Tanz mit mir - Roman
daran, wie sie sich vollkommen ohne Worte verstanden. Sie erzitterte innerlich und wurde von Gefühlen überwältigt, die sie nicht einmal genauer beschreiben konnte.
Sie beobachtete nun, wie Peggy mit Baxter über die leere Tanzfläche dahinflog. Ihre Füße schienen mühelos über den Boden zu gleiten. Die Leichtigkeit, mit der sie sich bewegten, beschämte den ganzen Kurs. Peggy war wirklich gut und verfügte über jahrelange Übung, doch Baxter war ein einzigartiges Naturtalent. Jemand, der so unglaublich tanzen konnte,
zog selbstverständlich die Frauen an, dachte Bridget. Doch er musste Peggy wirklich lieben, um so lange bei ihr zu bleiben. Vielleicht vermisste er insgeheim seine Tochter genauso sehr wie sie. Dadurch, dass sie zusammenblieben und ihr Geheimnis miteinander teilten, wurde ihre Tochter für sie vielleicht lebendig. Vielleicht war es auch das Tanzen.
Welchen Unterschied machte es nun nach fast sechzig Jahren?
»Bist du so weit, Liebes?«, flüsterte Frank ihr ins Ohr.
Bridget schrak zusammen. »Ja!«, antwortete sie und drehte sich um.
Auch Lauren stand hinter ihr. Ihr gertenschlanker Körper steckte in Angelicas längstem Kleid, dessen fließender Tüll mit leuchtend roten Pailletten verziert war. An Angelica war es fast bodenlang gewesen, doch der mit Federn besetzte Saum umschwebte Laurens Schienbeine. Was aber Lauren nicht weiter störte. »Eine Sache weniger, über die Chris stolpern könnte«, hob sie hervor. »Außerdem kann man nun meine neuen Schuhe besser sehen.«
»Wie geht es dir, Chris?«, erkundigte sich Bridget flüsternd.
Chris sah wahnsinnig gut aus in seinem Smoking, schien jedoch ziemlich nervös zu sein. Er sah beunruhigt zu Frank hinüber, der hinter ihm aufragte.
»Prima«, erwiderte er. »Ich bin froh, wenn es endlich vorbei ist.«
»Du musst dich nur konzentrieren«, erklärte Frank ahnungsvoll.
»Das wissen wir, Dad. Keine Extraschritte oder Figuren«, antwortete Lauren gelassen. »Wir werden die Sache langsam angehen. Nicht wahr, Chris?«
Chris nickte, schluckte ein letztes Mal und nahm ihre Hand, als er Angelicas Zeichen bemerkte, das sie ihnen von der Bühne aus gab.
Innerhalb der letzten paar Monate ist sie unheimlich erwachsen geworden, dachte Bridget stolz. Und in diesem Ballkleid sieht sie hübscher aus als jemals in einem dieser Brautkleider. Außerdem ließen die roten Pailletten Laurens blaue Augen viel mehr strahlen als das schlichte Weiß. Und ein Kleid wie dieses konnte sie ganz nach Belieben jeden Freitag tragen.
Angelicas Stimme übertönte den Applaus, als Baxter und Peggy die Tanzfläche verließen.
»Und nun folgt der Langsame Walzer, getanzt von Frank und Bridget Armstrong sowie Christopher Markham und Lauren Armstrong!«
Die Band hob an und spielte die ersten Takte von »True Love« aus dem Film »Die oberen Zehntausend« – einer von Bridgets Lieblingssongs. Die beiden Paare gingen in Position und tanzten los. Worte waren dabei nicht vonnöten.
Bridget sah zu Frank auf, als sie mit den Grundschritten begannen und wie eine Einheit tanzten. Selbst dann, wenn sie durch den Raum wirbelten, löste sich ihre enge Haltung nicht. Die Gesichter der Zuschauer am Rande der Tanzfläche bemerkte sie kaum, da sie den Blick unbeirrt auf das vertraute Gesicht vor sich gerichtet hatte. Mit geradem Rücken hielt ihr Ehemann sie fest und führte sie sicher über das Parkett. Mit einem behaglichen Lächeln quittierte er den Song, den sie schon so viele Male als »ihr Lied« gespielt hatten.
Dennoch war seine Aufmerksamkeit geteilt zwischen Bridget und Lauren, die am anderen Ende des Saals versuchte, Chris nicht auf die Füße zu treten.
Lauren machte ihre Sache gut, so viel stand für Bridget fest. Doch Chris drehte sie nicht mit der gleichen Zuversicht wie Frank. Laurens und Chris’ Drehungen waren eng, klein und verkrampft und damit das genaue Gegenteil der großzügigen Bogen, die Frank und sie tanzten.
Es ist nicht Chris’ Schuld, ermahnte sich Bridget. Er wird
es schon noch hinbekommen. Im Grunde ist es eine reine Übungssache.
»Los, geh schon«, flüsterte sie Frank mit einem verständnisvollen Nicken zu. »Ich weiß doch, dass du alles dafür geben würdest, deine Tochter um diesen Tanz zu bitten.«
Und so ging Frank zu Chris hinüber und tippte ihm auf die Schulter.
»Du bist schöner als jede andere hier«, flüsterte Chris gerade Lauren zu, und Frank konnte sich mit einem Mal ein wenig für diesen Jungen erwärmen.
Als Laurens Gesicht
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