ob es ihr mittlerweile egal sei. »Ich habe niemals aufgehört, an sie zu denken. Ich habe die zwei Jungs geliebt, aber wir haben kein Mädchen mehr bekommen. Dabei habe ich mir sehnlichst eines gewünscht! Ich habe mich einmal mit der Mutter getroffen,
nachdem meine eigene Mutter gestorben war, und ich konnte ihr einige Fragen stellen, aber ich habe schnell gemerkt, dass sie mein kleines Mädchen wie ihr eigenes liebte.«
    Peggy schaute zu Bridget auf, und unter ihrem schimmernden Lidschatten waren Tränen zu erkennen. »Es tut mir leid, meine Liebe. Seitdem wir wieder zum Tanzen herkommen, ist alles hochgekommen. Insbesondere heute Abend. All das erinnert mich daran, wie Baxter und ich uns kennengelernt haben. Aber wie auch immer …« Sie zupfte ein Taschentuch aus dem Ärmel ihres Kleides und tupfte sich damit ihre Nase ab. »Jedenfalls sind wir heute hier und immer noch zusammen.«
    »Sie sind immer noch zusammen«, gab Bridget ihr recht, da sie nicht wusste, was sie anderes sagen sollte.
    Als sie die Toilette verließen, sahen sie, wie Angelica mit dem Bürgermeister über das Parkett wirbelte und ihn wie Gene Kelly aussehen ließ. Ein kurzer Anflug von Stolz, der Peggys Gesicht für einen Moment zum Leuchten brachte, ließ Bridget erahnen, zu welchem weiteren Geständnis Peggy sich nicht hatte durchringen können.
    Angelica war also ihr kleines Mädchen. Das war also der Grund, warum Peggy und Baxter, die erfahrenen, routinierten Tänzer, einen Anfängerkurs besucht hatten. Ob Angelica wohl davon wusste? Würde Peggy es ihr jemals sagen? Musste sie es ihr sagen?
    Bridget dachte an Lauren und

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